Terminablage 2020
DEMONSTRATION
GEGEN RECHTE UND RASSISTISCHE STRUKTUREN IN DEN HESSISCHEN SICHERHEITSBEHÖRDEN
WIESBADEN
Samstag, 24. Oktober 2020
14 Uhr, Reisinger-Anlagen (gegenüber Hauptbahnhof)
Die jüngsten Fälle rassistischer Polizeigewalt und das Abfragen persönlicher Daten von Polizeicomputern im Zusammenhang mit NSU 2.0 haben erneut gezeigt, dass es sich nicht um bedauerliche Einzelfälle handelt, sondern dass die Sicherheitsbehörden in Hessen ein strukturelles Problem haben.
Wir wollen, dass sich etwas ändert: Rechte Netzwerke im Sicherheitsapparat müssen konsequent aufgedeckt und bekämpft werden!
Wir fordern ein Ende von Polizeigewalt und racial profiling und sind solidarisch mit allen Betroffenen rechter Gewalt: Egal ob in Hanau, Wächtersbach, Kassel oder Frankfurt.
Die Liebig34 lebt. Die Liebig34 bleibt.
http://liebig34.blogsport.de
Pressemitteilung vom 06.10.20
Ich verlese nun ein Statement des Liebig34 Kollektivs bezueglich des
angekuendigten Räumungstermin am 09.10.20. Fragen werden am Ende des
Statements von den anwesenden Anwaelten beantwortet:
In den vergangenen Jahren und vor allem Wochen wurden viele Sachen über
die Liebig 34, das anarcha queer feministische Eckhaus an der
Liebigstraße mit 30 Jahren Kollektivgeschichte, gesagt, berichtet,
gemutmaßt.
Jetzt, kurz vor dem offiziellen Räumungsversuch, werden wir selbst noch
mal ein paar Sachen sagen.
Zunächst wollen wir klarstellen, dass es sich bei der Räumung der
Liebig34, die bereits mit einem absurd hohen Polizeiaufgebot geplant
wird, um eine illegale Räumung handelt. Die Vertreter*innen des Raduga
und des Mittendrin e.V. werden dazu noch genaueres sagen.
Die Illegalität der Räumung zeigen wir nicht auf, weil sie uns
überrascht. Wir zeigen sie auf, da sie die Willkür eines sogenannten Rechtsstaats
deutlich macht.
Die Räumung der Liebig34 wird in der Öffentlichkeit oft
mit der vermeintlichen Wahrung des Rechtsstaates begründet, dabei ist
vor allem an diesem Beispiel erkennbar, dass es von ökonomischen und politischen
Interessen abhängig ist, wer Gerechtigkeit in diesem Staat erfährt. Es
zeigt eine Stadtpolitik auf, die im Sinne von Grossinvestor*innen und Kapital handelt
und nicht im Sinne der Menschen, die diese Stadt beleben und sie massgeblich seit
Jahrzehnten gestalten.
Mit der Liebig wuerde nicht nur ein zu Hause verloren gehen, ein
kultureller Ort der Begegnung, sondern auch ein zentrales Stueck
Stadtgeschichte Berlins.
Dass staatliche Strukturen nicht für alle Menschen gleich wirken, sondern
sie im Gegenteil an vielen Stellen durch Repressionen und
Diskriminierung einschränken, behindern und gewalttätig sind, mussten
die meisten Menschen die in 30 Jahren auf verschiedene Weisen in der
Liebig34 Zuflucht gefunden haben, am eigenen Leib erleben. Dass die
Liebig34 versucht für diese Menschen ein Schutzraum zu sein, macht sie zu
einem einzigartigen Ort. Zu einem unersetzbaren Ort in dieser Stadt.
Denn die Liebigstraße 34 bietet seit 30 Jahren den Menschen Wohnraum und
Aufmerksamkeit, welche in der Stadt der Reichen keinen Platz haben sollen.
Das Haus ist ein kaempferischer Ort an dem sich Menschen taeglich dafuer
entscheiden sich nicht anzupassen.
Die Liebig 34 ist seit 30 Jahren ein Ort für Menschen, die von
patriarchaler Gewalt verschiedenster Ausprägungen betroffen sind, die von
Trans*feindlichkeit betroffen sind und auf andere Weisen marginalisiert
werden.
In dieser ganzen Zeit hat die Liebig34 Menschen die Stalking erleben
einen Zufluchtsort gegeben, hat geflüchteten Menschen Zimmer zur
Verfügung gestellt, wohnungslose Frauen* konnten dort an die Tür klopfen
und in unserem Gästezimmer eine Weile von Kälte und Gewalt durchatmen.
Betroffene von sexualisierter Gewalt erfahren an diesem Ort Solidarität
und Schutz.
Menschen, die nicht der binären Geschlechterordnung entsprechen, oder
entsprechen wollen finden hier einen Raum zur Entfaltung, der in der
Regel in einer heteronormativ strukturierten Gesellschaft nicht
vorhanden ist. Frauen* und LGBTIQ – Menschen in prekarisierten
Lebenssituation konnten in der Liebig34 wohnen, während es sonst
aufgrund von Mietpreisen und diskriminierender Wohn- und Einzugspolitik
kaum eine Möglichkeit gab, in Berlin Fuß zu fassen.
Die Neubauprojekte dieser Strasse und dieser Stadt versprechen eine
vermeintlich heile Welt, geschaffen fuer all diejenigen, die genuegend
Kapital haben, um sich den realen Widerspruechen und Problemen dieser
Gesellschaft zu entziehen.
Die Liebig 34 ist ein Ort an dem Menschen sich das nicht leisten koennen
und wollen.
Die Liebig34 ist über die Jahre ein Ort geworden, an dem
Menschen sich selbst organisieren und gemeinsam anarchistische und
feministische Utopien entwickeln konnten, wie ein Leben ohne patriarchale und
strukturelle Gewalt aussehen könnte. In Berlin gibt es kaum noch Möglichkeiten
für Menschen sich selbst in dieser Form des solidarischen Miteinanders zu
organisieren. Und vor allem ist die Liebig ein Haus, in dem sich
ausschließlich LGTBIQ Menschen auf diese Art und Weise organisieren einzigartig.
Wenn es geräumt wird, ist es nicht ersetzbar.
Immer weniger solcher einzigartigen Orte, die Berlin zu ihrem Image als
vielfältige und kulturell diverse Stadt verhelfen, existieren noch,
sondern sie müssen Luxusbauten und Kapitalanlagen weichen.
Die Liebig34 behindert durch ihre bloße Anwesenheit die voranschreitende
Verdrängungsdynamiken im Nordkiez, die verheerende Auswirkungen auf die meisten
Anwohner*innen hat. Viele alteingessene Bewohner*innen mussten bereits
wegziehen. Andere bangen mit anstehendem Räumungstermin unseres Hauses
um ihre eigene Existenz im Kiez.
Der Dorfplatz und die Liebig sind ein Ort fuer viele Menschen, die in
der Stadt der Reichen keinen Platz finden.
Ein Angriff auf dieses Haus, ist ein Angriff auf all diese Menschen.
Als Anarchist*innen, als Feminist*innen und als Antifaschist*innen sind
wir in Konflikt und Konfrontation mit diesem kapitalistischen Staat und
seinen Repressionsorganen. Deshalb fordern wir keine Loesung von oben
sondern Anseatze von unten.
Die Liebig34 ist seit 30 Jahren fester Bestandteil dieses Kiezes.
Sie hat ihn mitgestaltet, unterhalten, hat anggeeckt und Widersprüche
aufgezeigt.
Die Liebig34 ist Sand im Getriebe der fortschreitenden Gentrifizierung.
Sie ist bunt, sie ist widerständig, sie ist eine Überleberin, die tapfer
weitermacht, obwohl sie immer wieder Angriffen von außen ausgesetzt ist.
Ob Schikanen der Polizei, sexistische Gewalt, Brandanschläge oder andere
Übergriffe von Nazis – die Liebig34 gibt nicht auf. Sie bleibt sich
treu, trotz Zermürbungsversuchen seitens Polizei und politischen
Machtkämpfen um profitablen Stadtraum.
In Berlin gibt es aktuell eine skrupellose Räumungswelle gegen
selbstorganisierte Projekte, die sich verheerend auf die Kieze auswirken
werden.
Nach der Räumung des Syndikats in Neukoelln, wurde nun auch gegen die
Kneipe Meuterei und das selbsorganisierte Jugendzentrum Potse ein
Räumungstitel erwirkt.
Dass es darauf eine starke Reaktion gibt und diese Orte auf
verschiedene Weisen verteidigt werden, kreativ bis militant, ist nicht
verwunderlich, sondern schlicht und ergreifend notwendig.
Hier bangen Menschen sowohl um Wohnraum, als auch kollektive Orte fuer
Organisierung und Solidarität, aber auch um die Zukunft dieser Stadt.
Denn wenn diese Häuser und Projekte erstmal weg sind, können wir sie
nicht wieder zurückholen. Die Liebig34 ist ein Symbol für eine Stadt von
unten, ein Symbol für Solidarität und Freiheit, es geht um Zusammenhalt,
um queeres Leben, um feministische Kämpfe. Die Liebig ist Geschichte
Berlins, sie ist Teil der feministischen Geschichte dieser Stadt, Teil der Besetzer*innen
Geschichte, ihre Wände erzaehlen von 30 Jahren Kreativität, Unangepasstheit und
Solidarität.
In Zeiten erstarkender rechtskonservativer und neo-faschistischer
Angriffe stellt sich die Liebigstr. 34 gegen rassistische Gewalt, wehrt
sich aktiv gegen rechte Strukturen und steht ein für Vielfalt und
Toleranz.
