Spätestens mit dem Sieg des sich als "Anarchokapitalisten" bezeichnenden Javier Milei in Argentinien wird für alle Welt deutlich, dass libertaristische Ansätze einen weltweiten Aufschwung erleben. Konnte man einige Jahre vor Trump entsprechende Tendenzen noch als Randphänomen des politischen Kompass belächeln, sind sie nun eine relevante politische Kraft geworden.
Von Bitcoin über Prepper bis hin zu Ansätzen, die ein alternatives Leben in Acapulco (Mexiko) aufbauen wollen - sie alle sind Feinde des Staates, die sich für eine Form individueller Freiheit einsetzen. Dieses individuelle "Freiheit" verweist auf eine übersteuerte Form des kapitalistischen Geistes, so als wäre Freiheit damit erreicht, möglichst unabhängig vom Staat zu leben, keine Steuern zu zahlen und jederzeit diejenigen Waffen kaufen zu können, die man möchte.
Es ist ein Affront, dass diese Menschen den Begriff Anarchismus für sich reklamieren. Wo ihr "Anarchismus" doch einzig und allein bedeutet: ein ungehemmter Markt, in dem die Menschen dem Kapitalismus und seinen Großgrundbesitzern schutzlos ausgeliefert sind. In ihrer Vorstellung einer Alternative zu dieser Gesellschaft muss auch weiterhin ein Großteil der Menschen seine Arbeitskraft verkaufen, um für einige wenige Kapitalist:innen zu schuften, nur unter dem Gesichtspunkt der weitgehenden Abschaffung eines Rechtsstaates, der zumindest punktuelle Rechte, die durch die Arbeiter:innenklasse erkämpft wurden, in sich aufgenommen hat. Es ist an uns, den Anarchismus zu verteidigen, uns klar in die sozialistische Tradition von eben diesem zu stellen und wo es nur möglich ist, den Libertarist:innen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Denn eben diese trauen sich immer mehr, auch in Deutschland, aus dem Internet hervor. Dort sind sie mit unterschiedlichen Medienprojekten auch in unserer Region auf unterschiedlichste Art und Weise seit Jahren aktiv. So gab es unter anderem 2022 im Sauerland ein Camp für "libertäre" Jugendliche, auf Demonstrationen des (eher) rechten Spektrums, wie bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen, kann man einzelne Libertarist:innen finden und auch im Rahmen von neurechten Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art spielen Libertarist:innen eine Rolle. Wer nun aufmerksam durch die Straßen einiger Großstädte zieht, wird festellen, dass es im Moment eine großangelegte Stickeroffensive für Bitcoin gibt - einer der Schlachtrösser dieser Tendenz, das eine vermeintlich sichere Geldalternative darstellt. Sicher sind nicht alle, die ein paar Bitcoins besitzen, gleich überzeugte "Anarchokapitalist:innen", aber so oder so muss es für uns darum gehen, falsche Alternativen und falsche Auswege aus dem Status Quo zu benennen. Bitcoin ist eben nicht die Lösung für all unsere Probleme, sondern wenn überhaupt nur wieder ein finanzieller Boost für einige Wenige, mit einigem an Risiko für die Meisten.
Menschen investieren ihre Hoffnung in ein Währungskonstrukt, von dem sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht profitieren werden, statt ihre Zeit darauf zu fokussieren, ihre konkreten Lebensumstände zu verbessern - in dem sie sich z.B. gewerkschaftlich organisieren. Dazu kommt noch, dass Bitcoin ein unheimlicher Stromfresser ist. So liegt der weltweite Stromverbrauch von Bitcoin Ende 2022 bei 0,4 Prozent des gesamten Stromverbauchs, mittlerweile dürfte es noch mehr sein, da der Strombedarf durch die Schaffung neuer Coins immer weiter steigt. Um diese Zahl zu visualisieren: Bitcoin hat pro Jahr einen doppelt so hohen Stromverbrauch wie die Schweiz.
Die Aufkleber, die wir in den Umlauf bringen, sind nur ein kleiner Beitrag zur Eindämmung dieser falschen Alternative. Es muss uns darum gehen, die Libertarist:innen zu analysieren, ihre Inhalte und Mittel zu verstehen, um dementsprechend gegen sie argumentieren zu können. Für den Anfang seid ihr eingeladen, euch die Sticker gegen eine Spende zu bestellen. Schreibt uns dafür eine Mail. Sie sind natürlich auch unabhängig von der Aktion einsetzbar und wenn sie euch gefallen, seid ihr eingeladen, sie auch abseits der Bitcoin-Kleber zu benutzen!