Romafeindliche Mordlust soll vertuscht werden


Ralf Dreis
Griechenland Polizeigewalt Bericht Rassismus

Wir möchten als anarchismus.de Kollektiv eine Content Warnung für den folgenden Beitrag aussprechen. Es geht unter anderem um den Tod eines Kindes, Mord und Gewalt.

Griechenland

In Griechenland wurden im Oktober und November 2021 zwei schreckliche rassistische Morde an Roma begangen. Im Oktober erschossen Polizisten einen 18jährigen Mann nach einer Verfolgungsjagd. Im November ermordeten Arbeiter ein achtjähriges Mädchen durch bewusstes Nichtstun. Politiker der neoliberal-rechtsradikalen Regierungspartei Néa Dimokratía (ND), die Polizei und weite Teile der Presse reagierten mit Falschmeldungen und Vertuschungsversuchen.

Kurz nach Mitternacht des 23. Oktober verfolgte eine Gruppe Polizisten der berüchtigten Motorradeinheit Dias einen Wagen in Pérama, einem Stadtteil von Piräus, nachdem die drei Insassen nicht auf Haltezeichen der Beamten reagiert hatten. Wie aus dem inzwischen bekannten Verlauf des polizeilichen Funkverkehrs ersichtlich ist, handelten die Beamten auf eigene Initiative, ig­norierten die Anweisungen ihrer Vorgesetzten, die Verfolgung einzustellen, um einen möglichen schweren Unfall zu vermeiden, und durchsiebten den Fluchtwagen, nachdem dieser zum Stehen gekommen war, mit insgesamt 38 Schüssen.

Einen der unbewaffneten Insassen, den 18jährigen Níkos Sambánis, töteten sie mit mehreren Kugeln, einen 16jährigen weiteren Insassen verletzten sie schwer, einem dritten, dem 14jährigen Fahrer des Wagens, gelang es, dem Kugelhagel zu ent­kommen. Mehrere Geschosse beschädigten parkende Autos in der Umgebung und nur durch Zufall wurden im dicht besiedelten Pérama keine Anwohner:innen verletzt. Dass es sich um einen gestohlenen Wagen handelte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Ohnehin rechtfertigt ein Autodiebstahl keinesfalls den Schusswaffengebrauch.

Nikos Sampanis Perama

Dank der Veröffentlichung des polizeilichen Funkverkehrs ist bekannt, dass die Beamten im verfolgten Wagen drei Roma vermuteten und dass sie den mehrmaligen Befehl zum Abbruch der Verfolgung ignorierten. Obwohl die Polizei und die Polizeireporter der großen Fernsehkanäle versuchten, den tatsächlichen Ablauf der Tat zu vertuschen, kam es in den folgenden Tagen zu wütenden Demonstrationen, Autobahnblockaden mit brennenden Barrikaden und zum Teil heftigen Auseinandersetzungen zwischen demonstrierenden Roma und Sondereinsatzkommandos der Polizei in Athen, Piräus und Thessaloníki. Anarchistische Solidaritätsdemonstrationen fanden in mindestens zehn griechischen Städten statt.

Währenddessen wurden in einem Großteil der Presse ständig neue, sich widersprechende, verwirrende und falsche Angaben präsentiert. War zu Beginn von einem "Schusswechsel" und einer "Auseinandersetzung zwischen Polizei und Verbrechern" die Rede, mutierte der erschossene Sambánis vom "polizeibekannten 22jährigen Fahrer" nach und nach zum "polizeibekannten 20jährigen" und schließlich zum "18jährigen Beifahrer". Auch als "polizeibekannter Verbrecher" war er bezeichnet worden, weil er einmal angezeigt worden war, ein Mofa geklaut zu haben. Der angeblich 26jährige Flüchtige entpuppte sich als der 16jährige Jugendliche, der verletzt wurde. Die "sieben verletzten Beamten", die "unter Lebensgefahr und in Notwehr" geschossen hätten, sagten selbst aus, sämtlich unverletzt zu sein – Lebensgefahr bestand für sie nie. Dank der Veröffentlichung des polizeilichen Funkverkehrs ist auch bekannt, dass die Beamten aufgrund des Aussehens der Jugendlichen vermuteten, dass drei Roma im verfolgten Wagen saßen, und dass sie den mehrmaligen Befehl zum Abbruch der Verfolgung ignorierten. Die anarchistische Monatszeitung Diadromí Eleftherías schrieb in der Novemberausgabe, wenn man das tödliche Ende der Jagd, die Weigerung der Polizisten, den Befehl ihrer Vorgesetzten zu befolgen, die rassistischen Vorurteile und den eines Italowestern würdigen mörderischen Waffengebrauch mit 38 Schüssen auf drei unbewaffnete Jugendliche berücksichtige, könne man davon ausgehen, dass die Dias-Polizisten von romafeindlicher Mordlust getrieben waren.