Vor allem ist die Liebig34 ein Ort, der das Leben so vieler Menschen
geprägt hat. Die vielen verschiedenen kreativen Solidaritätsbekundungen
die dem Haus jedem Tag aus allen Ecken der Welt zugetragen werden,
zeigen deutlich, wie viele Menschen sich mit den Kämpfen und Ideen der
Liebig34 identifizieren und wie schmerzlich der Verlust durch eine
Räumung wäre.
Die Räumung der Liebig34 ist ein Gewaltakt, denn Menschen
gewaltsam ihren Wohn- und Schutzraum zu nehmen, ist menschenverachtend.
Doch die Liebig34 ist nicht einfach nur Haus, das bewohnt wird, die Liebig34
ist ein Haus das geliebt und gelebt wird, Tag fuer Tag, seit 30 Jahren.
Und Orte, die man liebt, gibt man nicht so einfach auf.
Man kämpft für sie, mit allen Mitteln. Mit allen Kräften.
Und genau das werden wir machen. Wir werden dieses Haus nicht freiwillig
hergeben, sondern jeden Teil unserer in Beton manifestierten Utopie
verteidigen.
Die Liebig34 lebt. Die Liebig34 bleibt.
Einladung zu einer ungewöhnlichen Spurensuche organisiert vom Landesverband NaturFreunde, Wanderverein Bakuninhütte e.V., DGB-Region Thüringen, Arbeit & Leben Thüringen und den Falken (OV EF)
„Sich fügen heißt lügen! – Erich Mühsam und die Bakuninhütte“
Ausstellung und Rahmenprogramm 04.10.2020 – 30.01.2021
im Naturfreundehaus Charlotte-Eisenblätter, Erfurt
· Ausstellungseröffnung mit Wirtschaftsminister Tiefensee *
04.10.2020 16:00 – 19:00 Uhr
*Bitte um Akkreditierung: Führungsangebot für Medienvertreter*innen: 04.10.2020, 13:00 Uhr
Die Bakuninhütte entstand in den 1920er Jahren auf einer Selbstversorgungsfläche hungernder ArbeiterInnen. Diese kamen aus Meiningen und Umgebung und waren überwiegend in der syndikalistischen Gewerkschaft Freie Arbeiter Union Deutschland (F.A.U.D.) organisiert. Auf dem einstigen Gemüsefeld wurde im Laufe der Jahre erst eine einfache Schutzhütte und später ein Steinhaus gebaut. Die Kunde von diesem wunderschönen Ort erreichte auch Erich Mühsam, der diese wiederholt besuchte.
·
Das RAW (Reichsbahnausbesserungswerk) Meiningen als Teil eines illegalen Netzwerkes
17.10.2020, 19:30 Uhr
Dr. Dieter Nelles (Ruhr-Universität, Bochum) berichtet über die Internationale Transportarbeiterföderation (ITF) im Nationalsozialismus, die neben Hafenarbeitern und Binnenschiffern auch über 200 Knotenpunkte, darunter auch das RAW Meiningen, unterhielt.
Meiningen und die Bakuninhütte (Kaffefahrt zu Originalschauplätzen in Meiningen)
24.10.2020, 12:00 Uhr
Es gibt viele Bezugspunkte der Erbauer*innen der Bakuninhütte zur Stadt. Meiningen war eine bürgerliche Stadt mit vier Kasernen und einer Residenz aber auch einem Reichsbahnwerk (RAW) mit weit über 1.000 Arbeiter*innen. Etliche davon waren anachosyndikalistisch organisiert. Sie waren die Erbauer*innen der Bakuninhütte. Deren Bezugspunkte werden auf einem Stadtrundgang besucht.
·
„Lasst los die Hebel der Maschinen!“ (Geschichten, Gedichte und Lieder von Erich Mühsam)
21.11.2020, 19:30 Uhr
Die Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken Erfurt führen an diesem Abend literarisch durch das Leben Erich Mühsams. Seine Geschichten, Gedichte und Polemiken sind zugleich künstlerische Erzeugnisse als auch Sachberichte und Agitationen für den kommunistischen Anarchismus.
Anarchosyndikalismus in Sömmerda (Spurensuche einer vergessenen Gewerkschaftsbewegung)
12.12.2020, 19:30 Uhr
PD DR. Annegret Schüle (Kuratorin Gedenkstätte Topf & Söhne, Erfurt) berichtet über Sömmerda, ein Zentrum der Rüstungsindustrie, das 1919 zu einer Hochburg der Freien Arbeiter-Union Deutschland (FAUD) wurde. Die anarchosyndikalistische Organisation verband eine revolutionäre Grundhaltung mit striktem Antizentralismus.
„Oasen der Freiheit – Anarchistische Streifzüge“ (Ein Film von M. Hanni u. K. Langbein)
30.01.2020, 16:30 Uhr
Erzählend wandert der Schriftsteller Ilija Trojanow zur Bakuninhütte, einem Wanderhaus der anarcho-syndikalistischen Bewegung im Thüringer Wald in Deutschland und besucht weitere selbstverwaltete Projekte in Europa.
Wegen Corona sind Anmeldungen zu allen Veranstaltungen des Ausstellungsrahmenprogramms zwingend erforderlich. Diese sind zu richten an die NaturFreunde Thüringen:
Johannesstraße 127,
99084 Erfurt,
Tel.: 0361 66011685,
E-Mail: anmeldung@naturfreunde-thueringen.de
Weiterführende Informationen finden Sie ferner unter: https://bakuninhuette.de/termin/sich-fuegen-heisst-luegen-erich-muehsam-und-die-bakuninhuette/ sowie http://naturfreunde-thueringen.de/muehsam/
Mail: ausstellung@bakuninhuette.de
A-Camp - Ein Experiment gelebter Anarchie vom 29. Juli bis 6. August 2020 bei Linz/Österreich
Das A-Camp 2020 richtet sich an alle, die sich in anarchistischen Ideen wiedererkennen oder sich für solche interessieren. Auf der Grundlage von Solidarität, gegenseitiger Hilfe, freier Assoziation und Selbstorganisation soll über eine Woche mit Anarchie(n) experimentiert werden.
Die Tage des A-Camps werden gefüllt mit Auseinandersetzung, Diskussionen, praktischen Workshops, Sport, Kreativem und allem, was Leute initiativ einbringen und daraus machen.Du brauchst keine Erfahrung mit Workshops, um einen zu starten. Es geht nicht darum, etwas perfekt zu können, sondern kollektiv zu lernen.
Dabei steht der Austausch, das gegenseitige Kennenlernen und das Vertiefen von bereits geknüpften Beziehungen im Vordergrund, um Perspektiven und Wege zu finden die Überwindung der bestehenden Ordnung voranzutreiben.
Wir möchten, dass das A-Camp ein Treffpunkt für Menschen mit gemeinsamen Kämpfen ist, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Das Camp wird in Österreich stattfinden, aber wir möchten alle einladen, die teilnehmen möchten, besonders Menschen und Kollektive von Orten außerhalb von Östereich und Deutschland. Wir werden versuchen, alle Personen, die kein Deutsch oder Englisch sprechen, durch Flüsterübersetzung zu inkludieren.
Weiterhin planen wir für Menschen und Kollektive, die zum Camp anreisen müssen (scheiß Grenzen), einen Topf mit finanziellen Mitteln aufzustellen. Schreibt uns dafür gerne an. Es ist uns wichtig einen Weg für jede Person zu finden, die teilnehmen möchte.
Wir möchten das Camp so barrierefrei wir möglich machen. Informationen zur Erreichbarkeit mit Rollstuhl, überdachten Schlafplätzen, Kinderbetreuung, Tiere, Wägen usw. findet ihr auf dieser Website unter Infrastruktur.
Wir werden kein exkludierendes/diskriminierendes oder belästigendes Verhalten am Camp tolerieren. Es wird am Camp Raum und Materialen geben, um über solches Verhalten individuell und kollektiv zu reflektiern und zu hinterfragen.
Du kannst uns gerne scheiben, wenn es für dich wichtige Themen/Dinge gibt, die hier bisher nicht erwähnt wurden. (a-camp@riseup.net).
Um die Vorfreude zu erhöhen, hier der Link zum Ankündigungsvideo
Das A-Camp wird das, was jede* Einzelne* daraus macht.
Für die Anarchie!
Wenn du teilnehmen, einen Workshop abhalten oder mithelfen möchtest, dann lass es uns wissen.
acamp2019@systemli.org
+++ STREIK BEI SPARGEL RITTER IN BORNHEIM (BONN) +++
Seit einem Monat arbeiten über 250 rumänische Beschäftigte als Erntehelfer*innen auf dem Spargelhof Ritter. Ohne Schutzausrüstung ernten sie hier jeden Tag pro Person circa 30 Kisten Erdbeeren einen Stundenlohn gibt es nicht. Theoretisch sollen etwa drei Euro pro Kiste gezahlt werden. Manchmal sind es noch weniger. Das bedeutet, dass die Arbeiter*innen teils weniger als ein Drittel des gesetzlich festgeschriebenen Mindestlohns bekommen. Das ist ein Skandal!
Es fehlt an Hygieneartikeln, das vom Lohn abgezogene Essen ist verdorben und die Beschäftigten dürfen das Gelände nicht ohne weiteres selbstständig verlassen.
Während der Arbeit am letzten Donnerstag kam großer Unmut auf, als sich rumsprach, dass einzelne Angestellte etwas mehr Geld bekamen als andere.
Daraufhin verließen die Erntehelfer*innen geschlossen das Feld und wollten zum Chef. Dieser aber war für keine Gespräche bereit und ging nicht auf die gerechtfertigten Vorwürfe ein. Am nächsten Tag rief er direkt die Polizei, die zog aber ohne wirklich benötigt zu werden bald vom Wohngelände der Arbeiter*innen ab.
