"Ein Nachbar aus der Hölle": Interview mit einem australischen Anarchisten


die plattform - anarchakommunistische Foederation
Aktuelles Interview Australien

Die Melbourne Anarchist Communist Group (MACG) ist eine seit Anfang der 2000er Jahre bestehende australische plattformistische Organisation. Seit der Gründung der Plattform standen wir im Rahmen der internationalen Vernetzung plattformistischer und especifistischer Organisationen mit ihr und anderen Organisationen der ozeanischen Weltregion im losen Kontakt. Ende September 2023 besuchte ein Mitglied von MACG Westeuropa. Neben Abstechern nach Frankreich und Großbritannien kam er für ein paar Tage auch auf unsere Seite des Rheins. In Köln und Dortmund hielt er auf die Einladung unserer Lokalgruppen hin zwei Vorträge über die gegenwärtige politische Lage in Australien und die Arbeit seiner Organisation. Nach dem Vortrag in Köln baten wir ihn um ein Interview, das wir in einer WG-Küche führten...

Die Plattform (DP): Schön, dass es geklappt hat, Genosse. Kannst du dich erstmal vorstellen?

Eko (E): Natürlich. Mein Name ist Eko, ich bin Mitte dreißig und arbeite als Lehrer an einer Schule. Ich bin Mitglied der Melbourne Anarchist Communist Group und darüber hinaus vor allem gewerkschaftlich aktiv.

DP. Kannst du uns erstmal etwas dazu sagen, wie du Anarchist geworden bist?

E: Mich hat eine Reihe an Faktoren radikalisiert. Natürlich die Klimakrise. Aber auch die Frage von Geflüchteten in Australien. Heute Abend habe ich die Geschichte der MV Tampa erzählt. Ein Schiff voller Geflüchtete, das 2001 auf hoher See von der australischen Regierung festgesetzt wurde. Das hat mir die Frage des Asylrechts und die schrecklichen Dinge, die die australische Regierung getan hat und tut, sehr bewusst gemacht. Das hat mich vermutlich in Richtung Sozialdemokratie gebracht. Aber es war die Erkenntnis, dass es keine Lösung der Klimakrise im Kapitalismus gibt, die mich endgültig zum Anarchismus gebracht hat.

DP: Was wurde daraus? Hast du dich anarchistisch organisiert?

E: Ich habe damals in einer kleinen ländlichen Stadt in Victoria gelebt. Dort wo ich war gab es keine anarchistische Bewegung. Also habe ich mich dem Schreiben gewidmet. Ich habe einen Blog eröffnet - das war damals sehr beliebt - und hab dann Kontakt aufgebaut zu einer kleinen anarchistischen Gruppe in Melbourne. Ich bin dann dieser Gruppe beigetreten und in der Zeit etwa 300 Kilometer zu den Treffen gependelt. Irgendwann bin ich nach Melbourne gezogen, um dort an politischen Aktivitäten teilzunehmen.

DP: Was hast du dann politisch gemacht als du in Melbourne warst?

E: Vor meinem Umzug war ich vor allem in die Verteidigung von Kliniken involviert. In meiner Stadt gab es eine Abtreibungsklinik, die regelmäßig von religiösen Fundamentalist:innen blockiert wurde und wir organisierten uns, um Patient:innen hineinzubegleiten, ohne dass diese belästigt wurden. Daneben habe ich mich an Geflüchteten-Kampagnen beteiligt. Ein Hauptproblem waren Abschiebungen - die auch heute noch ein Problem sind. Die australische Regierung schiebt regelmäßig Menschen in Länder ab, wo ihnen Verfolgung, Folter oder sogar der Tod drohen. Und unter diesen Umständen haben wir Blockaden von Abschiebezentren organisiert, haben Flüge verhindert und allgemein Demos dagegen organisiert. 2014 haben wir als Gruppe versucht, eine Gewerkschaft erwerbsloser Arbeiter:innen anzustoßen. Das hat aber nirgendwo hin geführt. Ab 2015 war ein großer Teil unserer Arbeit antifaschistische Arbeit. Aber dafür müsste ich euch vermutlich etwas Kontext geben...

DP: Dann gib ihn uns!

