Folgenden Text habe ich 2021 für ein neues Buch zur Anarchosyndikalistischen Jugend geschrieben. Da dieses offensichtlich nicht erscheint und um zu verhindern, dass die geschriebenen Zeilen in ihren Worten unaktuell werden, erfolgt nun die erstmalige Veröffentlichung. In den letzten drei Jahren hat sich einiges in Sachen anarchistischer und syndikalistischer Jugend getan. Sehr erfreuliche Aufbauarbeit gab es vor allem in der Schweiz mit der Freien Arbeiter:innen Jugend (FAJ) und dem Autonomen Schüler:innen Syndikat (ASS) vor allem in Berlin, nun aber auch in Siegen. Ebenso gab es einen bereits wieder gescheiterten Versuch einer Anarchosyndikalistischen Jugend in Österreich. Wer in Österreich an einem Wiederaufbau interessiert ist kann sich bei info@anarchismus.de melden, aktuell wurde ein neuer Discord Server für den Aufbau des organisierten Anarchismus gegründet zu dem ihr herzlich eingeladen seid, wenn ihr vor Ort seid.
Ich stelle die Veröffentlichung dieses Textes in den zeitlichen Kontext des Anarchosyndikalistischen Jugendkongresses in Berlin, welcher vom 28.03.-30.03. ausgerichtet vom ASS, stattfinden wird. Vielleicht kann der folgenden Text einige Erfahrungen, die ich in meiner Jugend gemacht habe, mit euch teilen, um das Rad der Geschichte nicht ganz von neuem erfinden zu müssen. Die anarchistische Jugend aktueller Tage möchte ich auch hiermit motivieren sich dem Jugendkongress anzuschließen, meldet euch beim ASS, wenn ihr mit eurer Gruppe oder Initiative an dem Treffen teilnehmen möchtet.
Ich bin in einer Kleinstadt in der Nähe von Dortmund aufgewachsen, 2009 habe ich angefangen mich in der radikalen Linken zu organisieren. Ich war von Beginn an anarchistisch gesinnt, aber habe zuerst eine Antifa-Gruppe in meiner Stadt gegründet und das erste Jahr Antifa Politik gemacht. Am 4.9.2009 organisierte die anarchistisch syndikalistische Jugend die Vorabenddemonstration zu den Protesten gegen den Nationalen Antikriegstag der Dortmunder Nazis. Letzterer war damals eines der größten und bedeutendsten Events für die Faschisten bundesweit. Auch wenn ich leider nicht an der Vorabenddemo teilgenommen habe, bin ich dort das erste Mal auf die ASJ aufmerksam geworden. Die Mobilisierung war meiner Übersicht nach ein sehr großer Erfolg. 800-1200 Menschen nahmen an der Demonstration teil, was sicherlich die größte explizit anarchistische Demonstration sein dürfte, die es in den letzten mindestens 20 Jahren in NRW zu diesem Zeitpunkt gegeben hatte.
Nach der Auflösung meiner lokalen Antifa-Gruppe haben sich die Überbleibsel der damals Aktiven in einer anarchistischen Kleinstgruppe zusammengefunden. Ende 2009 / 2010 hatte ich dann erstmals direkten Kontakt zu der ASJ, genauer der ASJ Herne/Recklinghausen. Ich erinnere mich an ein Vernetzungstreffen mit den sehr sympathischen Genoss:innen. Die ASJ Herne/Recklinghausen war eine Gruppe von überdurchschnittlicher Lebensdauer (circa 4 Jahre – im Vergleich zu durchschnittlich 2 Jahren für anarchistische Gruppen), aber auch ziemlich verplant. Eine lustige Anekdote aus dieser Zeit, ist sicherlich die Rote-Button-Kampagne der Genoss:innen. Rote Buttons zeigen im öffentlichen Nahverkehr an, dass man Menschen auf dem Ticket mitnehmen kann. Diese Kampagne war eine Idee der Gruppe, die sie von Beginn an hatte und erst relativ zum Schluss ihres Bestehens umgesetzt hat. Ich glaube diese Kampagne war auf fast jedem überregionalem ASJ-Treffen Thema, der Punkt sorgte immer für allgemeine Erheiterung, weil die ASJ Herne/Recklinghausen so lange gebraucht hat, um sie zu verwirklichen. Als das Ganze dann nach Jahren der Planung endlich umgesetzt wurde, gab es einen Tippfehler auf den Flyern der Kampagne, wodurch die Internetseite zur Kampagne nicht angesteuert werden konnte. Viele tausend Flyer fanden dadurch den Weg in die Mülltonne.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Gruppe nicht mehr existiert und dass kein Kontakt mehr zu den Genoss:innen besteht, bzw. die Leute vermutlich alle nicht mehr in der Bewegung aktiv sind. Für mich waren das stabile, super korrekte Leute, auch wenn die Gruppe sicher nicht die umsetzungsstärkste war, ist das Ganze echt ein Verlust. Besonders da in der Ecke Herne/Recklinghausen seit 2013 dann auch, was organisierten Anarchismus angeht nichts mehr geht. Ich hatte noch Jahre nach 2013 Kontakt zu zwei Genoss:innen, ein Genosse war für einige Monate sogar, in Ermangelung eigener lokaler Strukturen, in der Anarchistischen Gruppe Dortmund organisiert, aber auch hier war die Zusammenarbeit dann nicht von Dauer.