Der zu diesem Zeitpunkt bereits insolvente Spargel- und Erdbeerenproduzent Ritter hatte seinen Erntehelfer*innen drei Monate Arbeit vertraglich zugesichert. Nun sollen sie nach einem Monat bereits auf eigene Kosten nach Rumänien abreisen dabei kostet schon eine Strecke die Hälfte des unvollständig gezahlten Lohns.
Am Dienstag müssen die Erntehelfer*innen ihr Unterkünfte verlassen und müssen zusehen, wo sie bleiben. Die ca. 250 Personen stehen vor der Obdachlosigkeit und stehen kurz davor, ohne das dringend benötigte Geld für sich und ihre Familien heimreisen zu müssen. Aus Protest wurde die Arbeit am Freitag niedergelegt. Diesen Protest unterstützen wir und fordern euch alle auf, an diesem Protest teilzunehmen!
Wir solidarisieren uns mit den Arbeiter*innen und fordern gemeinsam mit den Arbeiter*innen die Auszahlung der zustehenden Löhne. Weiterhin wehren wir uns gegen die ausbeuterische, menschenunwürdige Unterbringung und Versorgung der Beschäftigten.
Wir rufen zur Unterstützung und zur Selbstorganisation aller in vergleichbaren Situationen auf, denn Bornheim ist kein Einzelfall.
Gemeinsam mit den Beschäftigten ruft die FAU Bonn zu einer Demonstration für Montag den 18. Mai um 9 Uhr morgens in Bornheim auf. Treffpunkt ist:
Im Ühlchen, 53332 Bornheim.
Solidarität ist eine Waffe!
One world one struggle!
„Wird unser Mut langen?“
Online-Buchlesung: Sonntag, den 17. Mai 2020 um 11 Uhr
mit Alice Grünfelder
Sie lebte in den 80er Jahren als junge
Frau in Mutlangen. Sie hat von der
Stationierung der Pershing II und
den gewaltfreien Blockaden wenig
mitbekommen. Heute beschäftigen
sie Fragen wie: Wie konnte es einer
Handvoll Friedensbewegten in Mutlangen
über Jahre hinweg und gegen
sämtliche Anfeindungen gelingen,
den Abzug der Pershing-II-Raketen
zu erzwingen? Warum engagieren
sich die einen, warum schauen andere
weg? In welchem Spannungsfeld
entsteht Zivilcourage, und was kann
Mutlangen noch heute bedeuten als
Symbol des zivilen Ungehorsams?
Interessierte Menschen sind herzlich
zur Online Lesung der Presshütte
Mutlangen eingeladen
Nach Anmeldung unter
redaktion@pressehuette.de
werden die Zugangsdaten zugeschickt.
Connection e.V. und War Resisters’ International
15. Mai 2020 – Beteilige Dich an der Aktion zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung
Schicke uns Dein Video
Weitere Infos unter https://de.Connection-eV.org/article-2986
Es sind beunruhigende und ungewöhnliche Zeiten. Angesichts der Corona-Pandemie haben wir darüber nachgedacht, wie wir dieses Jahr den Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung begehen können. Connection e.V. und die War Resisters‘ International haben eine Idee, wie Du Dich daran beteiligen kannst.
Schwerpunkt 2020: Als Schwerpunktthema für den diesjährigen Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung steht das Thema "KDV und Asyl". Viele gegenwärtige Flüchtlinge mussten ihre Herkunftsländer verlassen, um zwangsweiser Rekrutierung zu entgehen. Ihnen wird das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung verwehrt. Aber die Flucht vor Krieg und Zwangsrekrutierung wird in aller Regel nicht als Asylgrund gesehen. Wir sagen: Der Schutz von Menschen, die sich nicht am Krieg beteiligen wollen, wäre ein wichtiger und notwendiger Schritt gegen Krieg und Unterdrückung!
Für den diesjährigen Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung möchten wir folgende Aktion vorschlagen:
War Resisters’ International und Connection e.V. haben einen YouTube-Kanal eröffnet. Am Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung möchten wir dort so viele Beiträge wie möglich veröffentlichen und über den Hashtag #CODay2020 verbreiten. Einige Videos wurden dafür bereits von uns vorbereitet (www.youtube.com/channel/UC0WZGT6i5HO14oLAug2n0Nw).
Wir wünschen uns dafür von Dir:
1. Ein kurzes Video (nicht länger als 2,5 Minuten) mit einer persönlichen Erklärung oder Mitteilung.
2. Du könntest z.B. folgende Fragen darin beantworten:
a. Warum habe ich den Kriegsdienst verweigert?
b. Was geschah, nachdem ich diese Entscheidung getroffen habe?
c. Wo bin ich und was tue ich jetzt?
Ähnliche Fragen könnten auch von Unterstützer*innen genutzt werden, die sich an der Aktion beteiligen wollen.
3. Wir nehmen Beiträge in allen Sprachen entgegen. Wenn das Video nicht in Englisch ist, benötigen wir eine Abschrift des Textes. Soweit möglich bitten wir um eine Übersetzung des Textes ins Englische. Bitte nimm dafür so bald wie möglich mit uns Kontakt auf.
4. Das Video sollte eine Auflösung von mindestens 640x360 (360px) haben.
5. Bitte beachte, dass benutzte Fotos und Musik frei von Copyright-Rechten sein müssen, z.B. GEMA, VG WORT, Copyright für Bilder und Texte.
6. Wenn Du ein Video an uns senden willst, melde Dich bitte bei einer der beiden folgenden eMail-Adressen: info@wri-irg.org oder office@Connection-eV.org.
Geplante Veröffentlichung: Wir werden die Videos so hochladen, dass sie zu einem gemeinsamen Zeitpunkt am 15. Mai öffentlich zugänglich sind. Im Titel werden wir den Namen (zumindest Vornamen), das Land/die Länder und ein Zitat von Dir nennen. Wie das aussieht: Hier ist ein Beispiel: https://youtu.be/KovQP36a-s8.
Wir freuen uns auf zahlreiche Beteiligung.
Terminablage 2019
Der Meininger Wanderverein Bakuninhütte e.V. erhält für sein ehrenamtliches Engagement den diesjährigen Erich Mühsam-Förderpreis.
Der Meininger Wanderverein Bakuninhütte erhielt den Erich-Mühsam-Förderpreis am 26. Oktober 2019 im Berliner Literaturhaus verliehen. Über 80 Menschen waren der Einladung zu dieser Veranstaltung gefolgt, die von vertonten Erich Mühsam-Gedichten, hervorragend interpretiert von Isabel Neuenfeldt (Gesang / Akkordeon), umrahmt war.
Der Namensgeber der Auszeichnung, Erich Mühsam, hatte die Bakuninhütte 1930 mehrmals besucht, für deren Erhalt und Belebung sich der Wanderverein seit 2005 unermüdlich einsetzt.
Für den Verein ein langer, steiniger Weg, den der Kreisheimatpfleger Axel Wirth in seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung im Literaturhaus Berlin beschreibt: "Dieses außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement – teils aus großer Ferne – wurde begleitet von geradezu unlösbar erscheinenden Problemen bezüglich Eigentum, Baurecht, Nutzung und Bewirtschaftung, Zufahrtsrecht, persönlicher und ideologischer Missgunst und anderem mehr. […] Mit unzähligen weiteren Maßnahmen der hoch professionellen Öffentlichkeitsarbeit des Vereins ist es gelungen, verschollenes heimatgeschichtliches Wissen maßgeblich wieder ins öffentliche Bewusstsein zu holen: 2015 wurde die Bakuninhütte zum Kulturdenkmal erklärt. Die Akteure des „Wandervereins Bakuninhütte e.V.“ waren und sind dabei die ausschlaggebende Triebfeder – wissenschaftlich, handwerklich und äußerst gastfreundlich."
Für den Wanderverein Bakuninhütte betonte Kai Richarz in seiner Dankesrede insbesondere die überaus wertvolle Unterstützung durch eine Vielzahl von Freunden und Förderern. Gleichzeitig honorierte er die große Anerkennung für die Arbeit der Ehrenamtlichen, die das Wirken des Vereins in hohem Maße beflügeln wird. Er versprach im Namen der Ausgezeichneten, auch weiterhin im Sinne und Geiste Erich Mühsams zu wirken, sein Andenken zu bewahren, und davon ausgehend mit gesellschaftlichen Verhältnissen kritisch umzugehen und nach freiheitlichen Alternativen zu suchen. Darüber hinaus versicherte er die nicht nachlassenden Bemühungen zur Einrichtung des Erich-Mühsam-Wanderweges zur Bakuninhütte. Abschließend bat Kai Richarz alle Mitstreiter um ihre nicht versiegenden Bemühungen, gemeinsam die gesteckten Ziele zu erreichen.
Der Autor und Anarchist Mühsam wurde am 26. April 1878 in Berlin geboren und wuchs in Lübeck auf. Er lebte als Bohemien und Revolutionär in München, Ascona (Schweiz) und Berlin. Maßgeblich war er an der Ausrufung der Münchener Räterepublik beteiligt. Als einer der ersten Opfer des Nationalsozialismus wurde er am 28. März 1933 verhaftet und ein Jahr später in der Nacht auf den 10. Juli 1934 im Konzentrationslager Oranienburg ermordet.
Die Erich-Mühsam-Gesellschaft fördert die Verbreitung seines Werkes und Bestrebungen, die in seinem Sinn für Frieden, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit eintreten. Der Erich-Mühsam-Preis, gestiftet von dem Lübecker Galeristen Frank- Thomas Gaulin, wird alle drei Jahre verliehen.
