Vorbemerkung zur deutschen Übersetzung: Der folgende Text wurde ursprünglich 2017 auf Englisch unter dem Titel „Oppressor and Oppressed Nations: Sketching a Taxonomy of Imperialism” veröffentlicht. Eine spanische Version erschien wenig später. Nun regten Genoss:innen aus der Schweiz eine deutsche Übersetzung an und gewannen anarchismus.de als Forum. Wer den Text als Positionierung zu spezifischen geopolitischen Konflikten liest, missversteht ihn. Seine Absicht ist es, den Rahmen zu skizzieren, in dem diese zu analysieren sind.
Seit einigen Jahren gibt es in der Linken wieder ein stärkeres Interesse am Antiimperialismus. Analytisch ist das zu begrüßen, nachdem die globale ökonomische Ungerechtigkeit einer der offensichtlichsten Widersprüche der kapitalistischen Ordnung bleibt. Bis in die 1970er Jahre war der Antiimperialismus zentraler Aspekt antikapitalistischer Kämpfe. Danach verschwand er vom Radar vieler Linker. Zu den Gründen zählten der Niedergang nationaler Befreiungsbewegungen mit sozialistischer Orientierung bzw. das oft enttäuschende Resultat ihrer Machtergreifung; die Niederlage der bewaffneten antiimperialistischen Gruppen in der Metropole; der Zerfall der Sowjetunion und dessen Konsequenzen; die Übernahme antiimperialistischer Rhetorik durch reaktionäre Kräfte; die Überlappung von Antiimperialismus und Antisemitismus; und eine analytische Faulheit, die die Komplexität politischer Kämpfe durch vereinfachte Gut-Böse-Schemata ersetzte.
Zu den Gründen für das neu entfachte Interesse am Antiimperialismus zählen die Sackgassen postmoderner Machttheorie, die so viele Formen der Unterdrückung aufdecken, dass es schwierig ist, auch nur eine von ihnen ordentlich zu analysieren und zu bekämpfen; die Notwendigkeit, effektiven linken Widerstand sowohl gegen den Neoliberalismus als auch den Faschismus zu organisieren; die Rückkehr internationalistischer Perspektiven durch Kämpfe in der Peripherie, etwa in Kurdistan; und die sich fortsetzende bzw. wachsende Ungleichheit in der Verteilung des Reichtums, die auch von Autor:innen betont wird, die alles andere als Radikale sind, beispielsweise Thomas Pikkety (Das Kapital im 21. Jahrhundert, 2013) oder Branko Milanovic (Die ungleiche Welt, 2016). Zu den linken Buchpublikationen, die für die gegenwärtigen Diskussionen relevant sind, zählen Zak Copes Divided World Divided Class (2012), Samir Amins The Implosion of Contemporary Capitalism (2013), der Band Turning Money into Rebellion (2014; dt. Bankraub für Befreiungsbewegungen), die Sonderausgabe des Monthly Review zu „The New Imperialism“ (2015) und John Smiths Imperialism in the Twenty-First Century (2016).
Trotz dieser Unterlagen bleibt das Verständnis dessen, was Imperialismus ist und wie er sich ausdrückt, verworren. Manchmal wird der Begriff als Synonym für Kolonialismus gebraucht, manchmal wird auf ihn zurückgegriffen, sobald ein Land ein anderes angreift, ungeachtet der Gründe. Antiimperialismus steht in seiner vulgärsten Form schlicht für Antiamerikanismus. Das ist keine Basis für effektiven politischen Widerstand. Wollen wir den Imperialismus bekämpfen (was für antikapitalistische Politik notwendig ist), müssen wir verstehen, worum es sich bei diesem handelt, wie er funktioniert und wie er am besten anzugreifen ist. Dafür ist es notwendig, einige Abstraktionen in eine Sprache zu übersetzen, die sie für Aktivist:innen greifbar macht. Abstraktionen können wichtig sein, doch wenn sie in Elfenbeintürmen gefangen bleiben, werden sie kaum politische Aktionen anregen. Wie lassen sich „Monopolkapitalismus“, „Überausbeutung“ oder „ungleicher Tausch“ bekämpfen? Zu den konkretesten Fragen, die Antworten brauchen, gehören: Wer profitiert vom Imperialismus? Gibt es Zentren imperialistischer Macht? Welche sind seine Schwachstellen?