Über Umwege fand ich mich dann, nachdem ich zuhause ausgezogen war, 2011 in Köln wieder. Spätestens seit dem ich in Köln ankam, wollte ich mich ganz dem organisiertem Anarchismus widmen und die Ausgangslage in Köln war dafür natürlich deutlich besser als in meiner angestammten Kleinstadt. Zum damaligen Zeitpunkt war die Freie Arbeiter:innen Union (FAU) bundesweit und auch in Köln schwach. Die Föderation deutschsprachiger Anarchist:innen war grade erst dabei, sich neu aufzustellen und ich hatte sie nicht so sehr auf dem Schirm. Selbst wenn die ASJ natürlich eine ebenfalls überschaubare Truppe war, war sie zu diesem Zeitpunkt der einzig ernstzunehmende Anlaufpunkt, natürlich speziell für junge Leute die an organisiertem Anarchismus interessiert waren.
In Köln selbst gab es zu diesem Zeitpunkt eine kleine FAU, das anarchistische Forum und weitere Strukturen, die schon recht gealtert waren und sich aus einem sehr überschaubaren Personenkreis zusammensetzten. Darüber hinaus gab es ein größeres autonomes Spektrum, was auch anarchistisch gesinnt war, aber gut, das war noch nie etwas für mich, da ich mich schon immer am organisiertem Anarchismus orientierte. Ich organisierte mich also in der FAU, da aber klar war, dass mir das nicht ausreicht und es eine allgemeine anarchistische Gruppe für Köln dringend brauchte, baute ich mit meiner damaligen Freundin die ASJ Köln auf. Das war alleine deswegen schon naheliegend weil die ASJ speziell in NRW ganz gut aufgestellt war. Dabei möchte ich betonen, dass ich mich nie als explizit „anarchosyndikalistisch“ verstanden habe. Mir war immer die Bedeutsamkeit des Anarchosyndikalismus für unsere Bewegung bewusst, ich habe immer stark mit ihm sympathisiert. Allerdings verfolgte ich zum damaligen Zeitpunkt eher einen Anarchismus ohne Adjektive, einen strömungsübergreifenden Anarchismus.
Für den 20.11.2011 luden wir zu einem ersten öffentlichem Treffen im Autonomen Zentrum Köln Kalk ein. Ich erinnere mich leider nicht mehr an dieses Treffen, es folgte aber am 18.12.2011 ein weiteres öffentliches Treffen, diesmal im Trash-Chic, was eine links-subkulturell geprägte Kneipe in direkter Nähe zum damaligen Ort des Autonomen Zentrums ist. An diesem Treffen nahm nur ein einziger Interessierter Teil, dafür aber ein Genosse, der sehr zentral für die Gruppe werden sollte und mit dem mich fortan eine jahrelange Freundschaft verband. (Witzigerweise fand vier Jahre später am gleichen Tisch im Trash-Chic das Gründungstreffen der anarchopazifistischen Jugend Köln statt, welche keine personellen Überschneidungen zu meiner aktiven Zeit in Köln hatte, aber ich nahm als Delegierter der Anarchistischen Föderation Rhein/Ruhr teil, um Unterstützung beim Aufbau der Gruppe anzubieten. Das war damals eine sehr bewegende Erfahrung für mich…).
Aus den beiden stattgefundenen öffentlichen Treffen bildete sich dann eine sehr überschaubare Gruppe heraus. Die genaue Zahl der Aktiven kann ich nicht rekonstruieren, aber soweit ich mich entsinne, dürfte es die gesamte Zeit der ASJ Köln eine höhere einstellige Zahl bis maximal 15 Genoss:innen gewesen sein.