Die diesjährigen Preisträger des Erich-Mühsam-Preises sind Chris Hirte und Conrad Piens, die Herausgeber der Mühsam-Tagebücher, die er von 1910 bis 1924 verfasst hat. Seit 2009 arbeiten der Literaturwissenschaftler Chris Hirte und der Informatiker und Antiquar Conrad Piens an der Gesamtausgabe der Tagebücher, deren 15. und letzter Band in diesem Jahr im Verbrecher-Verlag, Berlin, erschienen ist.
Spurensuche im historischen Scheunenviertel
Bereits am Nachmittag hatte der Wanderverein Bakuninhütte zu einer historischen Spurensuche „Erich Mühsam und die anarchistischen Gruppen in Berlin“ im Stadtteil Mitte eingeladen: “Dort wo heute Touristenmassen ein Stück “Alt-Berlin” erkunden und in teuren Designerläden “shoppen”, schlug einst das Herz des schwarzen-roten Berlins. Wir erkunden auf diesem Rundgang die authentischen Orte, an denen Erich Mühsam für sein Ideal einer freien Gesellschaft im Rahmen der anarchistischen Gruppen der Kaiserzeit und später der FAUD wirkte.”
Bei sonnigem Herbstwetter fanden sich ca. 22 Personen ein, die interessiert den Ausführungen des fachkundigen Kollegen von der Gustav-Landauer-Denkmalinitiative lauschten. Startpunkt war die Wadzeckstraße 3, wo Mühsams Genossen Berthold Cahn und Fritz Scherer gemeinsam lebten.
Weitere Informationen und Bilde dazu können online eingesehen werden:
https://bakuninhuette.de/2019/10/wanderverein-bekommt-erich-muehsam-foerderpreis/
Internationale Mediziner*innen-Delegation in Nordostsyrien - Dr. Michael Wilk berichtet vor Ort
In Rojava ist am 23. Oktober 2019 eine medizinische Delegation eingetroffen, um akut Hilfe zu leisten. Acht Ärzte*innen und Gesundheitsschaffende aus vier Ländern – Dänemark, Schweiz, Schweden und Deutschland. Die Lage ist auf vielen Ebenen schwierig bis desaströs, mehrere hunderttausend Menschen sind aus dem türkischen Invasionsbereich und dem nördlichen Grenzgebiet nach Süden geflohen. Viele Menschen sind durch die Angriffe getötet und schwer verletzt worden. Viele Leichen liegen noch unter Trümmern. Krankenhäuser wurden beschädigt, lagen im Kampfbereich und mussten geräumt werden. Die notwendige medizinische Versorgung überfordert sowohl das selbstverwaltete Gesundheitssystem als auch Heyva Sor a Kurd, den Kurdischen Roten Halbmond. Im Bewusstsein, dass unsere Anwesenheit eher Ausdruck der Solidarität und nur eine kleine Unterstützung darstellt, geben wir unser Bestes.
Dr. Michael Wilk, Quamishlo/Rojava
“Eine schwierige Lage bedeutet noch nicht das Ende…”
In Rojava ereignet sich himmelschreiendes Unrecht. Nicht erst seit den erneuten Angriffen der Türkei auf nord-ostsyrisches Gebiet vor nunmehr 15 Tagen wurde klar, was eine von Erdogan befohlene Invasion als Ziel verfolgt. Schon im Frühjahr 2018 zeigte der Einmarsch in Afrin, worum es geht: Die Zerstörung selbstverwalteter Strukturen, der Selbstbestimmung an sich. Eine Macht, die nicht zögert, dschihadistisch-islamistische Söldner auf Menschen loszulassen, benutzt Worte wie Frieden und Freiheit im orwellschen Sinne. Die “Operation Friedensquelle” steht für Vertreibung, Mord und Totschlag, Leichen und Schwerverletzte. Gleichberechtigung der Geschlechter und Menschenrechte sollen dauerhaft entsorgt werden, ebenso wie die Freiheit des Wortes.
Der Vertrag zwischen Russland und der Türkei besiegelt diese Absicht, indem er den türkischen Invasoren zwei Städte und ein über hundert Kilometer breites und 30 Kilometer tiefes Gebiet überlässt. Der Verrat Trumps und der Rückzug der USA öffneten den Raum für die völkerrechtswidrige Invasion und zwangen die Menschen Rojavas, ihre selbstverwalteten Gebiete für das Assad-Regime und Russland zu öffnen. Eine Dynamik mit Folgen: Hundertausende flohen in Richtung Süden, das Gesundheits- und Versorgungssystem ist regional am Rande des Zusammenbruchs. Die Selbstverteidigungseinheiten der YPG/YPJ werden sich unter Androhung weiterer Bombardements in unterschiedlicher Entfernung zur Grenze zurückziehen, eine Eingliederung der Syrian Democratic Forces (SDF) in Assads Armee wird diskutiert. Ohne Zweifel steht das gesellschaftliche Modell Rojavas auf der Kippe.
Und doch, so wird es einem in jedem Gespräch entgegengehalten, “eine schwierige Lage bedeutet noch nicht das Ende.” Die Menschen sind zum Teil erstaunlich gelassen, die Erfahrung von Rückschlägen und von unmenschlicher Unterdrückung währen schon lange. Die Situation ist durchaus ambivalent, in der Nähe der Kampfzonen müssen Strukturen und ganze Siedlungen aufgegeben werden, in anderen Regionen Rojavas ist hingegen noch alles unter Kontrolle der Selbstverwaltung. Die Asayesh Polizei kontrolliert an den Checkpoints, die Situation erscheint in der Großstadt Quamishlo (von gelegentlichen Attentaten abgesehen) vergleichsweise normal.
Während Europas Regierungen Lippenbekenntnisse ablegen, ohne wirklich Druck auf die Türkei auszuüben – zu groß ist die Angst vor politisch-sozialen Verwerfungen und ökonomischen Einbußen – kämpfen die Menschen Rojavas um das Überleben. Um ihr eigenes substantielles und das der von ihnen geschaffenen sozialen Strukturen. Diese Auseinandersetzung dauert an und ist noch lange nicht zu Ende. “Wir sind Rückschläge gewöhnt und werden es schaffen”, ist die Aussage vieler. Die Menschen Rojavas haben Solidarität und Unterstützung verdient. Es ist nicht unsere Aufgabe zu bestimmen, wann das Modell einer anderen menschlicheren Gesellschaft gescheitert ist oder nicht.
Solidarität mit Rojava!
Quelle: https://frankfurt-kobane.com/bericht-aus-rojava-von-dr-michael-wilk.html
Spendenkampagne für Rojava
Die Anarchistische Gruppe Mannheim (AGM) verweist auf ihre Kampagne „Spendet für medizinische Hilfe“ für den Gesundheitsaufbau in Rojava auf das Konto von Dr. Michael Wilk.
Empfänger: Dr. M. Wilk
Bankverbindung/IBAN: DE77 5105 0015 0173 0709 39 (BIC NASSDE55XXX)
Verwendungszweck: Gesundheitsaufbau
Ein weiterer Bericht aus Rojava von Dr. Michael Wilk:
"Wir haben die Menschheit vor dem IS beschützt. Andere haben Gesetze gemacht die Menschen und Krankenhäuser im Krieg schützen sollen und nun sind sie es, die die Gesetze nicht befolgen- es brennen unsere Krankenhäuser, sie greifen die Krankenwagen an, ermorden unsere Mitarbeiter*innen und werfen sie in die Kanalisation". Cemila Heme Co- Vorsitzende Kurdischer Roter Halbmond.
Die humanitäre Lage in Rojava Nord/Ostsyrien ist dramatisch und droht sich weiter zu verschärfen. Cemila Heme beziffert die Anzahl der nach der türkischen Invasion geflohenen Menschen auf mindestens 300 000- möglicherweise auch mehr. Die Infrastruktur der Gebiete, in die sich die Familien unter Mitnahme meist nur weniger Güter flüchteten, leidet unter der Masse der Hilfsbedürftigen. In drangvoller Enge hausen sie notdürftig in Wohnungen, Gehöften und Schulen. Zur Zeit sind 55 Schulen nicht benutzbar, 86.000 Kinder können nicht zum Unterricht.
Die westlichen Landesteile um Kobane und Ain Issa sind durch die Besetzung türkischer Truppen vom Osten zunehmend abgeschnitten, was die Versorgungslage deutlich verschärft. Im okkupierten Gebiet wurden beim Einmarsch 10 Kliniken und Gesundheitseinrichtungen beschossen, beschädigt und unbrauchbar. Außerhalb der umkämpften Zonen sind die Hospitäler noch funktionsfähig, jedoch an der Belastungsgrenze. Der Rückzug US amerikanischer Truppen und die militärische Aggression Erdogans zwang die Selbstverwaltung Rojavas zur Annäherung an das Assad-Regime. Die Akzeptanz syrisch russischer Militäreinheiten führte zum Rückzug der humanitär wichtigen NGOs, die nun ihren Aufenthalt als gefährdet betrachten. Die regionale Selbstverwaltung und der Kurdische Rote Halbmond (Heyva sor a kurd) sehen sich unter diesen eskalierenden Bedingungen allein gelassen. Die zu bewältigenden Aufgaben sind immens: Neben der medizinischen Versorgung von 14 Camps mit Abertausenden Geflohenen, allein Al Hol mit ca 70.000, erwarten die existierenden Ambulatorien und viele Krankenhäuser extreme Anforderungen- mit jedoch immer schlechter werdenden Resourcen. Als ihre größte Sorge beschreibt Cemila Heme den deutlichen Schwund an materiellen und finanziellen Reserven, die zum Einbrechen der Leistungsfähigkeit des Kurdischen Halbmonds führen könnten. Die Folgen wären katastrophal.