E: Australien hatte immer eine kleine extreme Rechte. Meiner Meinung nach war sie hauptsächlich deshalb so klein, weil historisch die Position, die eine extreme Rechte eingenommen hätte, vom Staat eingenommen wurde. Also politische Maßnahmen der weißen Vorherrschaft, Kampagnen gegen Migrant:innen und Geflüchtete. Das war in den letzten 150 Jahren die Agenda des australischen Staates. In 2014 gab es einen Anstieg anti-muslimischer Stimmungen und den Aufstieg einer Organisation namens "Reclaim Australia". Wir erkannten die Leute hinter dieser Organisation als alte Teile der Neonazi-Szene und kamen zu dem Schluss, dass sie versuchten in den politischen Mainstream einzudringen, indem sie an die anti-muslimischen Stimmungen anknüpften. "Reclaim Australia" organisierte eine Serie an Kundgebungen mit tausenden Teilnehmer:innen und wir warfen uns selbst in eine Kampagne von Gegenprotesten und Störungen, die sich gegen "Reclaim Australia" und die rechtsextremen Organisationen richteten, die aus ihnen hervorgingen. Einerseits war die Kampagne ziemlich erfolgreich. Unsere Analyse war, dass wenn wir klar machen, dass sie Neonazis sind und Gegenproteste organisieren, dass wir dann einen Keil zwischen den hart rechten Kern und der weniger extremen rassistischen Basis treiben können. Die Konsequenz dieser Kampagne war, dass es unmöglich wurde für diese Gruppe, zu Kundgebungen aufzurufen. Die andere Konsequenz war, dass wir eine signifikante Reaktion der Polizei und dem Staat spürten. Ihre Maßnahmen gegen Linke und Protest wurden substantiell erweitert. In Victoria, wo ich war, wurden entsprechende Gesetze durchgebracht, die auf uns abzielten. Das waren zum Beispiel Vermummungsverbote oder Mindeststrafen für Angriffe auf Polizist:innen und sowas. Die extreme Rechte wandte sich akzelerationistischen (1) Ideen zu und versuchte kleinere Kaderorganisationen zu schaffen. Ich schätze daraus ging der Killer von Christchurch hervor. Eine kleine, virulente Nazi-Bewegung bleibt bestehen, gegen die wir weiter Proteste organisieren. Aber so wie es jetzt aussieht, ist das Risiko eines politischen Ausbruchs in den Mainstream erstmal gebannt. Das wäre etwas ganz anderes gewesen als vereinzelte Propaganda oder Angriffe auf Einzelpersonen. Und 2015 sah es so aus, als ob es in diese Richtung gehen könnte. Ihre Politik hat sich seitdem verändert. Jetzt schaut die extreme Rechte mehr auf afrikanische Migrant:innen, weniger auf Muslime. Jetzt orientieren sie sich auch mehr gegen LGBTIQ- und trans Personen.

DP: Ein großer Teil deiner politischen Arbeit war und ist auch Basisorganisierung an deinem Arbeitsplatz. Kannst du beschreiben, warum das so wichtig ist?

E: Weil die Macht, die in der Lage ist den Kapitalismus zu überwinden, die Arbeiter:innenklasse ist. Und die Arbeiter:innenklasse hat ihre größte Macht am Ort der Produktion. Nur durch Organisierung dort können wir die größtmögliche Macht erlangen, den Zugang des Kapitalismus zu Produktion und Profit zu stören.

DP: Und wie genau sieht deine tägliche Arbeit als Gewerkschafter aus?

E: Unsere Orientierung ist der Wiederaufbau einer "rank-and-file"-Gewerkschaftsbewegung (2) innerhalb der Gewerkschaftsbewegung. Was ich meine ist eine Bewegung des Teils der Arbeiter:innen, die kämpfen wollen, die sich organisieren wollen, nicht nur gegen die Bosse aber auch gegen die Gewerkschaftsbürokratie und die militante (3) Taktiken und radikale Demokratie in den Gewerkschaften für notwendig erachten. In der Praxis bedeutet das, dass wir an unserem Arbeitsplatz versuchen, die Gewerkschaft aufzubauen und gleichzeitig versuchen schon die "rankand-file"-Struktur mitaufzubauen. Im Idealfall nimmt das die Form von Arbeitsplatz-Komitees und von Netzwerken an der Basis der Gewerkschaften an. Ich arbeite als Lehrer. Meine Praxis sieht so aus, dass ich an meinem Arbeitsplatz Mitglied der Gewerkschaft bin, aber dass ich mich auch daran beteilige, mich mit anderen Lehrer:innen in anderen Schulen zu vernetzen, die wie ich die Notwendigkeit kämpferischer Taktiken sehen.