Unsere erste eigene Aktivität begann am 21.12.2011 mit der Gründung eines „Selbstorganisationssyndikats“. Hier lasse ich einfach den damaligen Einladungstext sprechen:
„Warum ein Syndikat? Dieses Syndikat wurde gegründet um den Bereich der Selbstorganisation, die bei uns einen hohen Stellenwert hat, aus dem normalem Plenum auszuklammern. Zum einen, damit wir effizienter (anti) politische Arbeit leisten können. Zum anderen damit Menschen die nicht in der ASJ sind, aber speziell an diesem Themenbereich interessiert, sich einbringen können, auch ohne voll dabei zu sein. So wollen wir versuchen die Barriere für neue Menschen klein zu halten, außerdem schaffen wir so eine neue Möglichkeit wie interessierte Menschen mit uns in Kontakt treten können. Das Selbstorganisationssyndikat wird sich damit beschäftigen unsere Lebensumstände in die eigenen Hände zu nehmen und vor allem damit, wie wir möglichst viel Selbst herstellen um wenigstens ein Stück aus der kapitalistischen Produktion(slogik) herauszubrechen. Dabei ist alles denkbar, was diesem Ziel dienlich ist!“
Dieses Projekt startete ziemlich ambitioniert, bereits am 8.1.2012 fand das folge Treffen statt bei dem zusammen genäht wurde. Am 22.1.2012 ging es dann weiter mit dem Start eines geplanten Gartenprojekts, mit anschließendem Treffen für Interessierte. In den nächsten Monaten gab es dann noch fünf weitere Treffen. Danach wurde diese Initiative eingestampft weil die Resonanz gering war und wir unsere Kräfte lieber auf andere Aktivitäten fokussierten. An sich war das Selbstorganisationssyndikat, wie ich finde, keine schlechte Idee. An der Umsetzung hatte es aber deutlich gehapert, vor allem da es überhaupt kein Konzept gab, wie wir Menschen außerhalb einer linken Szene hätten erreichen können. Dabei wäre es ja prinzipiell durchaus möglich gewesen, ein breites Publikum für solche Aktivitäten wie Gemüseanbau oder Nähen zu interessieren, aber solche Gedanken machten wir uns damals ohnehin nicht.
Parallel zum Selbstorganisations Syndikat führten wir eine Reihe anderer Aktivitäten durch. Im Februar 2012 organisierten wir eine schlecht bis mittelmäßig besuchte dreiteilige Filmreihe zur spanischen Revolution im Autonomen Zentrum. Es fanden relativ regelmäßige öffentliche Treffen statt, die den Einstieg in die Gruppe niedrigschwellig halten sollten und wir beteiligten uns an diversen Demonstrationen und Mobilisierungen. Die Realisierung eines niedrigschwelligen Einstiegs für Interessierte klappte eigentlich auch ganz gut, es gab nur nicht übermäßig großes Interesse über unsere Bubble hinaus.
Die erste größere eigene Aktivität wurde im Rahmen eines sozialrevolutionären Bündnisses um den 1. Mai herum durchgeführt. Zusammen mit der libertären Jugend Siegburg, der Freien Arbeiter:innen Union Köln, der Gruppe „Arbeiterinnen Solidarität“ und dem Anarchosyndikat Köln/Bonn setzten wir eine ganze Menge um: Am 24.03. organisierte das Bündnis einen Vortrag zur Geschichte des 1. Mai in der Sozialistischen Selbsthilfe Köln Ehrenfeld (welches sich über die Monate zum eigentlichen Hauptquartier der ASJ Köln entwickelte). Am 17.04. gab es eine sehr gut besuchte Veranstaltung mit Roman Danyluk zu seinem Buch: „Befreiung und soziale Emanzipation: Rätebewegung, Arbeiterautonomie und Syndikalismus“ im Bürgerzentrum alte Feuerwache.
Die drei Haupttermine nahmen sich dann endlich die Straße, so wie es sich für einen kämpferischen 1. Mai gehört. Am 28.04., dem „Workers Memorial Day“ gab es einen Stadtrundgang und kleinere Aktionen, die den durch Arbeitsunfälle getöteten Arbeiter:innen gedachten und im Anschluss gab es dann im Autonomen Zentrum einen Film und eine Soliparty, unter anderem, um die Kampagne zu refinanzieren.
Letzteres funktionierte allerdings überhaupt nicht, da die Party unfassbar schlecht besucht war, obwohl wir mit Refpolk sogar einen in linken Kreisen bekannten Rapper am Start hatten. Wir haben wie so oft das beste daraus gemacht und so fanden wir uns dann gruppenintern, ohne Gäste, bei der Warm up Punk Band „Chaoskinder“ aus Hagen im Pogo wieder…
