Nach zehn Jahren Knast ist der griechische Anarchist Giánnis Michailídis seit dem 14. Juni 2023 in Freiheit. An diesem Tag gab das Amtsgericht von Ámfissa seinen Beschluss bekannt den seit 33 Tagen im Hunger- und seit 4 Tagen im Durststreik befindlichen Anarchisten unter Auflagen auf freien Fuß zu setzen. Sein Gesundheitszustand war zuvor als sehr kritisch eingestuft worden.
Die Freilassung nach hartem Kampf ist ein wichtiger Sieg für Michailídis, die politischen Gefangenen in Griechenland und die anarchistische Bewegung. Gleichzeitig ist es skandalös und Ausdruck der immer autoritärer agierenden Staatsmacht, das dazu erneut ein Hunger- und Durststreik nötig wurde. Michailídis erfüllt schon seit über einem Jahr alle gesetzlich vorgesehenen Voraussetzungen für eine Freilassung unter Auflagen auf Bewährung. Weshalb er schon im letzten Jahr mit einem 67-tägigen Hungerstreik für seine Freilassung gekämpft hatte. Mit der diesjährigen Hungerstreikerklärung machte Michailídis bekannt, dass er diesen nach mündlichen Versprechungen von offizieller Seite zu seiner bevorstehenden Freilassung, unterbrochen hatte. Da sich das als Lüge herausstellte setzte er seinen Kampf nun, ein Jahr später, fort und macht in der Erklärung deutlich, dass sein Vertrauen in das informelle Versprechen offizieller Vertreter des Staates zu seiner Entlassung ein Fehler war.
Giánnis Michailídis saß seit 2013, mit einer kurzen durch Flucht erkämpften Unterbrechung, im Gefängnis. Mehr dazu hier
Ausschnitt aus seiner Hungerstreikerklärung vom 17. Mai 2023: „Während die Mörder in Schlips und Kragen frei herumlaufen und mit ihren Taten prahlen, läuft seit Jahren ein Rachefeldzug des Justizapparats gegen mich. Nehmen wir dies zum Anlass für einen Kampf, der an die institutionalisierte Ungerechtigkeit all dieser Jahre erinnert. An die empörenden Freilassungen der Vergewaltiger, aus dem Freundeskreis von Regierungsbeamten. An die von der Polizei ermordeten jugendlichen Roma, deren Mörder nicht einen einzigen Tag im Gefängnis verbrachten. An die Migrantinn:en und Geflüchteten, die an den Grenzen der Festung Europa nach systematischen pushbacks ertrinken. An die totale Zerstörung ganzer Ökosysteme, wie durch die Brände im Norden Euböas. An die, durch die Demontage des Gesundheitssystems inmitten einer Pandemie, ermordeten Alten. An die verlorene Kindheit von Zehntausenden, weil es die autoritäre Regierung vorzog Ausgangssperren zu erlassen, statt das Gesundheitssystems zu stärken.“
In einer kurzen Erklärung nach der Freilassung dankt Michailídis allen solidarischen Genossinn:en, die ihn in seinem Kampf unterstützt haben.
Bis zur Zerstörung des letzten Knastes!