Uns erreichte eine Nachricht aus der Leser:innenschaft, die uns auf den Fall eines Genossen in Griechenland aufmerksam gemacht hat.
In Griechenland ist der Genosse Giannis Michailidis in den Hungerstreik getreten. Der Anarchist setzt sich seit Jahren gegen Polizeigewalt, für Gerechtigkeit in der Bildung, sowie den Erhalt der Umwelt ein. Bereits in den Jahren zwischen 2006 und 2011 wurde er mehrfach das Ziel staatlicher Repressionen. Seit 2011 folgte eine Serie von politischen Gerichtsverfahren, die in der Konsequenz für nun bereits 8,5 Jahre Haft bedeuten. Trotz der formalen Möglichkeit der Entlassung sieht sich Michailidis immer wieder mit Verzögerung, bürokratischen Hürden und systematischer Zermürbungstaktiken konfrontiert.
Nun erklärt er den Hungerstreik:
"Nach 8,5 Jahren im Gefängnis, nach all diesen willkürlichen Maßnahmen gegen mich, habe ich beschlossen, meine 11 Jahre des Leidens zu beenden, indem ich eine Barrikade gegen die Praxis der Untersuchungshaft oder die zusätzliche Strafe für die Flucht mit rechtlichen Schlupflöchern errichte. Nach weiteren 5 Monaten Untersuchungshaft trete ich in einen Hungerstreik für meine Freilassung. Diese Entscheidung, die ich mit der starken Motivation der ersehnten Freiheit treffe, werde ich mit der gleichen Konsequenz verfolgen wie meine bisherigen Entscheidungen, für die ich nun aus Rache bestraft werde."
Wir empfehlen ausdrücklich den Artikel von Perspektive-online der die Situation ausführlicher beschreibt.
Hier ist zu betonen, dass ein Hungerstreik das radikalste Mittel ist, was ein Mensch nutzen kann. Es richtet sich unmittelbar gegen den eigenen Körper und damit gegen den ureigenen Antrieb der Selbsterhaltung. Giannis Michailidis hat ein Ausführliches Statement zu seiner Entscheidung veröffentlicht, der einen ausführlichen Blick in seine Überlegungen und Überzeugungen öffnet.
"Deshalb verstehe ich in dieser kritischen Zeit den Kampf, den ich für meine Freiheit führe, auch als einen verzweifelten Versuch, an dem größeren Kampf teilzunehmen, von dem mich meine lange Inhaftierung abgeschnitten hat. Deshalb bin ich nicht der Meinung, dass ich die ausschließliche Bezugnahme auf die Bewegung beanspruchen sollte, sondern schlage vielmehr vor, den Kampf für die Befreiung der inhaftierten Anarchist*innen wieder mit den Ideen zu verbinden, die sie zum Konflikt mit dem System geführt und ihre Inhaftierung verursacht haben."
Weiter will er nicht zum Märtyrer gemacht werden, sondern vielmehr dazu anregen, die gesellschaftlichen Kämpfe zusammen zu führen.
"Denn ich suche nicht das Interesse von irgendjemandem als Opfer staatlicher Repression, sondern als aktives soziales und politisches Subjekt, das meinen Zustand der Inhaftierung als Teil des Angriffs von Staat und Kapital auf diejenigen sieht, die sich bewusst gegen sie stellen. Vielmehr fordere ich eine Beziehung revolutionärer Solidarität auf der Grundlage gemeinsamer Perspektiven und eines gemeinsamen Kampfes mit mehreren Rändern, der die Wut koordiniert, die von verschiedenen Menschen unter unterschiedlichen Bedingungen, aber mit den gleichen Ursachen, empfunden wird."
In Berlin hat z.B. bereits eine Mahnwache vor dem Bundesgerichtshof stattgefunden und wir möchten euch hiermit ausdrücklich ermutigen: Bringt die Solidarität auf die Straße!