Der nach der Regierungsumbildung August 2021 für die Polizei zuständige Minister für Bürgerschutz, Tákis Theodorikákos, ein ehemaliger Sekretär der kommunistischen Jugend Griechenlands, ließ es sich nicht nehmen, zur Unterstützung der Dias-Polizisten noch während deren Vernehmung in der Nacht bei der Staatsanwaltschaft zu erscheinen. Er drückte danach seine "große Befriedigung" aus, dass "alle sieben beteiligten Dias-Beamten nach ihren Aussagen ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt" worden seien. Schon in einem ähnlichen Fall, als Polizisten im Oktober im belebten Zentrum Athens von Schusswaffen Gebrauch machten, hatte Theodorikákos die Polizei für ihre "Kaltblütigkeit, Professionalität und Entschlossenheit" gelobt. Unterstützung gab es auch von anderen Mitgliedern der Néa Dimokratía-Regierung. So lobte der von der rechtsextremen Partei Laós zur ND gewechselte Minister für Entwicklung und Investitionen, Ádonis Georgiádis, die an der Tötung Sambánis’ Beteiligten, bevor Details des Falles bekannt geworden waren, im Frühstücksfernsehen: "Es ist absolut klar, dass die Polizeibeamten ihre Arbeit gut gemacht haben und dass sie, indem sie sich verteidigt haben, sowohl ihr Leben als auch das gesellschaftliche Ganze geschützt haben. Ein großes Lob!"

Nachdem immer mehr Details des Polizeimordes bekannt wurden, hat Theodorikákos seine erste Einschätzung zumindest in Teilen geändert. Im Parlament äußerte er sich unzufrieden vor allem mit der polizeilichen Kommunikation während des Einsatzes und degradierte mehrere leitende Offiziere der Spezialeinheiten. Vage kündigte er an, dass vor allem die Dias-Einheiten zukünftig mit Kameras überwacht werden sollen.

Die Aussage des 14jährigen Fahrers des Wagens gegenüber der Presse nach einer Gerichtsanhörung am 27. Oktober widerspricht der Polizeiversion: "Wir hatten Angst, dass sie uns töten würden, deshalb haben wir nicht sofort angehalten. Sobald wir angehalten hatten, erhoben wir unsere Hände, und sie schossen auf uns. Sie haben meinen Freund erschossen und dann habe ich das Auto in ihre Motorräder krachen lassen, aber es saß niemand darauf."

Die Eltern des Getöteten und ihre Anwälte forderten bei einer Pressekonferenz am 29. Oktober Gerechtigkeit und die Beurlaubung der beteiligten Polizisten bis zur Aufklärung des Falls. Thanásis Kambagiánnis, einer der Anwälte, warf der Polizei vor, "bewusst das Alter der Jugendlichen zu erhöhen, um die Behauptung der Beamten glaubhafter zu machen, diese seien gefährlich gewesen". Die genossenschaftliche Tageszeitung Efimerída ton Syntaktón (Efsyn) zitiert den Anwalt in der Folge: "Wir wollen, dass das rassistische Motiv untersucht wird. Die 38 Kugeln deuten auf Hass hin. Die Reaktion der Regierung mit Stellungnahmen von Ministern wie Ádonis Georgiádis und Tákis Theodorikákos ist hochproblematisch. Wir werden den Fall bis zum Letzten aufklären und fragen uns, ob das Leben eines Roma und Alteisenhändlers keinen Wert hat."