Die türkische Invasion hat bis jetzt über 550 Menschen getötet, mit einer unklaren Dunkelziffer, viele liegen unter den Trümmern ihrer Häuser begraben.
Über 1100 Menschen wurden verletzt. Zahlreiche Kinder sind unter den Opfern. Trotz eines "Waffenstillstands", der diese Bezeichnung nicht verdient (ich berichtete aus Tal Tamir) sterben täglich Menschen in einem Krieg, der zum Machterhalt Erdogans und zur Erweiterung territorialer Claims geführt wird. Autoritäre inhumane Systeme triumphieren, das Assad-Regime unter dem Patronat Russlands, ebenso wie die Türkei Erdogans, die ungehindert Teile Syriens annektiert. Europa ergeht sich in Ermahnungen und Lippenbekenntnissen, zu schwer wiegen die ökonomischen und militärischen Beziehungen zum Aggressor Türkei. Vergessen wer den Kampf gegen den IS führte, die 11.000 toten kurdischen und SDF Kämpfer*innen, die 21.000 schwerverletzten und verstümmelten jungen Menschen, die nun sehen können wo sie bleiben.
Die hochgepriesenen humanitären Ansprüche Europas entpuppen sich als moralisch-ethisches Totalversagen, als Verrat an der Bevölkerung Rojavas.
Der Versuch in Rojava ein gesellschaftliches Model der Selbstverwaltung, der Gleichberechtigung von Mann und Frau und basisdemokratischer Ansätze zu errichten, ist irritierend, störend oder wird bestenfalls ignoriert. Geschützt, gefördert und finanziert werden von den Staaten Europas hingegen mörderische Diktaturen, die Menschenrechte mit Füßen treten.
Hier hingegen kämpfen die Menschen um nichts weniger als um ihr Leben, im leibhaftigen und erweiterten Sinn.
Respekt und Hilfe für die Menschen Rojavas.
#Rojava defend.
Dr. Michael Wilk, Qamishlo 27.10.19
Neue Terminseite zum 50. Todestag B.Traven's und zum Travenjahr 2019/20
https://bt50.de/event/26-maerz/
"MÜNCHEN LIEST - AUS VERBRANNTEN BÜCHERN"
10. Mai 2019 von 10 bis 18 Uhr am Königsplatz in München
86 Jahre nach der Bücherverbrennung auf dem Königsplatz in München:
Am 10. Mai 2019 um 10 Uhr wird der Künstler Wolfram P. Kastner einen Brandfleck in den Rasen des Königsplatzes brennen (damit kein Gras über die Geschichte wächst) und
von 11 – 18 Uhr eine Lesung "München liest - aus verbrannten Büchern" moderieren.
Am 10. Mai 1933, wenige Wochen nach der Machtübergabe an die Nazis, beteiligten sich 50.000 Münchnerinnen und Münchner (großenteils Akademiker) an der Bücherverbrennung auf dem Königsplatz, die von Studenten der Münchner Universitäten und dem Rektor der LMU inszeniert wurde.
Verbrannt wurden Bücher von Autoren wie Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Erich Kästner, Irmgard Keun, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Arnold Zweig und Stefan Zweig. Ab März 1933 wurden in Deutschland (in über 60 Städten) und später in den besetzten Ländern Bücher und Bibliotheken verbrannt und vernichtet. Dem folgte die Vernichtung von Menschen und die Zerstörung von Städten und Ländern.
In München begann der Terrorakt gegen das angeblich "volkszersetzende Schrifttum" mit einer pompösen Auftaktveranstaltung im Lichthof der Münchner Universität am 10. Mai 1933. Nach einem nächtlichen Fackelzug durch die Stadt wurde dann auf dem Königsplatz der Verbrennungsakt inszeniert, die Bücher der "Reichsfeinde" auf den Scheiterhaufen geworfen.
Viele der 1933 verbrannten Bücher sind bis heute weitgehend unbekannt.
Veranstalter: Institut für Kunst und Forschung, München, Wolfram P. Kastner, Tel. 089 - 157 32 19
Mitveranstalter: Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern; Bund für Geistesfreiheit; DGB Landesbezirk Bayern; Evangelisch-Lutherisches Dekanat München; Evangelische Versöhnungskirche, Dachau; Kulturreferat und Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München; Hochschule München; Institut für Deutsche Philologie/LMU; Münchner Kammerspiele; Münchner Volkshochschule; Münchner Stadtbibliothek?; Oskar Maria Graf Gesellschaft; Stiftung Bayerische Gedenkstätten; Verband Deutscher Schriftsteller (VS); ver.di Bayern
Die Universität München/LMU hat sich bisher nicht bereitgefunden, als Mitveranstalter die Lesung mitzutragen, obwohl sie 1933 die Bücherverbrennung organisierte.
Weitere Informationen unter 089 – 157 32 19 (Wolfram P. Kastner)

Vom 10. bis 12. Mai 2019 findet zum fünften Mal die Anarchistische Buchmesse Mannheim im Jugendkulturzentrum forum statt, die seit 2011 alle zwei Jahre organisiert wird. „Der positive Zuspruch des Publikums, der Verlage, der Ausstellenden und Referent*innen hat uns darin bestätigt, die Messe erneut durchzuführen“, so das Pressereferat der Anarchistischen Gruppe Mannheim (AGM).
Das AGM-Pressereferat stellt weiter fest: „Wir freuen uns, dass wieder zahlreiche libertäre und anarchistische Verlage auf der Buchmesse vertreten sind. Auch wird der eine oder andere Verlag erstmals dabei sein. Die Mannheimer Buchmesse ist inzwischen zu einem der Highlights des deutschsprachigen Anarchismus geworden.“
Wie in den Vorjahren werden neben dem Messebetrieb auch 2019 wieder 26 Lesungen, Vorträge und Diskussionen angeboten. „Leider nur – denn zu unserer großen Überraschung sind wir in diesem Jahr noch wesentlich mehr als sonst mit Vortragsangeboten überhäuft worden. Daher konnten wir einige spannende Vorträge nicht berücksichtigen“, erläutert das Pressereferat.
Das Zitat von Kurt Tucholsky „Wer auf andere Leute wirken will, der muss erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden“ ist das diesjährige Buchmessen-Motto. „Mit der Buchmesse wollen wir dazu beitragen, dass sich der Anarchismus mit seiner grundsätzlichen Kritik aller Herrschaftsverhältnisse weiter verbreitet, um sich als gesellschaftliche Alternative darzustellen. Dabei ist eine verständliche Sprache einer der entscheidenden Faktoren“, wie das AGM-Pressereferat ausführt.
Die Buchmesse drückt die große Vielfalt des Anarchismus aus. In den Referaten werden aus unterschiedlichen antiautoritären, libertären und anarchistischen Richtungen Positionen bezogen und zur Diskussion gestellt. Das Pressereferat: „Der Anarchismus ist aber bei weitem nicht nur Theorie, denn auf der Buchmesse berichten Aktivist*innen von ihren praktischen Erfahrungen in aktuellen Kämpfen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, z.B. im Hambacher Forst oder bei Amazon.“
Neben dem Messebetrieb und den Vorträgen wird die Anarchistische Buchmesse außerdem durch ein Kulturprogramm begleitet. Am Freitagabend startet die Messe im forum mit einer Aufführung des anarchistischen Films „Deckname Jenny“, bei dem auch die Regisseur*in anwesend ist. „Für den Samstagabend haben wir uns diesmal etwas Neues ausgedacht: Wir kooperieren mit befreundeten selbstverwalteten Strukturen im Viertel, die das kulturelle Rahmenprogramm gestalten“, wie das Pressereferat mitteilt. Im „Alten Volksbad“ spielen die Bands „Die Rauchenden Spiegel“ und „Elektric Meditation“. Der Eintritt bei den Konzerten ist frei, es kann aber gerne gespendet werden. Im „Wild West“ findet ein geselliger Barabend statt.
Die Buchmesse ist barrierefrei zu erreichen. Für Trinken und Essen ist gesorgt. Es werden kalte Getränke und fairer Kaffee angeboten, die günstig gekauft werden können. Ebenso werden leckere vegane Gerichten durch das Kollektiv „Le Sabot“ gekocht, auch hier ist eine Spende willkommen. Für Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auch eine Schlafplatzbörse. Der Eintritt für die Anarchistische Buchmesse und die Lesungen ist frei.
Das komplette Programm der 5. Anarchistischen Buchmesse Mannheim auf der Homepage:
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Presseerklärung, 13. Mai 2019, Anarchistische Gruppe Mannheim
Anarchismus im Aufwind
Vom 10. bis 12. Mai 2019 fand im Jugendkulturzentrum forum zum fünften Mal die Anarchistische Buchmesse Mannheim statt, die seit 2011 alle zwei Jahre organisiert wird.
„Die Anarchistische Buchmesse wächst beständig. Im Vergleich zu 2017 konnten wir einen weiteren Publikumszulauf feststellen. Anarchistische Theorie und Praxis befinden sich seit einigen Jahren im Aufwind. Libertäre Literatur und Informationen, gemeinsamer Austausch und Diskussionen wie zum Beispiel auf unserer Buchmesse spielen dabei eine große Rolle“, betont das Pressereferat der Anarchistische Gruppe Mannheim (AGM).