In den 1970er Jahren, als die antiimperialistische Bewegung auf ihrem Höhepunkt war, ließ sich die Welt scheinbar in relativ einfache Kategorien einteilen: Die Nationen der Ersten Welt waren die Schurken, die der Dritten Welt die Opfer, und die der Zweiten Welt – je nach ideologischer Orientierung – Unterstützer der Dritten Welt, neutral oder selbst Imperialisten. Heute stellen sich die Dinge komplizierter dar – oder, sagen wir, die Komplikationen sind deutlicher geworden.
Immanuel Wallersteins Weltsystemtheorie, die mit den Kategorien des Zentrums, der Semi-Peripherie und der Peripherie operierte, bedeutete eine Differenzierung, war aber nicht ohne Probleme. Sie baute stark auf ökonomische Daten auf, schenkte den Unterschieden innerhalb der Kategorien wenig Beachtung und konnte die oft großen Widersprüche innerhalb der Kategorien nicht immer befriedigend erklären. Eine Taxonomie des Imperialismus muss nicht nur die Beziehungen zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur berücksichtigen, sondern auch die zwischen Nationalstaaten und Klassen.
Die vorliegende Skizze kann keine Antworten auf große Fragen liefern. Ihr Anspruch ist, Diskussionen förderlich zu sein, die die Komplexität des Imperialismus einfangen, um antiimperialistischen Widerstand zu stärken. Fragen, die die Skizze anregten, waren unter anderem die folgenden:
Dem Text zugrunde liegen langjähriges Engagement in internationalistischen Initiativen, Literaturstudien und vor allem ausgedehnte Reisen, auf denen ich mit Arbeiter:innen und Bäuer:innen ebenso diskutieren konnte wie mit Aktivist:innen und Akademiker:innen. Während sich der Text hoffentlich für ein breites Publikum eignet, richtet er sich in erster Linie an internationalistische Aktivist:innen im Globalen Norden. Unser Widerstand gegen globale Herrschaftsstrukturen wird wesentlich von unserer Position in diesen bestimmt.
Die Frage, ob ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Politik als imperialistisch zu bezeichnen sind, ist in erster Linie eine definitorische Frage. Ob China ein imperialistisches Land ist, beruht nicht auf dessen „Wesen“, sondern darauf, ob das Land in einer Weise agiert, die mit unserer Definition des Imperialismus übereinstimmt. Jede Diskussion über den Imperialismus wird scheitern, wenn wir uns schon bei der Definition in die Haare kriegen. Es gibt Kriterien, die im Allgemeinen als Kennzeichen guter Definitionen anerkannt sind: Sie sollten kohärent und deutlich sein, nicht zu breit, aber auch nicht zu eng usw. Es gibt jedoch keinen objektiven Maßstab, anhand dessen sich die beste aller möglichen Definitionen bestimmen ließe. Damit der folgende Text Sinn macht, muss ich die Leser:innen daher bitten, die folgende Arbeitsdefinition des Imperialismus zu akzeptieren, ungeachtet ihrer möglichen Schwächen.
Ich folge keiner streng marxistischen Definition. In seiner Schrift Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (1917) definiert Lenin den Imperialismus wie folgt: „Der Imperialismus ist der Kapitalismus auf jener Entwicklungsstufe, wo die Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals sich herausgebildet, der Kapitalexport hervorragende Bedeutung gewonnen, die Aufteilung der Welt durch die internationalen Trusts begonnen hat und die Aufteilung des gesamten Territoriums der Erde durch die größten kapitalistischen Länder abgeschlossen ist.“ Diese ökonomische Bestimmung des Imperialismus ist in der Linken von großer Bedeutung, doch es gibt auch andere. Edward Said definiert den Imperialismus in seinem Klassiker Kultur und Imperialismus (1993) als „die Praxis, die Theorie und die Verhaltensstile eines dominierenden großstädtischen Zentrums, das ein abgelegenes Territorium beherrscht“.