Am 23. Dezember 2021 deckte die Efsyn auf, dass eines der wichtigsten Beweismittel des Polizeimordes, das mit dem Blut der Opfer getränkte und von Einschüssen durchsiebte Auto, nicht mehr existiert. Anstatt den Wagen zu beschlagnahmen wurde er nur drei Tage nach dem Mord, noch vor Abschluss der Untersuchungen und ohne die Untersuchungsrichterin zu informieren, von der Polizei an den Besitzer zurückgegeben, der ihn verschrotten ließ. Trotz aller Verdunklungsversuche der Polizei gelang am 3. Januar 2022 ein weiterer Schritt in Richtung Aufklärung. Omnia TV, ein kleiner lokaler Sender, ließ die Tonspur eines von Efsyn am 24.10.2021 veröffentlichten Videos von Nebengeräuschen säubern. Nun ist auf dem wenige Minuten nach dem Polizeimord am Tatort mit Handy aufgenommenen Film deutlich zu hören, wie ein Polizist zu den anderen sagt: "Der Fahrer ist abgehauen." Womit die Aussage des 14jährigen Fahrers bestätigt und die Polizeilüge sie habe mit Sambánis den Fahrer erschossen widerlegt ist. "Die griechische Polizei vernichtet Beweismaterial und tischt eine Lüge nach der anderen auf, um die Verantwortung der Dias-Beamten zu vertuschen. "Das ist ihre Polizei, Herr Theodorikákos.", so Kambagiánnis, der Anwalt der Familie Sambánis.

"Gerechtigkeit für die kleine Olga"*

Nur knapp einen Monat später, am Nachmittag des 17. November 2021, fand die 8 Jahre alte Olga Theodoropoúlou einen qualvollen Tod. Beim Spielen wurde sie vom schweren metallenen Eingangstor der Firma Malwerke Sarantópoulos in Keratsíni, einem Stadtteil von Piräus, zerquetscht. Der von einer Überwachungskamera aufgenommene Film, der auf allen TV-Sendern ausgestrahlt wurde, zeigt, wie das Mädchen, das zur Minderheit der Roma gehört, eine Handbewegung nach oben in Richtung Lichtschranke macht, wohl um das sich automatisch schließende Tor anzuhalten. Doch diese Lichtschranke existierte nicht (mehr?). Das Tor wurde per Knopfdruck aus dem Inneren des Firmengeländes geschlossen und quetschte das Mädchen zwischen Mauer und Metalltor ein. Zu diesem Zeitpunkt ist es laut Überwachungskamera 17 Uhr 31.

Keratsini Olga

Um 17 Uhr 50 erscheint ein Angestellter der Firma am Tor und entdeckt das Mädchen. Um 17 Uhr 52 taucht der gleiche Mann erneut auf und ruft nun jemanden an. Um 17 Uhr 54 kommt ein zweiter Arbeiter zur Tür. Ungefähr eine Minute später öffnet sich das Tor und der kleine Körper des Mädchens fällt ohne sichtbares Lebenszeichen zu Boden. Zwischen 18 Uhr 05 und 18 Uhr 11 laufen mehrere Arbeiter der Firma an dem auf dem Boden liegenden Mädchen vorbei ohne etwas zu unternehmen. Um 18 Uhr 15, nachdem Olga seit ungefähr zwanzig Minuten ohne sichtbare Regung auf dem Boden liegt, schließen sie das Tor wieder, das den Körper des Mädchens mit sich schleift und erneut zwischen Mauer und Tor einquetscht. Um 18 Uhr 30 öffnet sich das Tor, ein LKW fährt an dem Körper des Mädchens vorbei auf das Firmengelände. Der Fahrer schließt abermals das Metalltor, das den Körper des Mädchens noch einmal an die Wand quetscht, Um 18 Uhr 40 öffnet sich das Tor wieder, zwei Arbeiter verlassen das Gelände. Einer stößt mit dem Fuß gegen das Mädchen, so als wolle er sehen, ob sie tot ist, dann gehen sie weiter. Später erscheint ein Rettungswagen, kurze Zeit darauf eine Polizeistreife. Die Sanitäter stellen den Tod des Mädchens fest.

