Über den Aufbruch nach Francos tot in Spanien - eine Filmrezension


Marian
Aktuelles Rezension Geschichte

Seit dem 23.06. ist El Entusiasmo in deutschen Programmkinos in einzelnen Vorführungen zu sehen. Der Film zeichnet die Aufbruchstimmung der anarchistischen Bewegung in Spanien nach Francos tot nach. Alles schien möglich und genau das schafft es die Dokumentation zu transportieren, mit Gänsehaut bei schönen Aufnahmen von anarchistischen Massenveranstaltungen inklusive.

Die Dokumentation legt einen spürbaren Fokus auf das Erfahren dieser Aufbruchstimmung. Sie wird nicht nur beschrieben, sondern über Bild und Ton packend transportiert. Gleichzeitig verfolgt der Film eine klare Struktur und beschreibt verschiedene Eckpunkte der Entwicklung und Kämpfe der Bewegung in den 70ger Jahren. So entsteht eine gute Mischung die für einige Zuschauer:innen, die sich bisher nicht mit dem spanischen Anarchismus auseinandergesetzt haben allerdings auch einige Verständnishürden bieten wird. Aber gut der Film ist merklich für ein spanisches Publikum produziert und dafür funktioniert er auch hier ziemlich gut.

Wichtig ist der Film gerade deswegen weil er einen Teil der Geschichte des spanischen Anarchismus erzählt, die bisher selten erzählt wurde. Klar, über die soziale Revolution von 1936-1939 gibt es unzählige Abhandlungen auf unterschiedlichsten Medien. Aber wer hatte bisher auch innerhalb unserer Bewegung auf dem Schirm das die CNT nach Francos tot wieder auf 200.000 Mitglieder anwuchs und wieder zu einer echten Bedrohung für die Herrschenden mutierte?

Der Film gibt uns auch einige interessante Punkte an die Hand, welche nur angeschnitten werden, die sich weiter zu diskutieren lohnen und zum nachdenken anregen. Wie kam es zu diesem enormen Aufstieg der anarchistischen Bewegung in kürzester Zeit? Wie können wir uns auf so eine Situation von Masseneintritten in die anarchistische Gewerkschaft wappnen um nicht davon überrollt zu werden? Was sind die Gründe dafür das dieser Moment der Stärke nicht aufrechterhalten werden konnte, bzw. es sogar wieder zu einem zerfall und Rückgang der Bewegung kam?

In Spanien selbst war der Film wohl auch ein relativ großer Erfolg für einen Dokumentarfilm. Für viele der damaligen Aktiven bildet er einen Bezugspunkt und die Möglichkeit in Erinnerung zu schwelgen. Es ist wichtig das es diese Dokumentationen unserer vergangenen Kämpfe gibt. Der Film macht diese, unsere Geschichte lebendig, lässt sie wieder aufleben und weiterleben.

In diesem Sinne eine klare Empfehlung sich diese neue anarchistische Dokumentation einzuverleiben, welche nun mit deutschem Untertitel vorliegt.

Nicht vergessen:

Schindet eure Hände nicht mit Applaus für den Redner – schindet eure Hände um den internationalen Faschismus zu zerschlagen!

Alle aktuell feststehenden weiteren Ausstrahlungstermine findet ihr laufend aktualisiert unter: sabocat Termine

Wenn der Film bisher noch nicht in eurer Stadt gelaufen ist, organisiert doch eine Filmvorführung zusammen mit eurem lokalen Kino. Sprecht da einfach die Genoss:innen von sabcat media an.

Trailer zum Film könnt ihr euch hier ansehen!

Marian

Marian ist seit seiner Jugend in der anarchistischen Bewegung aktiv. Über die Jahre hat er alle Angebote die der Organisierte Anarchismus zu bieten hat abgeklappert von Anarchosyndikalistischer Jugend, Föderation deutschsprachiger Anarchist:innen bis die plattform - anarchakommunistische Föderation und aktuell noch Mitglied bei der Freien Arbeiter:innen Union. Lebens- und Kampfmittelpunkt ist Dortmund, dort an dem Aufbau und Entwicklung diverser wichtiger Projekte beteiligt, wie dem anarchistischen Zentrum Black Pigeon, dem anarchistischen Parkfest oder der anarchistischen 1. Mai Demonstration. Seit 2021 dann Umsetzung mit, dem Genossen Joshua, des Übertage Podcast und Teil vom anarchismus.de Kollektiv. Seit 2023 involviert in den Aufbau des Union Salon, ein neuer revolutionärer Nachbarschaftsraum in Dortmund.

Links: https://linktr.ee/uebertage

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