Der Begriff entstand Anfang der 70er Jahre durch US-amerikanische Radikalfeminist:innen.
Der kommunistische Anarchismus nach Kropotkin bildet das politische Gerüst zur feministischen Revolutionierung der Gesellschafft.
Abgrenzung zur ursprünglichen Frauenbewegung, da diese in der Regel lediglich für eine Gleichstellung von Frauen im kapitalistischen System kämpften.
Die Abschaffung des Patriarchats reicht nicht aus um alle FLINTA+ zu befreien, da das Patriarchat nur eine von vielen Herrschaftsformen ist.
Anarchafeminist:innen führen einen ganzheitlichen Kampf gegen alle Unterdrückungsmechanismen und für die Abschaffung jeglicher Herrschaft.
Die Abschaffung hierarchischer Strukturen schließt eine Mitarbeit in staatstragenden Institutionen aus und lehnt Reformismus ab.
Die Revolutionierung der Gesellschaft muss auf vielen verschiedenen Ebenen (politisch, ökonomisch, persönlich…) vorangetrieben werden. Unter anderem durch…
Für die Befreiung von FLINTA+ bedarf es einer permanenten Reflexion der persönlich verinnerlichten patriarchalen Strukturen und somit ebenfalls eine grundsätzliche Veränderung der männlichen Genossen.
Feminismus und Anarchismus müssen als gleichwertig anerkannt und betrachtet werden. Sonst besteht die Gefahr, dass die patriarchale Unterdrückung in den Hintergrund rückt und nur noch "nebenbei" bekämpft wird.
Emma Goldman (* 27. Juni 1869 in Kaunas, Litauen; gest. 14. Mai 1940 (Toronto, Kanada) war eine US-amerikanische Anarchistin und Friedensaktivistin, die auch unter dem Namen "Rote Emma" bekannt war.
Mehr erfahrenDer Begriff Anarchafeminismus entstand aus den Diskussionen US-amerikanischer Radikalfeministinnen. Diese hatten bei der Suche nach einem politischen Gerüst, um die feministische Revolutionierung der Gesellschaft voranzutreiben, die Prinzipien des kommunistischen Anarchismus Kropotkins für sich entdeckt und eine große Übereinstimmung zu ihren eigenen Überzeugungen festgestellt.
Durch die Übersetzung der Texte von US-Amerikanerinnen wie Peggy Kornegger und Carol Ehrlich erreichten anarchafeministische Diskussionen Mitte der siebziger Jahre die BRD. Hier wurden sie in feministischen Kreisen zunächst ignoriert, dafür aber in der (männerdominierten) anarchistischen Bewegung positiv aufgenommen. Der anarchafeministische Ansatz schien eine Möglichkeit zu bieten, Feministinnen für die anarchistische Bewegung zu gewinnen. Die Rezeption anarchafeministischer Ideen durch die männlich dominierte Bewegung nahm ihnen viel von ihrer bedrohlichen Infragestellung und Herausforderung männerdominierter Strukturen und führte dazu, dass Feminismus als genuin anarchistisch begriffen wurde. Das bot die Möglichkeit, ihn und seine Vertreterinnen, die meist in autonomen Frauenbewegungen organisiert waren, der anarchistischen Bewegung einzuverleiben. >> Die anarchistische Diskussion um den Anarchafeminismus geriet so zur arroganten männlichen Spitze gegen Separatismus der autonomen Frauenbewegung und wurde in diesem Sinne (…) begeistert aufgegriffen. << Anarchistinnen verstärkten diese Tendenz noch, indem sie sich von der autonomen Frauenbewegung distanzierten und betonten, dass der Anarchismus schon von seinem Anspruch her die Kämpfe der Frauen beinhalte und sie als Anarchistinnen mit den Männern gemeinsam für eine befreite Gesellschaft kämpfen müssten.
Silke Lohscheider beschreibt in ihrem Buch eine Problematik mit der leider auch heutige (Anarcha)Feminist:innen teilweise noch konfrontiert werden. Der Kampf gegen das Patriarchat mit seinen feministischen Forderungen wird teilweise nicht ernst genug genommen, sondern sie werden als Teil eines übergeordneten Kampfes gesehen, für den man als Anarchist automatisch einsteht. Die Notwendigkeit, sich mit den eigenen patriarchalen Strukturen der eigenen Bewegung auseinanderzusetzen, wird dadurch verneint. Frauen, die dennoch den Sexismus in ihren Gruppen offensiv angehen oder sich in autonomen Frauengruppen organisieren, müssen sich als Separatistinnen diffamieren lassen, die (noch) nicht erkannt haben, dass die Männer ja auf ihrer Seite stehen. (1)
Auch wenn der Begriff des Anarchafeminismus erst Anfang der siebziger Jahre entstanden ist, waren feministische Kämpfe und die patriarchalen Strukturen der eigenen anarchistischen Bewegung schon immer Teil der Auseinandersetzungen. Emma Goldman, Louise Michel oder die Mujeres Libres sind gute Beispiele um die Wichtigkeit des Anarchafeminismus zu begreifen. Auch wenn sie sich zu Lebzeiten nicht als Anarchafeminist:innen bezeichneten, so würden sie dies heute garantiert voller Überzeugung kundtun.
(1) Silke Lohscheider u.a.: AnarchaFeminismus – Auf den Spuren einer Utopie, März 2018, S. 167 – 168
Louise Michel wurde am 20. April 1830 in Vroncourt, Ostfrankreich, geboren und wuchs bei den Großeltern auf; sie hatte eine glückliche Kindheit, denn ihre Großeltern, geprägt von der französischen Revolution, erzogen sie mit viel Liebe und Nachsicht.
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