DP: Zusätzlich zu deiner Gewerkschaftsarbeit bist du auch Mitglied der Melbourne Anarchist Communist Group. Kannst du uns etwas über euch erzählen?

E: Melbourne Anarchist Communist Group tritt ein für den anarchistischen Kommunismus. Unsere praktische Arbeit heute besteht aus der "Political Anarchist School", ein regelmäßiges Format der anarchistischen Bildung, wir betreiben einen kleinen Newsletter namens "The Anvil" und veröffentlichen dort Analysen aktueller politischer Themen aus anarchistisch-kommunistischer Perspektive und darüber hinaus organisieren wir uns als Mitglieder in Kampagnen und sozialen Bewegungen, vor allem aber in der Gewerkschaftsbewegung. Wir sehen die Notwendigkeit einer anarchistisch-kommunistischen Organisation, die die "rank-and-file"-Ebene aufbaut und dort um Positionen kämpft.

DP: Du hast aktuelle Ereignisse und andere soziale Bewegungen erwähnt. Wo genau seid ihr außerhalb der Gewerkschaftsbewegung aktiv?

E: In Melbourne aktuell vor allem antifaschistische Arbeit. Zum Beispiel eine Kampagne gegen das "National Socialist Network", aber auch gegen andere extrem rechte Kräfte in der Stadt.

DP: Gibt es aktuell andere anarchistische Gruppen außerhalb von Melbourne, die eine ähnliche politische Linie vorantreiben?

E: Es gibt kleine anarchistisch-kommunistische Gruppen in Melbourne, Geelong, Sidney und Brisbane. Und es gibt eine laufende Diskussion unter einigen dieser Gruppen über die Notwendigkeit der Schaffung einer allgemeinen anarchistisch-kommunistischen Föderation in Australien. Die radikale Linke in Australien ist klein und vergleichsweise marginal. Historisch wurde sie dominiert durch Trotzkist:innen in der Tradition der britischen Socialist Workers Party. Aber sie haben vor kurzem eine Wendung hin zur Wahlpolitik gemacht und entwickeln sich meiner Meinung nach dadurch weg vom Klassenkampf. Sonst gibt es ein breiteres anarchistisches Milieu mit manchmal insurrektionalistischen, manchmal lifestyle-anarchistischen Gruppen, oft auf EinThemen-Kampagnen fokussiert.

DP: Kommen wir zur aktuellen Situation in Australien. Was glaubst du ist das drängendste Thema in Australien für die revolutionären Anarchist:innen?

E: Es gibt eine Reihe an Themen, die besonders drängend sind. Der Fokus unserer Arbeit ist natürlich die Arbeiter:innenklasse. Aber der Organisierungsgrad der Arbeiter:innenklasse ist sehr gering. Etwa 11 Prozent der Bevölkerung ist irgendwie mit einer Gewerkschaft verbunden, aber die allermeisten von ihnen sehen ihre Mitgliedschaft nur als eine Versicherung und nicht als politisches Statement. Es spiegelt nicht eine wirkliche Organisierung der Arbeiter:innenklasse wider. Also ist der Wiederaufbau eines überhaupt relevanten Grades an Macht der Arbeiter:innenklasse ein drängendes Thema. Die Klimakrise und Australiens Rolle darin ist ebenfalls von herausragender Bedeutung. Australien ist ein großer Produzent fossiler Brennstoffe und ein großer Kohleexporteur. Formell hat sich unsere Regierung dazu verpflichtet, bis 2050 das Land emissionsfrei zu machen, genehmigt aber regelmäßig neue Kohleminen. 25 neue oder erweiterte Minenprojekte stehen aktuell an. Wenn sie wirklich umgesetzt werden, dann würden diese Projekte so viele Emissionen austoßen, dass es jede Anstrengung des Rests der Welt, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen, irrelevant machen würde. Kommen wir zu anderen großen Themen. Da ist die Position Australiens in der weltweiten imperialistischen Struktur. Die australische Regierung hat kürzlich ein Abkommen mit den USA und dem Vereinigten Königreich geschlossen, dass vorsieht, dass diese Australien mit nuklear betriebenen U-Booten beliefern. Die australische Regierung will dafür 300 Milliarden Dollar (4) ausgeben. Wir schauen uns das an und sehen, was hier passiert: Die australische Regierung schließt sich den USA an in einem potentiellen Krieg mit China. Auf der Weltbühne stellt sich Australien gerne als unschuldige Macht und in Beziehung zu China als eine Art Opfer chinesischer Außenpolitik dar. Tatsächlich aber ist Australien eine imperialistische Macht, ein Nachbar aus der Hölle würde ich das nennen.