"Kein weißes Mädchen in schicken Kleidern wäre so gestorben"**

Laut erstem Obduktionsbericht starb Olga an inneren Blutungen und akuter Atemnot. Ihr Todeskampf dauerte ungefähr zwanzig Minuten. Das zutiefst unmenschliche und rassistische Verhalten der Arbeiter und der Firmenleitung wird noch dadurch verschärft, dass sich direkt gegenüber der Firma das Gesundheitszentrum Keratsíni befindet und genau nebenan der 4. Feuerwehrstützpunkt von Piräus. Weder die Krankenstation noch die Feuerwehr wurden informiert, um erste Hilfe zu leisten.

In der Folge stellte sich auch heraus, dass auch die Polizeistreife rein zufällig an der Fabrik vorbeifuhr, da niemand die Polizei informiert hatte. Die Firmenleitung hatte versucht, alles komplett zu vertuschen. Wen kümmert schon ein totes Romamädchen? Tatsächlich waren auch die ersten Kommentare in den Medien in diese Richtung gegangen. Wie zur Erklärung oder Entschuldigung des Verhaltens der Arbeiter wurde immer wieder erwähnt, das Olga eben ein Romamädchen war. Gleichzeitig wurde immer betont, die zu Beginn ermittelten drei Beschuldigten - der Arbeiter, der das Tor schloss, ein Vorgesetzter und der LKW-Fahrer - seien "ein Albaner und zwei Halbgriechen". Auch die Reaktion der Polizeibeamten deutet auf Desinteresse und Rassimus hin. Zwar wurden die Aussagen zweier Arbeiter aufgenommen, doch vorläufig festgenommen wurden die Mutter und die Oma des toten Mädchens wegen "Vernachlässigung der Aufsichtspflicht". Erst die Empörung, die Wut und das Entsetzen in Teilen der griechischen Öffentlichkeit nach Ausstrahlung der Aufnahmen der Überwachungskamera, führte zu einer Veränderung des Klimas und zur Ächtung des allgegenwärtigen Rassismus in der Berichterstattung. Erst dann ging es um ein armes zu Tode gequältes Mädchen.

"Bisher gibt es drei Angeklagte, doch wir haben Anzeige gegen alle weiteren bisher unbekannten Beteiligten erstattet und neue Ermittlungen beantragt", so Giánnis Mbarkagiánnis, der Anwalt von Olgas Familie. Er vertritt die Familie umsonst, da diese über keinerlei Geld verfügt. "Wir haben die Aufhebung des Telefongeheimnisses beantragt, um zu sehen, wer wen informierte. Parallel untersuchen wir, ob früher eine Lichtschranke existierte und diese abgebaut wurde, weil Kinder sie in der Vergangenheit als Spiel nutzten. Dies würde den Tatbestand der fahrlässigen Tötung erfüllen. Außerdem wollen wir anhand der Stechkarten herausfinden, wer an diesem Tag arbeitete und sich später versteckte. Und zum Schluss fehlt nach wie vor der Bericht der Unfallsanitäter und der offizielle Obduktionsbericht in den Untersuchungsakten." Mbarkagiánnis bemängelte auch, dass außer den ersten Vernehmungen bisher "keinerlei Ermittlungen der Polizei erfolgt" seien.

In der ersten Vernehmung hatte der Arbeiter, der das Metalltor schloss, ausgesagt, dass er nach dem Drücken des Knopfes nicht schaute, ob sich das Tor schloss. "So machen wir das immer. (...) Erst nach zwanzig Minuten ging ich wieder zur Pförtnerloge. Da entdeckte ich das eingeklemmte Mädchen. Ich rief den Generaldirektor an und sagte ihm, dass (...) er kommen soll. Dann versuchte ich per Knopfdruck das Tor zu öffnen, doch es blockierte. Als er kam, schickte er mich in die Halle und sagte, ich solle dort bleiben. Das tat ich."