Wild wurde dann die Vorabenddemo zum 1. Mai, die für uns das Kernstück der Kampagne bildete. Unter dem Motto „Wenn die Nacht am tiefsten ist ist der Tag am nächsten – Gegen Herrschaft und Kapitalismus!“ riefen wir öffentlich, unangemeldet zur Demonstration auf. Der mobilisierte Treffpunkt um 19 Uhr (wo es leider dann offensichtlich nicht Nacht war) bei Kalk Kapelle war real nur ein Vortreffpunkt. Alle Unorganisierten, die dorthin gekommen waren und noch nichts von unserem Plan wussten, fingen wir vor Ort ab und begleiteten sie in Kleingruppen zum eigentlichen Ort des Geschehens. Die gar nicht so kleine Bullenarmee vor Ort war sichtlich verdutzt, dass bis auf ein paar Leute, die kurz auftauchten und dann wieder weg waren nichts passierte. An dieser Stelle noch siegessicher trafen wir uns im Herzen von Köln Ehrenfeld auf dem sehr belebten Marktplatz, inmitten eines Mai-Festes. Wie aus dem nichts bildete sich hier nun ein schwarzer Block (und ja es war ein schwarzer vermummter Block…) aus 80-100 Menschen, die über die Hauptstraße des Viertels etwa 25 Minuten unangemeldet laufen konnten. Nebenbei wurden einige Wahlplakate verschönert und Pyrotechnik gezündet, auch ein kleiner Knaller fand seinen Weg in die Nähe von zwei Bullen, die verdutzt aus dem lokalen Revier hinaus liefen, an dem die Demonstration vorbeizog, woraus dann später vor Gericht versucht wurde, mehr zu machen als es eigentlich war. Kurz bevor sich die Demonstration an einem vorher vereinbartem Punkt auflösen wollte, kam die Hundertschaft welche bis dahin in Kalk versauert war. Die Bullen sprangen noch im Fahren aus ihren Wagen prügelten auf uns ein und eröffneten eine Hetzjagd auf alle die sie kriegen konnten. „Schlussendlich musste eine Person ins Krankenhaus gebracht werden, wegen Verletzungen am Kopf und einer Gehirnerschütterung. Weitere acht verletzte Genoss_innen konnten noch von einem Sanitätsteam vor Ort behandelt werden. Ein Mensch wurde festgenommen und zur Polizeiwache in Kalk gebracht, da er sich nicht ausweisen konnte. Dann gab es zwei Kessel, in denen die Personalien aufgenommen wurden. Danach scheinen die Menschen aber sofort freigelassen worden zu sein.“ (Quelle: Bericht: Unangemeldete Vorabendemo zum 1. Mai Köln | linksunten Archiv (indymedia.org) )
Auch ich selbst wurde in einem Hinterhof gepackt, ich wäre fast noch entwischt, als ich versuchte Anwohner:innen zu bitten, mich in den Hausflur zu lassen und zu schützen, aber in dem Fall hatte ich leider Pech, so dass die Bullen mich dann doch noch zusammen mit zwei anderen Leuten packten, ein anderer Genosse hatte es grade noch geschafft, über eine Mauer zu flüchten.
An dieser Aktion gab es viele sehr nachvollziehbare und sinnvolle Kritik. Zwar war der erste Teil der Aktion mit dem Vortreffpunkt (vermeintlich) gut gelungen. (Vermeintlich deshalb weil wir später im Kontext der Gerichtsverhandlungen über Akteneinsicht feststellten, dass die ganze Zeit auch zivile Kräfte der Bullen an uns dran waren.) Jedoch wurden im zweiten Teil Fehler gemacht, die dazu führten, dass Genoss:innen verletzt und mit Repression überzogen wurden.
Heute würde ich sagen: die Aktion generell ist in Frage zu stellen. Sie hat uns um Erfahrungen reicher gemacht, aber keine andere Aktion aus dieser Zeit zeigt so deutlich, wie sehr wir damals im linken Szenesumpf gefangen und verhaftet waren. Die Demonstration hatte durch ihr martialisches Auftreten, trotz dass wir keine Bullenbegleitung hatten, natürlich keine großartige Wirkung. Das ganze ohne Vermummung bunt und ansprechend zu gestalten (es hätte ja dennoch unangemeldet bleiben können) kam uns nicht in den Sinn. Wir haben uns benommen, als würden wir eine Scherbendemo durchführen, real ist aber nichts passiert was unseren Auftritt rechtfertigen würde. So haben wir uns, wie es die linke Szene eben so häufig tut, unserer eigenen Möglichkeiten beraubt und dabei noch ins eigene Fleisch geschnitten.
Immerhin hatte dann unsere Beteiligung an der traditionellen 1. Mai Demo einen anderen, offenen Charakter. An dem antiautoritären Block nahmen dann allerdings auch nur 30 Genoss:innen teil, entsprechend gering war die Wahrnehmung und Wirkung des Ganzen. Hätten wir unsere Kapazitäten eher auf diesen Block gelegt, anstatt auf eine Black Block Vorabenddemo die primär uns selbst bespaßte, wäre hier vielleicht mehr drin gewesen.
Wenn die Kampagne insgesamt doch als eher durchwachsen, mit vielen Tiefpunkten und wenig Höhen angesehen werden kann, zeigte sie dennoch ein Wiedererstarken des organisierten Anarchismus in Köln und auch darüber hinaus in der Region.
Immerhin hatten wir zu diesem Zeitpunkt eine Art organisiertes Dreieck zwischen Köln, Bonn (Anarchosyndikalistische Jugend) und Siegburg (Libertäre Jugend) geschlossen. Es gab einige städteübergreifende Vernetzungstreffen, gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen wurden verwirklicht. Die drei Städte zusammen genommen waren wir nun ganz solide aufgestellt und handlungsfähig.