Die Arbeitsdefinition, die hier Anwendung findet, ist die folgende: Der Imperialismus ist ein System, in dem ein Konglomerat aus Kapitalist:innen, Politiker:innen und Sicherheitskräften über ein bestimmtes Territorium und dessen Bevölkerung die Kontrolle übernimmt, um sich selbst zu bereichern. Um das Territorium zu kontrollieren, werden ideologische Mittel angewandt (Rassismus), kulturelle (Missionierung), politische (direkter oder indirekter Kolonialismus), ökonomische (Ausbeutung) und militärische (Militärbasen, Söldnertruppen, abhängige lokale Sicherheitskräfte). Ein charakteristisches (wenn auch nicht notwendiges) Kennzeichen imperialistischer Mächte ist es, einen Teil des gewonnen Reichtums an die Bevölkerung der Heimatländern zu verteilen. Dadurch sichern sie sich die Unterstützung des imperialistischen Projekts. Arbeiteraristokratien sind ein inhärenter Teil der imperialistischen Ordnung.
Es ist wichtig festzuhalten, dass Imperialismus nicht einfach für den Wunsch nach Expansion steht. Menschen haben immer um Territorien gekämpft. Es gibt einen Wettstreit um Ressourcen. Das alleine ist jedoch nicht Imperialismus. Imperialismus bedeutet, die eigene Einflusssphäre systematisch auszudehnen und Unterdrückung und Ausbeutung zu institutionalisieren. Die ehemalige Sowjetunion lässt sich nur als imperialistische Macht bezeichnen, wenn wir sie nicht als sozialistischen, sondern als staatskapitalistischen Staat begreifen. In halte diese Analyse für richtig. Dasselbe gilt für das heutige China.
Die Terminologie, auf die wir in Zusammenhang mit dem Imperialismus stoßen, ist oft dualistisch. Die Welt wird in zwei Lager eingeteilt. Lenin sprach von „unterdrückenden“ und „unterdrückten“ Ländern. Dieser Dualismus spiegelt sich in den Gegensätzen zwischen der Ersten und der Dritten Welt, der Metropole und der Peripherie oder dem globalen Norden und einem globalen Süden wider. Dualismen können manchmal hilfreich sein, doch bei näherer Betrachtung erweist sich alles als komplexer.
In ihrem einflussreichen Buch Empire (2000) meinten Michael Hardt und Toni Negri, der Imperialismus sei „vorbei“. Sie verwiesen auf die „immer geringere Souveränität der Nationalstaaten“ und deren „ständig steigende Unfähigkeit, ökonomischen und kulturellen Tausch zu regulieren“. Sie meinten, dass wir „die Erste Welt ständig in der Dritten finden, die Dritte in der Ersten und die Zweite fast nirgends“. Nun. Der Imperialismus ist nicht vom Modell der drei Welten abhängig. Es ist falsch zu behaupten, dass ökonomische Macht keinen Ort mehr hat, und dass sich Unterdrücker und Unterdrückte auf dem Planeten frei vermischen. Niemand, der Paris und Niamey kennt, kann ernsthaft so etwas behaupten, auch wenn es in Paris extreme Armut und in Niamey obszönen Reichtum geben mag. Nationalstaaten haben in der globalisierten Welt weder an Bedeutung noch an Macht verloren. Ja, multinationale Konzerne haben im Neoliberalismus einen bedeutenden Einfluss auf internationale Beziehungen, doch trotz der Macht der Konzerne, trotz Freihandelsabkommen und der Bedeutung internationaler Institutionen wie der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds sind die Nationalstaaten weiterhin wesentliche Elemente der globalen Ordnung und hauptverantwortlich für die Administration des Kapitals.