Von Seiten des Unternehmens gab es auch einen Monat nach Olgas Tod keinerlei Stellungnahme. "Das Unternehmen investiert in die Qualität der Angestellten, nicht in die Quantität. Durch die ständige Fortbildung unseres Personals können wir die Vorteile unserer schlanken Struktur, der schnellen Entscheidungen und der fortlaufenden und schnellen Information des Unternehmens über die Erfordernisse des Marktes erhalten." So die Selbstbeschreibung in Werbeanzeigen. Der Betrieb lief dementsprechend ohne Pause weiter, unterbrochen nur von den Kundgebungen antirassistischer und anarchistischer Gruppen, Roma-Aktivist:innen und Mitgliedern von Syriza. Auch die berühmteste Romni Griechenlands, das Schönheitsmodel Paraskeví Kerasióti, brachte ihre Wut zum Ausdruck: "Mir fehlen die Worte; Was soll das heißen, sie war ein Romamädchen? Ich frage noch einmal. Was heißt das, sie war Romni? Wann hört dieser Rassismus endlich auf? (...) Fragt mich nie mehr ob ihr als Menschheit versagt habt, denn das ist eindeutig."

Keratsini Ergostasio
"MÖRDER" (Transparent am Tor)

Anarchistische Genoss:innen, antirassistische Gruppen aus Asprópirgos und Keratsíni und die Ortsgruppen von Syriza organisierten im Dezember 2021, zusammen mit Ellan Passé, der Landesweiten Roma-Organisation, eine gemeinsame Kundgebung der Familien von Níkos Sambánis und Olga Theodoropoúlou am Eingang der Fabrik. "Gerechtigkeit für Níkos. Gerechtigkeit für Olga. Auch die Leben der Roma zählen", so das Transparent gegenüber der Fabrik. Eine Aussage, der die ND-Regierung, die Polizei und vermutlich ein großer Teil der griechischen Gesellschaft eher nicht zustimmt.

Der Historiker Lámbros Mbaltsiótis sagte Efimerída ton Syntaktón am 30. Oktober 2021: "Es besteht kein Zweifel daran, dass die Situation der an den Rand der Gesellschaft gedrängten Roma-Gruppen tragisch ist. Und ich kann mich nicht an eine einzige Regierungsinitiative in den letzten 20 Jahren erinnern, die auch nur in Teilbereichen Erfolg gehabt hätte." Mbaltsiótis hält erstmals in der Geschichte griechischer Hochschulen in diesem Wintersemester im Fachbereich politische Wissenschaften und Geschichte an der Athener Pánteion-Universtät eine Vorlesung in Romani Studies. Er machte gegenüber der Efsyn deutlich, "dass damit eine riesige Lücke an griechischen Hochschulen" geschlossen werde.

Trotz dieser überfälligen Neuerung im Hochschulbereich und auch wenn sich die 2016 gegründete Interessenvertretung griechischer Roma - Ellan Passé - unermüdlich für den gesellschaftlichen Dialog einsetzt und gleiche Bildungschancen für Roma fordert, wird sich die Lage für die meisten der nach unterschiedlichen Schätzungen 110 000 bis 400 000 griechischen Roma in naher Zukunft kaum ändern. Sie leben oft am Rande der Gesellschaft, sind konfrontiert mit rassistischen Vorurteilen und sozialem Ausschluss, viele sind arbeitslos und Analphabet:innen. Die von der EU zur Verfügung gestellten Gelder zur Förderung der Integration der Roma werden von den wechselnden griechischen Regierungen seit Jahrzehnten nicht ganz abgerufen oder nicht für die Integration verwendet.

* Überschrift eines Flugblattes, dass in Keratsíni verteilt wurde.
** Aus einem Redebeitrag am Werksgelände

Ralf Dreis, Thessaloníki

Ralf Dreis

Ralf Dreis, Gärtner, Neugriechisch-Übersetzer, freier Journalist und Anarchist, lebt seit den 1980er Jahren in Deutschland und Griechenland, ist Mitglied der FAU und in der anarchistischen Bewegung beider Länder aktiv.

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