Auch über dieses Dreieck hinaus gab es Vernetzung mit den anderen ASJ-Gruppen und den Versuch, eine wirklich handlungsfähige Föderation aufzubauen. Ich kann mich hier primär an ein überregionales Treffen in Bonn erinnern, an dem ich als Delegierter teilnahm. Insgesamt habe ich die ASJ als Föderation jedoch als relativ schwach erlebt. Bis auf die von mehreren Gruppen getragene Jugendkampagne für Rechte im Minijob (an der wir selbst nicht wirklich teilnahmen) kann ich mich auch an nichts großartiges erinnern. Um aber wirklich etwas über die überregionale Arbeit sagen zu können, war ich zu kurz in der ASJ. Definitiv war die ASJ als Föderation viel schwächer als die Föderation deutschsprachiger Anarchist:innen dann in den nächsten Jahren werden sollte, in die sich die Restbestände der ASJ auflösten, als das Projekt ASJ als überregionale Föderation gescheitert war.
Nun zurück nach Köln in das Jahr 2012. Im Kontext der Aktivitäten rund um den 1. Mai nahm die Dynamik und die Mitgliederzahl der Gruppe zu. So wurden auch direkt nach dem 1. Mai weitere Aktivitäten umgesetzt. Wir veröffentlichten eine Art Wahlboykott Text zu den Landtagswahlen in NRW am 13. Mai. Im Juni aktualisierten wir unser Selbstverständnis (was eben so passiert, wenn neue Leute dazu kommen), richteten ein Postfach ein (voll oldschool!) und führten im Juli eine Veranstaltung inklusive Solikonzert zur Anarchistischen Bewegung in Belarus durch.
Ebenfalls im Juli riefen wir in einem längeren eigenen Aufruf zur Teilnahme am emanzipatorischen CSD in Köln auf. Dem Text ging eine umfangreichere Beschäftigung mit der Thematik innerhalb der Gruppe voraus, die dafür sorgte, dass zwei Männer die Gruppe verließen, weil es ihnen nicht passte, dass wir uns mit feministischen Themen beschäftigten. Das war das erste Mal, dass ich auf diese Spezies von „Genossen“ getroffen bin, was mich (weil es das erste Mal war) ziemlich schockierte und persönlich traf. Auch weil ich die beiden eigentlich gut leiden konnte und sie ihr „wahres Gesicht“ erst wirklich zeigten, als wir dann konkret zu dem Thema arbeiteten. An dem Block selbst nahmen dann 50-80 Genoss:innen teil, womit wir natürlich auch total untergingen im riesigen CSD. Ich fand es war dennoch eine gelungene Initiative und für mich selbst bedeutsam als erste tiefer gehende Beschäftigung mit feministischen Themen und Kämpfen.
Wirklich verrückt wurde es hingegen dann schon wenig später im Juli auf dem internationalen „no border“ Camp. Dieses fand über acht Tage direkt am Rhein und zentrumsnah auf einer Wiese statt. Das Ganze war beeindruckend groß, gut organisiert und mit einem riesigem inhaltlichen und aktionistischem Programm ausgestattet. Zu dem Programm steuerten wir zwei Veranstaltungen zu der Situation in Belarus und zum internationalen anarchistischen Treffen in St. Imier bei. Außerdem waren wir mit einem rund um die Uhr betreuten eigenen Infozelt vor Ort. Zur damaligen Zeit waren die „no border“ Camps ein richtig großes Ding und der Ort der jährlichen Austragung wechselte in Europa durch die verschiedenen Länder. Es war eine tolle Sache für uns, dass es nun einmal Köln getroffen hatte und eigentlich schien alles richtig super zu sein. Dieses Wort „eigentlich“ ist in dem voran gegangenen Satz allerdings nicht stark genug zu betonen. Denn auf dem Camp spielten sich wahrlich dramatische Szenen ab. Es war bis jetzt das einzige Mal für mich, dass ich in einem linke Szenekontext erlebt habe, wie sich eine dreistellige Anzahl von Leuten in einem Plenum anschreit, wild unterbricht, beleidigt und in Tränen ausbricht. Doch wie konnte es dazu kommen? Zusammengefasst wurde das Camp von einer völlig übergeschnappten, wie eine trotzkistische Sekte auftretenden Critical Whiteness Crew aus Berlin gekapert.