Im Pazifik nutzt Australien seine Beziehung mit den USA und seine Verwicklung in das imperialistische außenpolitische System der USA, um die Beherrschung und Ausbeutung seiner Nachbarländer voranzutreiben - besonders Papua Neuginea, Timor Leste und etwa ein halbes Dutzend anderer pazifischer Staaten. Papua Neuginea zum Beispiel ist reich an Ressourcen aber verarmt. Australische Firmen dominieren die Förderung von Mineralien und anderen Ressourcen. Timor Leste war besonders reich an Gas- und Ölressourcen. Australien spielte eine besondere Rolle darin, dass Timor Leste unabhängig von Indonesien wurde und nutzte diese Position dann, um den Großteil dieser Ressourcen unter seine Kontrolle zu bringen. Australien interveniert regelmäßig in seinen Nachbarstaaten, insbesondere auf den Salomonen. Aber die Situation verändert sich. Die Salomonen haben kürzlich eine Art Sicherheitsabkommen mit China geschlossen. Für das australische Kapital stellt das eine fundamentale Bedrohung dar für seine Fähigkeit, so zu handeln, wie bisher. Die Idee, dass pazifische Staaten eine Alternative wählen können, anstatt den Imperialismus der USA und Australiens einfach zu akzeptieren, ist empörend für das australische Kapital. Jetzt geben wir also hunderte Milliarden Dollar dafür aus, U-Boote zu beschaffen mit dem offensichtlichen Zweck, an einem Krieg der USA gegen China teilnehmen zu können.

DP: Ein anderes drängendes Thema ist die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung Australiens. Was ist die Situation des australischen Kolonialismus in Bezug auf die Lage und Lebenssituation der Aborigines?

E: In Australien machen Aborigines heute etwa 3 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber etwa 30 Prozent der inhaftierten Bevölkerung aus. Aborigines leben im Schnitt 20 Jahre weniger als NichtAborigines. Kinder werden in alarmierender Häufigkeit aus ihren Familien entfernt - die Zahlen sind so hoch wie seit dem Ende der sogenannten "gestohlenen Generation" nicht mehr (5). Aborigines sterben immer wieder in mysteriösen Umständen durch die Hände der Polizei. 1991 gab es eine Königliche Kommission, die Tode von Aborigines in Polizeigewahrsam untersucht hat. Und seitdem sind weitere 500 Aborigines in Polizeieinsätzen oder Polizeigewahrsam umgekommen. Kein Polizist ist jemals für eins dieser rassistischen Verbrechen verurteilt worden. Zum Beispiel in Palm Island. Dort wurde 2004 der Aborigine Cameron Doomadgee von der Polizei festgenommen und starb im Gewahrsam. Die Polizei gab an, dass er an einem Sturz gestorben ist. Aber seine Leber war in zwei geteilt und sein Brustkorb eingedrückt. Der Polizist, der diesen Mann offensichtlich zu Tode getreten hat, wurde von einer nur mit Weißen besetzten Jury freigesprochen. Er konnte dann seinen Dienst fortsetzen. Und ich könnte Euch ein Dutzend solcher Geschichten erzählen.

Aber das Problem ist nicht auf Polizeigewalt beschränkt. In Australien existieren nominell weiter von Aborigines kontrollierte Gebiete. Aber in Wahrheit ist dieses Land kontinuierlich bedroht von Bergbau, Viehzucht und staatlichen Infrastrukturprojekten. In West-Australien gibt es einen Bergbau-Unternehmen, dass die Gewohnheit hat, heilige Stätten der Aborigines in die Luft zu jagen. Stätten, die seit tausenden Jahren genutzt werden und die normalerweise dem Bergbau im Weg stehen, explodieren einfach mysteriöserweise. Das Unternehmen zahlt dann einfach eine kleine Entschädigung, die weit unter dem Profit aus der Ausplünderung des Bodens liegt und der Bergbau geht weiter. Im Bundesstaat Viktoria, wo ich lebe, sind heilige Bäume der Aborigines bedroht von Abholzung wegen des Baus neuer Straßen. Wir sprechen hier von Bäumen, die hunderte Jahre alt sind und von den Aborigines zu spirituellen Zwecken bearbeitet wurden. Aber ein Straßenprojekt wird über diese Relikte prä-kolonialer Zeiten gestellt. Nächste Woche wird es in Australien ein Referendum geben. Die Bundesregierung schlägt vor, die Verfassung um eine Klausel zu ergänzen, die ein beratendes Gremium von Aborigines etablieren würde. Das ist eine komplett leere und nutzlose Geste der Labour Party. Ich denke es ist so gestaltet, damit sie gar nichts tun müssen, um die Situation der Aborigines zu verbessern und trotzdem eine in den letzten Jahren wachsende indigene Bewegung zu schwächen.