Auch für die Verteilung des globalen Reichtums sind sie von zentraler Bedeutung. Unsere Staatsbürgerschaft entscheidet wie kein anderes Merkmal über die Möglichkeiten die wir in unserem Leben haben – über Zugang zu gesellschaftlichen Reichtum und damit verbundenen Privilegien. Die Macht der multinationalen Konzerne mag sich über die Erdkugel erstrecken, doch ihre Interessen sind vor allem mit den herrschenden Klassen der reichen Länder verbunden. Eine Skizze der imperialistischen Ordnung kommt an den Nationalstaaten nicht vorbei. Wobei: Sie muss auch Gesellschaften berücksichtigen, die keinen eigenen Staat haben – von den First Nations des amerikanischen Kontinents über die Bask:innen in Europa bis zu den Kurd:innen des Nahen Ostens. Die kollektive Identität vieler Gesellschaften beruht auf einer gemeinsamen Sprache und Kultur ebenso wie auf einer engen Verbindung mit dem als Heimat verstandenen Territorium.
Privilegien lassen sich nicht ausschließlich über die Staatsbürgerschaft bestimmen. Selbst in den ärmsten Ländern gibt es nationale Bourgeoisien, die vom Imperialismus profitieren, und Expat-Gemeinden, die als Agenten des Imperialismus agieren. In den imperialistischen Ländern gibt es undokumentierte Migrant:innen. Es gibt ein Stadt-Land-Gefälle. Es gibt Millionen von Frauen, die das ausmachen, was Maria Mies als „letzte Kolonie“ bezeichnete. Das imperialistische System ist vom Patriarchat nicht zu trennen. All dies gilt es in Imperialismus-Studien zu berücksichtigen, auch wenn es im Rahmen dieses Textes nicht geschehen kann. Auf einige der besagten Aspekte werd eich jedoch in den abschließenden Bemerkungen zu antiimperialistischer Praxis zurückkommen.
Die folgende Skizze verwendet drei Hauptkategorien: imperialistische Länder, subimperialistische Länder und unterdrückte Länder. Jede dieser Kategorien wird in mehrere Unterkategorien unterteilt. In manchen Ländern stoßen wir auf mehrere dieser Kategorien. Die folgenden Kategorisierungen sind beileibe nicht die einzig möglichen. Die hier präsentierte Skizze erhebt keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit. Manche Länder bzw. Gesellschaften lassen sich vielleicht besser anders kategorisieren. Die hier präsentierte Skizze will einen Rahmen abstecken, in dem wir gemeinsam die Analyse des Imperialismus und den antiimperialistischen Widerstand voranbringen können.
Das imperialistische Zentrum besteht aus jenen Ländern, deren Bevölkerungen vom imperialistischen System profitieren. Jedes Land hat eine Klasse, die vom imperialistischen System profitiert, aber nur die imperialistischen Kernländer können die Profite auf die gesamte Bevölkerung verteilen. Imperialistische Kernländer sind kaum in Gefahr, an den Rand der imperialistischen Ordnung gedrängt zu werden. Das Machtgleichgewicht zwischen ihnen kann sich verändern, doch ökonomische, politische und militärische Gründe sichern ihre Position im imperialistischen System. Imperialistische Kernländer tragen mehrere (wenn auch nicht zwangsläufig alle) der folgenden Merkmale in sich: ein starkes produktives Kapital und Finanzkapital, militärische Macht, strukturellen Rassismus, eine günstige geografische Lage und eine „Weltsprache“ als Landessprache, oft Englisch.
Es ist für imperialistische Kernländer nicht notwendig, dass sie Kolonialmächte waren. Der Kolonialismus ist Teil des imperialistischen Systems, aber keine notwendige Voraussetzung, um von diesem zu profitieren. Der Imperialismus ist umfassender als der Kolonialismus. Manche ehemalige Kolonien (allen voran die USA) gehören heute zum imperialistischen Zentrum, während manche ehemaligen Kolonialmächte (etwa Spanien und Portugal) zur imperialistischen Peripherie gehören.