Das AGM-Pressereferat stellt weiter fest: „Wir freuen uns, dass wieder zahlreiche libertäre und anarchistische Verlage auf der Buchmesse vertreten waren. Die Mannheimer Buchmesse ist inzwischen zu einem der Highlights des deutschsprachigen Anarchismus geworden.“
Neben dem Messebetrieb wurden auch 2019 rund 30 Lesungen, Vorträge und Diskussionen angeboten. So wurden Ökologie wie Ökonomie, Innen- wie Außenpolitik, IT/Datenschutz und andere gesellschaftliche Themen aus einer herrschaftsfreien Perspektive beleuchtet.
Die Buchmesse drückte die große Vielfalt des Anarchismus aus. In den Referaten wurden aus unterschiedlichen antiautoritären, libertären und anarchistischen Richtungen Positionen bezogen und zur Diskussion gestellt. Das Pressereferat: „Der Anarchismus ist aber bei weitem nicht nur Theorie, denn auf der Buchmesse berichten Aktivist*innen von ihren praktischen Erfahrungen in aktuellen Kämpfen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, z.B. im Hambacher Forst oder bei Amazon.“
Neben dem Messebetrieb und den Vorträgen wurde die Anarchistische Buchmesse außerdem durch ein umfangreiches Kulturprogramm begleitet. Am Freitagabend startete die Messe im forum mit einer Aufführung des anarchistischen Films „Deckname Jenny“, bei dem auch die Regisseur*in anwesend war. Am Samstagabend fand im forum ein „Anti-Heimatabend“ mit Thomas Ebermann und Thorsten Mense statt. Im „Alten Volksbad“ spielten die Bands „Die Rauchenden Spiegel“ und „Elektric Meditation“, im „Einraumhaus“ traten die „Unicorn Partisans“ auf. Und im „Wild West“ fand ein geselliger Barabend statt.
„Die AGM bedankt sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Jugendkulturzentrum forum, das auch als Mitveranstalter auftritt. Weiterer Dank gilt dem JUZ in Selbstverwaltung „Friedrich Dürr“, dem Kochkollektiv Le Sabot, dem Café Libertad Kollektiv, dem Einraumhaus, der Geschichtswerkstatt Altes Volksbad, dem Wild West, ebenso den Medienpartnern Bermuda Funk (Freies Radio Rhein-Neckar), Le Monde diplomatique, Contraste (Zeitung für Selbstorganisation) und Express (Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit). Unser Dank geht auch an unsere Genoss*innen der Zeitung Graswurzelrevolution (für eine gewaltfreie herrschaftslose Gesellschaft), die das Programm der Buchmesse veröffentlicht haben, und der GaiDao (Zeitschrift der Anarchistischen Föderation), die das ausführliche Programmheft der Buchmesse ein weiteres Mal als Sondernummer publiziert haben. Darüber hinaus bedanken wir uns bei den vielen ungenannten Helfer*innen, die die Anarchistische Buchmesse Mannheim unterstützt haben“, so das Pressereferat.
Die diesjährigen positiven Rückmeldungen des Publikums, der Verlage und Ausstellenden sowie der Referierenden motivieren die AGM, im Frühjahr 2021 die sechste Anarchistische Buchmesse Mannheim ein weiteres Mal zu veranstalten.
Pressekontakt: buchmesse@anarchie-mannheim.de
Ausstellung

„Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind.“
Gustav Landauer in Berlin 1889-1917
Ort: Rathaus Kreuzberg, Yorckstraße 4-11, 10965 Berlin, Foyer im 1. OG, barrierefrei.
Eröffnung: 27. März 2019 - 17 Uhr
Zeit: 28. März – 9. Mai 2019, Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr
Auf 24 Tafeln und in zahlreichen Veranstaltungen des Rahmenprogramms wird über Leben und Werk des anarchistischen Sozialisten Gustav Landauer (1870-1919) informiert. Die Ausstellung schlägt den Bogen von Landauers Herkunft aus Karlsruhe bis zu seiner Ermordung in München am 2. Mai 1919. Dabei liegt erstmals ein besonderer Fokus auf seinem langjährigen Wirken in Berlin. Sein Engagement für die Volksbühnenbewegung, Genossenschaften, freie Schulen, Siedlungsprojekte und vieles mehr wird ebenso thematisiert wie Nachwirkung und Aktualität seines Denkens. Die Ausstellung ist entstanden unter Mitwirkung namhafter Wissenschaftler*innen und Archive.
Führungen durch die Ausstellung
Montags: 1.4, 8.4., 29.4. und 6.5.
Mittwochs: 3.4., 10.4., 24.4.
Freitags: 5.4., 12.4., 26.4., 3.5.
Treffpunkt: jeweils um 17 Uhr in der Ausstellung.
Dauer: ca. 1,5 Stunden, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Führungen sind kostenlos, wir freuen uns über Spenden für die Finanzierung der Ausstellung und des geplanten Denkmals.
Weitere Infos: https://gustav-landauer.org/
Münchner Räterepublik und Gründung des Freistaats Bayern vor 100 Jahren
Vortrag von Fritz Letsch, Veranstaltung des Wandervereins Bakuninhütte
12. März 2019, Dienstag – 19 Uhr
Ratssaal des Marstalls
Schlossplatz 5, 98617 Meiningen
München, nicht Berlin war Schauplatz der ersten deutschen Revolution 1918. Die Wittelsbacher Dynastie, welche Bayern über 700 Jahre beherrscht hatte, wurde über Nacht gestürzt. Sieben Monate lang regierten danach Linke gestützt durch revolutionäre Arbeiter- und Soldatenräte in Bayern. Der sozialistische Ministerpräsident Kurt Eisner machte das Land zu dem, was es heute noch ist: ein Freistaat. Nach Eisners Ermordung folgte eine anarchistische und später eine kommunistische Räterepublik. Erst mit dem Einmarsch von Reichswehr und Freikorps scheiterte das Experiment, fast 1000 Tote gab es am Ende. In den Folgejahren wurden hier die Weichen für den Aufstieg des Nationalsozialismus gestellt. Zahlreiche Schriftsteller wohnten zu jener Zeit in München. Ernst Toller, Erich Mühsam und Gustav Landauer beteiligten sich aktiv an der Räte-Regierung, Oskar Maria Graf, Heinrich Mann, B. Traven und Ricarda Huch zählten sich zu den Sympathisanten.Wenn auch nur für kurze Zeit, spielten hierbei anarchistische Ideale doch eine bedeutungsvolle Rolle. Mit dem RAW-Arbeiter Otto Walz wurden solche Ideen auch im Meininger Arbeiterrat vertreten. Der Kreis zwischen den lokalen Ansätzen und überregional bedeutenden Anarchisten schließt sich mit Erich Mühsam, der 1930 mehrfach Meiningen und seine anarchosyndikalistischen Genossnen besuchte.
Ferner erklärt Organisator Christian Horn vom Wanderverein Bakuninhütte e. V., warum für die Veranstaltung speziell dieser Raum ausgewählt wurde: „Die Bayrische Räterepublik zeigt den Versuch eines demokratischen Modells, deswegen stellt der Ratssaal im Marstall, in welchem die Stadträte sonst tagen, einen passenden Ort für politische Erinnerungskultur dar.“
Der Gemeindepädagoge Fritz Letsch wird zunächst einen historischen Abriss geben. Anschließend geht es um die Aufarbeitung in der Stadt München hundert Jahre nach den Ereignissen. Letsch hat sich vor Ort aktiv ins Jubiläumsjahr mit der Revolutionswerkstatt eingebracht.
Die Veranstaltung wird gefördert durch das Bundesprogramm Demokratie leben! (BMFSFJ) sowie das Thüringer Landesprogramm „Denk bunt“ (TMBJS) und den Landkreis Schmalkalden-Meiningen und findet in Kooperation mit dem Meininger Bündnis für Demokratie und Toleranz statt.
Nachdem der Wanderverein Bakuninhütte mit der Kaffeefahrt „ 1918 - Demokratie Zweiter Versuch“ die lokale Geschichte in Bezug auf die Novemberrevolution und Folgejahre aufgearbeitet hat, geht es bei dieser Abendveranstaltung darum einen Vergleich zu einer anderen Region zu schaffen. Die Bayrische Räterepublik bietet sich hier gut an, nicht nur wegen der räumlichen Nähe, sondern ebenso als Prozess in einem damals stark ländlich geprägtem Raum. Auch in Sachsen-Meiningen gab es wie in Bayern das Phänomen der Bauernräte in der Novemberrevolution. Zugleich soll die Veranstaltung einen Überblick geben, wie lokale Geschichte aufgearbeitet werden kann. Ein Erfahrungsaustausch mit dem Referent bietet sich dabei an.
Relevant für die Entwicklung des Nationalsozialismus sind die Folgejahre nach der Gründung des Freistaats Bayern. Hier gibt es ebenfalls Parallelen mit dem Land Thüringen, in dem sich später frühzeitig rechtsextreme Kräfte etablieren konnten. Der Vortrag soll daher einen Blick zeigen auf die Gefahren für die Demokratie durch autoritäre Tendenzen. Ebenfalls das Scheitern der Räterepublik soll beleuchtet werden. Was bedeutete es für eine Gesellschaft, wenn die fortschrittlichen Kräfte geschwächt werden?
Stellungnahme des AKU (Arbeitskreis Umwelt) Wiesbaden zum Versuch der antideutschen Gruppierung OAT-Marburg unsere Kurdistan-Veranstaltung mit den Referenten Kerem Schamberger und Michael Meyen am 17.01. im Cafe Klatsch in Wiesbaden zu verhindern.
Der AKU tritt seit 40 Jahren mit aller Entschiedenheit jeglicher Form faschistischer, antisemitischer, rassistischer und sexistischer Propaganda entgegen und setzt sich für eine emanzipatorische und ökologische Umgestaltung der Gesellschaft ein.
Im Rahmen unserer Unterstützung der fortschrittlichen Bestrebungen in Rojava (syrisches Kurdistan), hatten AKU und Cafe Klatsch Kollektiv am 17.01, die Referenten Kerem Schamberger und Michael Meyen zu einer Lesung nach Wiesbaden eingeladen. Drei Stunden vor der Veranstaltung schickte die oben genannte Gruppierung ein email ans Cafe Klatsch in der sie behauptete einer der Referenten sei Teil der antiisraelischen BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestition, Sanktion) und Antisemit, weshalb die Veranstaltung abgesagt werden solle. Die Gruppierung hat dies schon öfter gemacht. In einigen Städten hat eine email mit dieser Beschuldigung ausgereicht und der Veranstaltungsraum war weg. So funktioniert Rufmord. Ein Raunen ins Netz stellen, den Stempel des “Guten” (Antifa) darunter, und schon zucken viele zurück. Lieber nicht mit diesen Leuten. Nicht einmal zu Kurdistan. Es wird schon irgendetwas dran sein.
Wir erklären dazu: Als AKU lehnen wir die BDS-Kampagne als zumindest in Teilen antisemitisch motiviert ab. Nicht jede*r daran Beteiligte ist jedoch gezwungenermaßen Antisemit*in. Unser Referent Kerem Schamberger ist nicht Teil oder Unterstützer der BDS-Kampagne. Auch er hält jedoch nicht alle daran Beteiligten für Antisemit*innen. Wir weisen in diesem Zusammenhang auch auf den öffentlichen Aufruf prominenter Kulturschaffender und Wissenschaftler*innen aus Israel hin, in welchem diese betonen, dass Kritik an israelischer Politik und Antisemitismus nicht das Gleiche sind: https://www.medico.de/17238/
Wir sind der Ansicht, dass sich viele Antideutsche - womit sie Antisemit*innen nicht unähnlich sind - oft nur noch innerhalb eines in sich geschlossenen, nicht hinterfragbaren Weltbildes bewegen. Kontroverse Diskussionen sind in beiden Milieus unerwünscht. Fatal ist, dass Antideutsche damit dem Kampf gegen Antisemitismus einen Bärendienst erweisen, da der Vorwurf des Antisemitismus inflationär auf alle ausgeweitet wird, die Kritik an israelischer Politik äußern.
Januar 2019, AKU Wiesbaden
PATRIARCHAT BESTREIKEN
– Gewerkschafter*innen für eine feministische Streikbewegung
Im Rahmen des „Internationalen Frauen*kampftags“ am 8. März fanden in den letzten Jahren zahlreiche Proteste, Demonstrationen, direkte Aktionen und Streiks statt. In mehr als 40 Ländern auf der ganzen Welt, unter anderem in Spanien, den USA, Südkorea, Italien, Polen und Argentinien, sind Frauen, inter, trans und nichtbinäre Menschen immer wieder auf die Straße gegangen. Sie protestierten gegen Gewalt und Unterdrückung, gegen Einschränkung ihrer reproduktiven Rechte und gegen herrschende Ungleichheiten und Diskriminierung in der Arbeitswelt. Obwohl im Zuge des Rechtsrucks feministische Bewegungen und ihre Errungenschaften bekämpft werden, schließen sich immer mehr Menschen diesen Protesten an. Im letzten Jahr haben sie ihren bisherigen Höhepunkt in Spanien erreicht, wo sich mehrere Millionen Menschen in zahlreichen Orten am Generalstreik beteiligten. Auch unsere Schwesterngewerkschaften aus Spanien (CNT) und Polen (IP) nahmen aktiv an den Frauen*streiks teil.
Als selbstorganisierte Basisgewerkschaft von Lohnabhängigen (also Arbeiter_innen, Angestellten, Gefangenen, Selbstständigen, Erwerbslosen, Hausfrauen*/-männer*, Rentner_innen, Schüler_innen, Studierende, ...) streben wir danach, unsere Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. Das schaffen wir durch gegenseitige Hilfe im Alltag und gewerkschaftliche Kämpfe. Wir streben danach, den Kapitalismus und das Patriarchat zu überwinden. Diese Kämpfe müssen ebenfalls gegen Rassismus und transnationale Ausbeutung gerichtet sein, da all diese Herrschaftsverhältnisse miteinander verwoben sind.
Unser Ziel ist die Befreiung von jeder Ausbeutung, Unterdrückung und Herrschaft. Streik, das Verweigern von (bezahlter oder unbezahlter) Arbeit, ist dabei unser wirksamstes Mittel. Nur durch kollektives Handeln können wir soziale Emanzipation und Selbstbestimmung erreichen.
Deshalb rufen wir alle zur Beteiligung an der weltweit wachsenden feministischen Streikbewegung auf. Gemeinsam mit unseren internationalen Schwesterngewerkschaften werden wir Solidarität zeigen mit allen Frauen* und von Sexismus Betroffenen weltweit. Wir wollen die alltäglichen Kämpfe unterstützen, egal ob zu Hause, im öffentlichen Raum oder am Arbeitsplatz. Organisieren wir uns gemeinsam für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen - für alle!
Feminismus in die Offensive - Wir fangen gerade erst an!
fem*fau -
feministische AG in der Freien Arbeiter*innen-Union (FAU)
femfau-kontakt@fau.org
* "Man wird nicht als Frau geboren, man wird es." Simone de Beauvoir
Mannheim: Solidarität nötiger denn je!
Verdachtsunabhängige Polizeikontrollen von Menschen nichtweißer Hautfarbe sind Alltag in Deutschland. Mischt man sich ein, droht unter Umständen Gefängnis.
Prozess am 21. Januar 2019 um 10.30 Uhr – Treffen vor dem Amtsgericht Schloss Westflügel, Bismarckstraße 14, Mannheim – Prozessbeginn 11 Uhr
S. ist eine politische Aktivistin: Unter anderem ist sie dreizehn Jahre in der Basisgewerkschaft FAU organisiert gewesen und zuletzt bei der Bewegung für den Hambacher Forst aktiv
Nachdem sie sich bei einer Personenkontrolle im Mai 2018 am Mannheimer Bahnhof eingemischt hat, droht ihr eine Gefängnisstrafe
Genaugenommen lautet die Anklage auf „Widerstand, tätlicher Angriff und Körperverletzung“ gegen Polizeibeamte, wobei sich S. alleine gegen die Beamten gewehrt haben soll, (insgesamt waren fünf im Einsatz), nachdem sie sich geweigert hatte, ihren Ausweis zu zeigen und auf die Wache mitzukommen. Zusätzlich läuft ein Zivilverfahren zweier Polizisten, um die Erstattung von Heilmitteln und zwei Tage Dienstausfall, die S. bezahlen soll.
S. allerdings musste nach dem Vorfall ärztlich behandelt werden, ihre Verletzungen beschreibt sie selber unten.
Wie aber kam es zu der Situation, die Anklage und Prozess nach sich zog?
Angeblich sollen sie ja die Ausnahme sein: Kontrollen, deren Anlass die "falsche", dunklere Hautfarbe sind (Racial Profiling). Das behauptet zumindest die Polizei und stützt sich dabei auf Statistiken. Doch Statistiken ohne Berücksichtigung der Vorfälle, die aufgrund der Angst der von Kontrollen Betroffenen gar nicht erfasst werden, und das sind ja die allermeisten, sind sinnlos.
Tatsächlich scheint es eben nicht die Ausnahme zu sein, dass bestimmte ethnische Zuordnung bei der Polizei als krimineller gilt als andere. Dazu kann man auch einfach Rassismus sagen. Denn wie die „Schweizer Allianz gegen Racial Profiling“ nach unzähligen Interviews festgestellt hat, handelt es sich eher um ein systematisches Problem innerhalb der Polizei, nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Staaten Europas.
So kam es im Mai 2018 am Mannheimer Hauptbahnhof dazu, dass S. auf den Weg zu ihrer Ausbildung 2 Menschen mit Migrationshintergrund stark abgeschirmt von 3 Polizisten vorfand. Sie hielt inne, sah, dass kein anderer von dem Geschehen Notiz nahm und entschied sich daher, der Personenkontrolle als Zeugin beizuwohnen. Nachdem diese Kontrolle stattgefunden hatte, wollten die Polzisten nun auch S. kontrollieren. Im Zuge dessen landete S. zunächst auf der Polizeiwache, dann im Krankenhaus und schließlich wurde der oben beschriebene Prozess gegen sie angestrengt.
S. beschrieb es so: „Die drei haben sich mir schnell zugewandt und mich aufgefordert, meinen Ausweis zu zeigen, worauf hin ich mich verweigerte. Nach mehrmaliger Aufforderung zogen sich alle drei gleichzeitig ihre Handschuhe an und näherten sich. Ich wurde auf den Boden gezwungen, währenddessen kam ein 4. Polizist hinzu. Dort legten sie mir Handschellen auf dem Rücken an und schliffen mich teils brutal zur Wache. Dort standen vier männliche und eine weibliche Polizistin zur Durchsuchung um mich herum. Ich wurde dieses mal mit dem kompletten Körpergewicht der vier männlichen Polizisten sehr schmerzhaft auf den Boden niedergedrückt. Sie haben mich dann gehen lassen, mich darauf hingewiesen, dass ich Post bekommen werde.