Diese überwiegend witzigerweise aus weißen Menschen bestehende Gruppe terrorisierte wortwörtlich das Camp. Beispielsweise verteilten sie Flyer, auf denen eine große Schere prangte und die mit der Überschrift „Cut it of“ illustriert waren. Auf der Innenseite des Flyers war dann eine sehr lange Liste an Dingen die, „kulturelle Aneignung“ seien und die man sich abschneiden (wie Dreadlocks) oder aus der Haut schneiden (wie Tattoos der „Red and anarchist Skinheads“) solle. Sie schwadronierten bei Versammlungen, dass dies das rassistischste Camp aller Zeiten wäre und dass es auf dem Camp noch rassistischer zugehen würde als in der Mehrheitsgesellschaft. Vor allem versuchten sie auf autoritäre Art und Weise (deswegen der Trotzkismus Vergleich) Plenumssituationen für sich und ihre kruden Inhalte zu entscheiden. So übernahm die Gruppe immer Moderationsposten, unterbrach Gegenreden, lies die eigenen Leute so lange reden wie sie wollten etc. All das und vieles mehr führte dazu, dass erhebliche Teile des Programms, speziell Aktionen nach außen hin, wegen des ganzen Streits nicht wie geplant stattfanden. Aus einer Veranstaltung, die in den Stadtalltag hätte sehr wahrnehmbar eingreifen können, wurde eine in größten Teilen um sich selbst drehende Szene Auseinandersetzung. Soweit ich weiß, waren die Auseinandersetzung auf diesem und anderen „no border“ Camps das Ende dieses an sich starken Projekts. In Deutschland braucht es eben gar nicht mehr den Bullenknüppel, um linke Strukturen zu zerschlagen, das schaffen wir in der Regel schon selbst. Wir zogen uns ab einem gewissen Punkt in unser Zelt zurück und versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Wir waren wirklich entsetzt von dem was dort vor sich ging, aber sahen uns nicht in der Lage dem Einhalt zu gebieten. Wir waren ja auch nicht in der Organisation beteiligt, sondern versuchten das Event eher im erweitertem Umfeld zu bereichern.
Die letzte Aktivität, die wir vor der Umbenennung zur „anarchistischen Gruppe Köln“ durchführten, war die gemeinsame Reise zum internationalen anarchistischen Treffen in St. Imier (Schweiz) im August 2012. Das Treffen war ein besonderes Ereignis für uns, auch wenn es durchaus einige Tiefen hatte. Die Bevölkerung des Ortes liegt bei nicht einmal 5000 Menschen und es kamen für den Zeitraum um die 3000 Anarchist:innen für mehrere Tage zu Gast. Es war schon etwas ganz Besonderes in jeder Straße Genoss:innen aus der ganzen Welt (wenn auch überwiegend aus Europa) anzutreffen. Im Nachhinein waren die vielen Auseinandersetzungen die es auf dem Camp gab, wie Veganer:innen gegen Fleischgrill oder aufständische Anarchist:innen gegen den Organisationskreis des Treffens, schon unterhaltsam. Während des Treffens war ich ziemlich gefrustet davon. Vor Ort schlossen wir erstmalig intensiveren Kontakt mit der Föderation deutschsprachiger Anarchist:innen, welche ein neues Kapitel in der jüngeren Geschichte des deutschsprachigen Anarchismus einläutete.
Circa 1 Jahr vor der Auflösung der Gruppe, benannten wir die Gruppe im August 2012 in „anarchistische Gruppe Köln“ um. Auf unserer Webseite schrieben wir: „Wir müssen euch leider eine traurige Nachricht mitteilen: Die Anarchistisch Syndikalistische Jugend Köln hat sich aufgelöst. Dieser Blog wird ab sofort nicht mehr aktualisiert. Allerdings ereilte uns die freudige Nachricht, dass sich die Anarchistische Gruppe Köln gegründet hat.“
Was sich schon auf der Webseite komisch anhörte, stimmte auch so nicht. Wie bereits geschrieben, war es eine Umbenennung, keine Auflösung und so hatte sich auch nicht auf wundersame Weise eine neue Gruppe gegründet. Warum wir das damals so und nicht anders kommuniziert haben? Keine Ahnung, wahrscheinlich hatten wir einfach keinen Bock das Ganze öffentlich zu begründen.
In jedem Fall markierte die Umbenennung der Gruppe die Hochphase der Struktur. Zu diesem Zeitpunkt waren wir vergleichsweise gut aufgestellt, umsetzungsstark und in einem positivem Sinne risikobereit. Wir trugen als anarchistische Gruppe für eine kurze Zeit auch noch Aktivitäten der ASJ Föderation mit, aber bald orientierten uns stark in Richtung FdA, welche mit der Anarchistischen Föderation Rhein/Ruhr auch in der Region die ganz klare neue Kraft des organisierten Anarchismus in Deutschland war, bzw. wurde, weswegen es logisch erschien sich anzuschließen.
Doch warum benannten wir uns nun eigentlich in Anarchistische Gruppe um und entfernten uns von der ASJ? Nun einmal wollten wir keine Jugendorganisation mehr sein. Wir hatten einige Anfragen von älteren Genoss:innen, die sich natürlich zurecht fragten, ob sie überhaupt mit machen könnten? Zum anderen hatten wir einfach sehr wenig mit dem Syndikalismus am Hut. Am Anfang, als die Gruppe noch kleiner war, war das Verhältnis zum Syndikalismus noch etwas stärker, wenn auch zu dem Zeitpunkt schon marginal. Später dann, als mehr Genoss:innen dazu kamen, von denen eigentlich niemand großartig syndikalistisch gesinnt war, fragten wir uns einfach nur noch warum Syndikalismus in unserem Namen steht?