Es wäre ein Fehler, die imperialistischen Kernländer mit den Ländern gleichzusetzen, die zu Gipfeln wie dem G20 geladen werden. Manche Länder nehmen an diesen Gipfeln teil, weil sie für die imperialistische Ordnung wichtig sind (z.B. Indien und Indonesien), und nicht, weil sie zum imperialistischen Kern gehören. Gegenwärtig sind die imperialistischen Kernländer homogen. Manchmal können sie sich in mehrere Blöcke aufteilen. So geschah es während des Kalten Krieges, als die Triade (Nordamerika, Westeuropa, Japan) der Sowjetunion gegenüberstand. Die imperialistischen Kernländer lassen sich in vier Unterkategorien aufteilen:
Die imperialistische Peripherie besteht aus Ländern, deren Bevölkerungen aus einem oder mehreren der folgenden Gründe von der imperialistischen Ordnung profitieren: weiße Vorherrschaft, geografische Nähe zu den Kernländern, politische Allianzen und Handelsbeziehungen. Gleichzeitig werden sie von den Kernländern ausgebeutet. Diese Länder lassen sich in zwei Unterkategorien aufteilen:
Die imperialistische Dependenz besteht aus Ländern, die spezifische Rollen im imperialistischen System einnehmen, etwa als kosteneffiziente Produktionsstätten, Zulieferer von Rohstoffen, Steuerparadiese, exklusive Urlaubsziele oder Heimstätten von Militärbasen. Diese Länder profitieren von der imperialistischen Ordnung, befinden sich aber in völliger Abhängigkeit von den Kernländern. Die imperialistische Dependenz lässt sich in vier Unterkategorien aufteilen:
Subimperialistische Länder sind Länder mit imperialistischen Ambitionen außerhalb des imperialistischen Zentrums. Sie können als regionale imperialistische Mächte agieren und/oder darauf abzielen, Teil des imperialistischen Zentrums zu werden. Auch imperialistische Kernländer, die regionale Machtzentren ausmachen, tragen subimperialistische Züge, etwa Australien in der asiatisch-pazifischen Region. Subimperialistische Länder lassen sich in fünf (sehr unterschiedliche) Unterkategorien einteilen:
Unterdrückte Länder sind Länder, deren Bevölkerungen zum größten Teil Opfer der imperialistischen Ordnung sind, auch wenn es in ihnen nationale Bourgeoisien und Expat-Gemeinden gibt, die von dieser profitieren.
Diese Kategorie inkludiert die meisten Länder Asiens, Afrikas, der Karibik, Lateinamerikas und Ozeaniens. Es gibt zwischen den Ländern dieser Kategorie große Unterschiede (Ägypten ist nicht der Tschad und Malaysia nicht Vanuatu), aber alle werden im Kontext der imperialistischen Ordnung ausgebeutet und können kaum Einfluss auf globale Machtstrukturen nehmen. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind auf der Basis ihrer jeweiligen Geschichte, kolonialer und neokolonialer Regimes, Ressourcen (Rohmaterialien wie Arbeitskraft), Größe, geographischer Lage und Rassifizierung der Bevölkerung zu analysieren.
Die Kategorie beinhaltet auch Gesellschaften ohne eigenen Nationalstaat, mit Ausnahme derer, die zur imperialistischen Peripherie zählen (siehe oben). Das bedeutet konkret die Bevölkerungen besetzter Gebiete wie Palästina oder der West-Sahara; Gesellschaften, die sich auf verschiedene Nationalstaaten aufteilen, wie die Kurd:innen; indigene Gesellschaften in den Amerikas und in Ozeanien; reisende Gesellschaften wie die Roma und Sinti; und die indigenen Bevölkerungen der französischen und amerikanischen Übersee-Territorien. Angehörige dieser Gesellschaften können aufgrund ihrer partiellen Integration ins imperialistische Zentrum relativ privilegiert sein, doch den Gesellschaften selbst wird Selbstbestimmung vorenthalten.
Auf der Basis dieser Skizze ergeben sich für eine antiimperialistische Praxis folgende Implikationen: