Es gab kein Internet
Es gab keine Handys
stattdessen
Telefonzellen,
Fahrradmelder
und die ASJ!
Eine neue Gruppe betrat die politische Bühne. Sie sollte nicht nur die politische Landschaft Stuttgarts durcheinander wirbeln. Sie wurde auch zum Albtraum für den einen und anderen Neonazi.
„Wiedervereinigung“, Fußballweltmeister Deutschland, Asylunterkünfte brennen, Jagdszenen auf Punks, Linke, „Ausländer“ nahmen rasant zu. Straßenterror der Nazis gehörte Anfang der 1990er Jahre in fast allen Regionen Deutschlands zum Alltag.
Was half dagegen?
Schweigemärsche?
Lichterketten?
In Stuttgart wurde eine starke Neonaziszene von mehreren Dutzend Mitgliedern der „Anarchosyndikalistischen Jugend“ (ASJ) offensiv attackiert, ihre Veranstaltungen gesprengt, „ihre“ Discos und Treffpunkte auf dem Stadtfest aktiv aufgesucht. Es ging nicht nur um Selbstschutz, sondern auch darum, in Stuttgart Szenarien wie in Rostock-Lichtenhagen oder Hoyerswerda unmöglich zu machen. Und dies gelang durch Militanz in Bündnissen u.a. mit migrantischen Jugendgruppen. Darüber hinaus entfaltete die ASJ verschiedene anarchistische Aktivitäten, darunter eine Wahlboykottkampagne, 1. Mai-Demonstrationen, Proteste gegen den Golfkrieg, eine Hausbesetzung und einen erfolgreichen Streik.
Nunmehr 30 Jahre später geht es in diesem Blog darum, auch zwischen den Generationen ins Gespräch zu kommen, Perspektiven zu erarbeiten und Erfahrungen zu vermitteln. Denn die ASJ „verband die individuelle, persönliche Entwicklung mit dem kollektiven Kampf. Antrieb war der Wille zur Veränderung, die bei jedem selbst beginnt, aber die gemeinsame Aktion aller benötigt, um sich schließlich durchsetzen zu können.“