Als Anarchistische Gruppe Köln waren wir dann noch an einer Menge von Kämpfen beteiligt, wir unterstützten z.B. den Streik der Geflüchteten, welcher eine recht starke und kämpferische soziale Bewegung war. In Köln organisierten wir unter anderem eine eigene, allerdings mit 80 Menschen enttäuschend kleine, Demonstration zur Unterstützung der Geflüchteten. Trotz der geringen Teilnehmer:innenzahl, hatten wir durch unsere guten Kontakte zu der Sozialistischen Selbsthilfe in Köln, einen großen LKW als Lautsprecherwagen. Das ist nebenbei gemerkt eine absolut großartige Sache an der Kölner Linken, es gibt jede erdenkliche Infrastruktur in dreifacher Ausführung irgendwo herumliegen, leider wird daraus oft zu wenig gemacht und wie in so vielen Städten kochen alle irgendwo ihre eigene Suppe.
Außerdem führten wir diverse Veranstaltungen durch, z.B. mit Anarchist:innen aus den Philippinen, die auf einer Rundreise in Deutschland waren und organisierten jeden Monat einen drogenkritischen schwarzen Tresen in der damals wunderschönen Nantoka Bar im Autonomen Zentrum Köln Kalk. Es ließen sich hier noch einige andere Aktivitäten aufzählen, aber ich will euch ja jetzt nicht mit unendlichen Aufzählungen langweilen.
Schlussendlich löste sich die Gruppe dann ein halbes Jahr nach meinem Wegzug ins Ruhrgebiet auf, grob im Juli/August 2013. Sie bestand also circa zwei Jahre, die normale Bestandszeit einer anarchistischen Gruppe. Die Kontakte und Aktiven verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Nur einzelne Genoss:innen leben bis heute in Köln und auch von den verbliebenen Genoss:innen nahm niemand über längere Zeit aktiv an der dann später von anderen Genoss:innen folgenden Reorganisation der Bewegung in Köln teil (auch wenn einige weiterhin in linksradikaler Hinsicht unterwegs sind).
Die ASJ Köln war ein guter Versuch. Eine sehr umtriebige, aber auch schnelllebige Gruppe, welche vor allem aktionistisch orientiert war. Unsere Aktivitäten gingen punktuell über übliche Szeneaktivitäten hinaus und bedienten unterschiedlichste Themen, sehr überwiegend war die Gruppe jedoch in einer linken Szenerealität verhaftet und die entsprechende Strahlkraft begrenzt. Dies zeigt sich insbesondere daran, dass wir fast keine Aktivitäten entwickelten die zumindest einen Bezug zu unserem eigenen Alltag und unseren materiellen Bedingungen hatten. Immerhin verfolgten wir eine eigene Agenda und ließen uns nicht nur von dem Takt der sonstigen Linken treiben, wie es ja viele tun. Die Gruppe war für alle Beteiligten sicher eine bereichernde Erfahrung und entwickelte sich nach einem halbem Jahr auch zu einem richtigen Freundeskreis (der aber weiter versuchte, offen für neue Menschen zu bleiben), einer kleinen aber feinen Kampfgemeinschaft, die sich allerdings durch die Unbeständigkeit einer Szenerealität dann auch wieder schnell zerstreute. Die Gruppe war von der Klassenzusammensetzung deutlich gemischter als andere anarchistische Zusammenhänge, die ich kennengelernt habe und bestand zu mindestens einem Drittel aus proletarischen Jugendlichen, bzw. nicht Student:innen. Auch der Frauenanteil war vergleichsweise hoch und dürfte durchgehend ebenfalls bei mindestens einem Drittel gelegen haben. Die Gruppe war ein Ausgangspunkt für Aktivitäten, die über die ASJ hinaus gingen. So entstand in dieser Zeit unter anderem eine leider erfolglose, schnell geräumte Hausbesetzung, auf die ich hier nicht genauer eingehe, weil es keine offizielle ASJ Aktion war.
Für mich hat die Zeit der ASJ Köln die Grundlage meiner jahrelangen und hoffentlich für immer andauernden Arbeit im organisiertem Anarchismus gelegt. Ich will die Zeit nicht missen, auch wenn ich froh bin, dass sie vorbei ist, denn ohne Zweifel ist die Geschichte der ASJ Köln auch eine Suchbewegung von den anderen und mir gewesen.
Der Name „anarchistisch syndikalistische Jugend“ war im Grunde eher eine Äußerlichkeit; jedenfalls wurde der Gedanke einer syndikalistischen Jugend nicht wirklich umgesetzt. Ich habe den Eindruck, dass es viele solcher ASJ-Gruppen wie die unsere gab und dass eher die Minderheit der Gruppen das verkörperte, was ich als eine explizit syndikalistische Jugend definieren würde. Ich denke, das hat vor allem sehr viel mit dem damaligen Zustand der anarchistischen Bewegung zu tun. Als sich für eine längere Zeit manifestierende Jugendbewegung kam sie zu früh, als eine den organisierten Anarchismus aufbauende junge Kraft kam sie genau richtig. Dies leite ich darüber her, dass es, wie bereits geschrieben, zum damaligen Zeitpunkt keine überregional agierende Kraft des organisierten Anarchismus neben der FAU gab und auch die FAU war verglichen mit heute viel kleiner.