DP: Wie ist die Lage von Geflüchteten, die versuchen Australien zu erreichen?

E: Flüchtende Menschen kommen seit etwa einem Jahrhundert an der australischen Nordküste an. Aber am Ende der 1990er und dem Beginn des Jahrtausends wurden immer strengere Gesetze und Maßnahmen gegen die Migration erlassen. Es begann damit, dass Menschen beim Ankommen, einfach in Australien in Haft kamen. 2001 kam die Regierung dann auf die Idee, die Menschen außerhalb des australischen Territoriums in Gefangenenlanger zu schaffen, die damit auch außerhalb der Reichweite australischer Gesetze liegen. Sie können sich deshalb zum Beispiel nicht an australische Gerichte wenden. Das alles wurde immer schlimmer. Heute vertritt die Regierung die Position, dass keiner, der mit dem Boot in Australien ankommt, jemals hier in Australien bleiben darf. Regelmäßig werden Menschen in Länder zurückgebracht, wo sie verfolgt werden, vor allem Tamil:innen nach Sri Lanka. Aktuell verfolgt die Regierung die Praxis, Boote auf hoher See abzufangen und die Geflüchteten in Indonesien abzuladen. Dort werden sie teilweise über Jahrzehnte in Camps gehalten.

DP: Zwischen allen diesen Krisen und den alltäglichen Schwierigkeiten politischer Organisierung - warum bist du immer noch motiviert, für eine anarchistische Welt zu kämpfen?

E: Es gibt eine großartige australische Rockband namens "Red Gum". Und wenn du ihnen zuhörst, dann weißt du: "Wenn du nicht kämpfst, verlierst du." (grinst). Also ist die Wahl vor der wir stehen, zu kämpfen oder unsere Niederlage zu akzeptieren. Wir sind nicht geschlagen, bis wir aufgeben. Ich bin überzeugt, dass wir gewinnen können, dass die Arbeiter:innenklasse selbstbestimmt handeln und den Kapitalismus überwinden kann. Die Ideen des Anarchismus sind die Ergebnisse des Kampfs der Arbeiter:innenklasse. Und ich bin überzeugt, dass wenn es keine Anarchist:innen gäbe, dass die Arbeiter:innenklasse in ihrem Kampf von sich aus wieder zu diesen Erkenntnissen kommen würde, die der Anarchismus aus blutiger Erfahrung gesammelt hat. Ich kämpfe weiter, weil ich überzeugt bin, dass zukünftige Kämpfe erfolgreicher und schnelle erfolgreich sein können, wenn wir nicht jede Lehre der Vergangenheit nochmal neu lernen müssen.

DP: Vielen Dank für deinen Besuch und deine Zeit, Genosse. Viel Erfolg bei Euren Kämpfen!

melbacg.au/

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  1. Gemeint sind Ideen der extremen Rechten, die davon ausgehen, dass der faschistische Umsturz durch ein aktives Beitragen zur Vertiefung gesellschaftlicher Krisen gefördert werden kann.
  2. Meint die Gewerkschaftsbasis in Abgrenzung zur (bürokratischen) Führung.
  3. Der Begriff wird anders als im Deutschen nicht zwingend mit der Anwendung von Gewalt oder Sabotage verbunden. Stattdessen werden darunter allgemein offensive und antagonistische Taktiken verstanden.
  4. Entspricht etwa 185 Milliarden Euro.
  5. Der Begriff bezeichnet in der Geschichte Australiens die Generationen von Kindern der Aborigines, die etwa zwischen 1909 und 1969 von der australischen Regierung aus ihren Familien entführt wurden.

die plattform - anarchakommunistische Föderation

“die plattform”, ist eine anarchakommunistische Föderation für den deutschsprachigen Raum. Unser Ziel ist die Überwindung aller Formen der Unterdrückung und Herrschaft und der Aufbau einer herrschafts-, klassen- und staatenlosen Gesellschaft auf Grundlage des anarchistischen Kommunismus.

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