Mit einer für die letzten Jahrzehnte verglichenen starken organisierten anarchistischen Bewegung, also einer FAU mit deutlich über 1000 Mitgliedern, einer FdA mit über 20 Gruppen, die als eine Art Auffangbecken für Anarchist:innen fungiert und mit „die plattform“ als eine neue anarchakommunistische Föderation, stehen wir ganz anders und viel besser als vor 10 Jahren dar. Auch wenn an dieser Stelle klar sein muss das wir weiterhin marginal sind. (Aussagen mit Stand 2021 – Heute: über 2000 Mitglieder FAU – FdA nur noch marginal vorhanden – plattform mit 6 Mitgliedsgruppen)
Ich kann mir eine funktionierende ASJ als bundesweite Föderation mit einer syndikalistischen Praxis, die nicht nur auf dem Papier existiert, nur im Zusammenhang mit einer starken FAU vorstellen. Am besten sollte die FAU nochmal zwei bis dreimal so groß sein wie jetzt bei gleichzeitiger Existenz von anarchistischen Organisationsangeboten für Genoss:innen, die nichts mit dem Syndikalismus am Hut haben.
In einem solchen Szenario könnte die ASJ zukünftig zurückkehren und über die bisherigen Erfahrungen hinauswachsen. (so wie es aktuell 2024 in Ansätzen mit dem Autonomen Schüler:innen Syndikat vor allem in Berlin passiert.) An sich sehe ich viel Potential für syndikalistische Jugendgruppen, welche aus Schüler:innen, Lehrlingen und Student:innen bestehen. Chancen sehe ich hier vor allem in einem auf die heutige Arbeitswelt bezogenen, an den eigenen Bedingungen orientiertem Aktivismus. Wichtig ist ebenso ein Rückbezug auf gute alte Arbeiter:innentradition wie gemeinsamer Sport, Musik und allgemeine Freizeitgestaltung. Das Ganze gepaart mit einer modernen Öffentlichkeitsarbeit, über Videos, Rapper:innen und Influencer:innen, stelle ich mir sehr anschlussfähig für die breite Masse der Jugendlichen unserer Klasse vor.
Wenn es aber keine starke FAU gibt, keine gut ausdifferenzierte übrige Bewegung, die andere Bereiche abdeckt, liefe die ASJ auch zukünftig wieder Gefahr, in einem allgemeinem Anarchismus- Geplänkel ohne Klassenbezug und ohne ein Verständnis des Syndikalismus zu verkommen. (Wie es aktuell 2024 wieder in dem bereits gescheiterten ASJ Aufbau in Österreich geschehen ist.)
Ich glaube eine Wiederbelegung der ASJ funktioniert nur über die FAU. So ähnlich wie es die FAU Dresden schon mit der Jugendgruppe „Schwarze Rose“ in ihrem Syndikat betreibt, könnte es aussehen. Im Anbetracht der erweiterten anarchistischen Bewegung glaube ich nicht, dass die ASJ einfach so wieder entsteht. Die FAU müsste es schon fokussieren, Jugendlichen, die sich bei ihr melden, anzubieten, Jugendgruppen aufzubauen, die sich dann Stück für Stück zu einer neuen Föderation zusammen schließen. (So wie es Stand 2024 in der Schweiz mit der Freien Arbeiter:innen Jugend erfreulicherweise geschehen ist.)
Das alles erscheint mir sehr sinnvoll und auch für die FAU wichtig. Mit klassischer Gewerkschaftsarbeit, auf die sich die FAU zum Glück mittlerweile fokussiert, lassen sich schwer Jugendliche einbeziehen. Die wandern dann eher zur FdA, in anarchistische Kleinstgruppen oder der anarchakommunistischen Plattform. Bei den ersten beiden Ansätzen fehlt in der Regel der Klassenkampf, beim zweiten ist der Anspruch der Organisation für die meisten Jugendlichen zu hoch. Von daher wäre es großartig, wenn es irgendwann wieder eine syndikalistische (oder für mich auch gerne anarchokommunistische, aber das wäre konzeptionell nochmal was anderes) Jugendorganisation geben würde, welche unsere anarchistischen Newcomer zum Klassenkampf sozialisiert und damit natürlich auch die FAU und die plattform auf so vielen unterschiedlichen Ebenen bereichern würde.
Ein Blick zurück ist immer auch ein Blick nach vorn – heute wie vor 10 Jahren gilt es umso entschlossener den Kampf für einen freiheitlichen Kommunismus fortzuführen!
Marian (Übertage) – im April 2021
Jugend, sammle deine Scharen,
kämpfend Zukunft zu erstreiten.
Wer das Leben will erfahren,
lasse sich vom Tod begleiten.
Künftige! Im heiligen Ahnen
lechzt die Welt nach Glück und Licht.
Mahnend wehn die schwarzen Fahnen:
Freiheit ist der Jugend Pflicht!
Erich Mühsam – aus: „Gesang der jungen Anarchisten“