Daraufhin wurde ich später von einem Freund ins Krankenhaus gefahren. Ich wurde dort mehrfach geröntgt, Ultraschall untersucht und meine Verletzungen wurden aufgenommen. Ich konnte zehn Tage fast gar nicht laufen, hatte lila Prellungen und Quetschungen, konnte meinen Kopf nicht bewegen und hatte eine leichte Schädigung der Halswirbelsäule. Über drei Wochen lang hatte ich massive ganzkörperliche Schmerzen. Meine linke Schulter schmerzt bis heute (Anfang November 2018) täglich trotz Physiotherapien bis zur Hand runter, aber zum Glück nicht mehr ununterbrochen.“
Nun wird ja gerne mit dem Zeigefinger auf die Demokratiedefizite und fehlende Grundrechte in anderen Staaten gezeigt. Was aber, wenn hierzulande jemand Maßnahmen der Polizei kritisiert und eventuell ihren Forderungen nicht sofort Folge leistet, obwohl diese offensichtlich unbegründet und willkürlich erscheinen? Ist der Begriff dafür nicht „Zivilcourage“?
Es ist doch sonderbar: Zum einen wird eben jene „Zivilcourage“ von den Repräsentanten des Staates auf allen Ebenen gepriesen, so sagte einst Bundeskanzler Willy Brandt, (ausgerechnet nach ihm wurde der Bahnhofsvorplatz benannt, auf dem S. festgenommen wurde): „Wo die Zivilcourage keine Heimat hat, reicht die Freiheit nicht weit.“ Oder durch den Niedersächsischen Landespolizeipräsident Axel Brockmann, der sagt: „Zivilcourage ist elementar.“ Aber wenn solche Aussagen auch gegenüber Staatsgewalt ernst genommen und umgesetzt werden, dann langt der Staat mit voller Wucht gegen diejenigen zu und strengt Prozesse gegen sie an. Und es drohen nicht nur Geld und Gefängnisstrafen, sondern zumindest zeitweise auch Berufsverbote, etwa durch das Verbot staatliche Prüfungen zu absolvieren.
Menschen, die sich bei Kontrollen, die den Verdacht von Racial und Etnic Profiling erwecken, einmischen, müssen also unter Umständen mit staatlicher Repression rechnen.
Für S. ist es bereits der zweite Prozess, weil sie Zivilcourage gezeigt hat. Nach dem Niederreißen eines Transparents auf einer Nazikundgebung in Landau 2011 wurde sie anschließend in einem Prozess wegen Widerstands und versuchter schwerer Körperverletzung verurteilt. Letzterer Vorwurf kam allein dadurch zustande, dass S. damals schwere Stiefel trug, mit denen sie angeblich die Polizisten hätte verletzen können (was aber gar nicht der Fall gewesen war). Nun droht ihr als „Wiederholungstäterin“ eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren, angesichts der Tatsache, dass S. (außer dem Wegreißens eines Transparentes mit menschenverachtendem Inhalt) niemandem etwas getan hat, erscheint das völlig absurd. Tatsächlich sagt die Staatsgewalt in diesem neuen Mannheimer Prozess eigentlich: „Hinterfragt nichts, spurt gefälligst, sonst ergeht es euch schlecht!“
Genau deshalb ist Solidarität nötiger denn je, Solidarität mit jenen, die allein aufgrund ihrer Hautfarbe schikaniert werden und Solidarität mit S., die, weil sie einfach genau hinschauen wollte, damit so etwas nicht passiert, sich nun selber auf der Anklagebank befindet.
Unterstützerinnen und Unterstützer von S.
Für den Prozess gegen S. wird dringend Geld benötigt, bitte spendet an:
Schwarzkreuz Jena, IBAN: DE58 8306 5408 0004 9960 54 BIC: GENO DEF1 SLR, Verwendungszweck unbedingt angeben: Unterstützung für S.
Presseerklärung Mietshäusersyndikat Rhein-Main vom 7.1.2019 zu der Brandanschlagsserie auf selbstverwaltete Projekte im Rhein-Main-Gebiet
Der Täter des Brandanschlags in Hanau am 21. Dezember 2018 ist den Projekten des Mietshäuser Syndikats bekannt – Ermittlungsversäumnisse
bei Polizei und Staatsanwaltschaft in der Anschlagsserie gegen linke Projekte
Am 21. Dezember 2018 wurde ein Brandanschlag auf das autonome
Kulturzentrum Metzgerstraße verübt. Der Täter hielt sich zunächst etwa
eine Stunde im Zentrum auf und stellte sich einigen Gästen mit Namen
vor. In dieser Zeit verwickelte er andere Anwesende in Gespräche über
die vergangenen Brandstiftungen und eine für den nächsten Tag geplante
Demonstration in Frankfurt, die anlässlich der Anschläge stattfinden
sollte. Kurz vor Verlassen der Metzgerstraße legte er in einem
Nebenraum mit Spiritus ein Feuer und flüchtete. Das Feuer wurde
schnell bemerkt und gelöscht. Der Täter wurde wenige Minuten nach dem
Anschlag am Hanauer Freiheitsplatz von Besucher*innen der
Metzgerstraße gestellt und nachfolgend von der Polizei verhaftet. Es
handelt sich um den 46-jährigen Joachim S. aus Frankfurt.
Der Anschlag auf das Kulturzentrum Metzgerstraße war bereits der
neunte Brandanschlag auf linke, alternative Zentren und Wohnprojekte
seit September 2018 (siehe hierzu die nachfolgende
Chronologie). Von den Anschlägen betroffen waren unter anderem drei
Wohnprojekte aus dem Verbund des Mietshäuser Syndikats (MHS).
Joachim S. wurde schon am Folgetag, den 22. Dezember 2018, aus dem
Polizeigewahrsam entlassen. Zwar ist unstrittig, dass Joachim S. das
Feuer in der Metzgerstraße gelegt hat, jedoch erkannten Polizei und
Staatsanwaltschaft keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der
Anschlagsserie. Diese Erkenntnis ist nicht nachvollziehbar.
Tatsächlich ist Joachim S. den Projekten des MHS seit 2015 bekannt.
Von dieser Zeit an versuchte er Wohnprojekte des MHS existenziell zu
schädigen. Er denunzierte von 2015 bis 2017 dutzende MHS-Projekte
wegen Formfehlern bei den Behörden. Er durchforstete akribisch die öffentlich einsehbaren Bilanzen und Internetseiten der Projekte und
meldete kleinste Fehler – wie zum Beispiel fehlerhafte Impressen und
Disclaimer oder Rechen- und Übertragungsfehler in Bilanzen – den
Amtsgerichten oder der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Betroffen hiervon war 2015
unter anderem der Knotenpunkt in Schwalbach im Taunus, der von S. bei
der BaFin wegen eines Rechenfehlers gemeldet wurde – am 14. September
2018 brannte das Projekt infolge von Brandstiftung fast vollständig
aus. In einigen Fällen beschaffte er sich auch die Namen von
Gesellschafter*innen von Syndikatsprojekten – betroffen war auch das
Wohnprojekt Assenland in Frankfurt, bei dem am 13. November ein Feuer
gelegt wurde.
Darüber hinaus spähte S. mutmaßlich Wohnhäuser aus,
schaute sich Klingelschilder an und verfasste gefälschte Schreiben mit
haltlosen Unterlassungsgeboten. Ohne Zweifel pflegt S. eine Obsession
gegen Projekte des MHS. Vor diesem Hintergrund müssen wir davon
ausgehen, dass S. in die gesamte Anschlagsserie involviert ist.
Die Polizei hat seit dem Anschlag auf die Metzgerstraße zu keinem
einzigen betroffenen Projekt Kontakt aufgenommen oder nachgefragt, ob
Joachim S. bekannt ist. Und während die Hanauer Staatsanwaltschaft
sich weigerte, zwischen der Brandstiftung in der Metzgerstraße und den
anderen Anschlägen einen Zusammenhang zu erkennen und ernsthaft zu
ermitteln, mussten wir die Bezüge zwischen Joachim S. und dem MHS in
den letzten Wochen selbst recherchieren und zusammentragen.
Wir wissen nicht, ob Joachim S. in rechten Gruppen und Szenen
organisiert ist. Die Auswahl der angegriffenen Projekte spricht jedoch
eine eindeutige Sprache: Das Kulturzentrum Metzgerstraße, in dem
Joachim S. das Feuer legte, ebenso wie die Anschlagsziele Café ExZess,
das besetzte Haus »In der AU«, das Lila Luftschluss und die
betroffenen Syndikats-Projekte stehen für linke und alternative
Wohnformen und Lebensweisen. In der Anschlagsserie drückt sich die
Feindschaft und Bekämpfung eben jener linken Praxen aus. Einer
Entpolitisierung der Anschläge – die sich unter anderem auch in der
Weigerung der Ermittlungsbehörden ausdrückt, den Seriencharakter
anzuerkennen – widersprechen wir vehement.
Wir werfen Polizei und Staatsanwaltschaft eklatante
Ermittlungsversäumnisse vor, die sich nur schwerlich mit Pannen und
handwerklichen Fehlern erklären lassen. Polizei und Staatsanwaltschaft
müssen nun erklären:
-> Was lässt die Staatsanwaltschaft glauben, dass der Brandanschlag imKulturzentrum Metzgerstraße in keinem Zusammenhang mit den anderenAnschlägen steht?
-> Welche Ermittlungsschritte gegen Joachim S. hat die Polizeiunternommen?
-> Wieso hat die Polizei nach dem Anschlag auf die Metzgerstraße mitkeinem betroffenen Projekt Kontakt aufgenommen, um Informationen überJoachim S. zu erhalten?
-> Warum weigern sich Polizei und Staatsanwaltschaft immer noch, denpolitischen Hintergrund der Anschlagsserie anzuerkennen?
Wir stellen angesichts der (Nicht-)Ermittlungen fest, dass die Polizei
die Serie von Brandanschlägen auf linke und alternative Projekte
weiterhin bagatellisiert und uns als Betroffene nicht ernst nimmt. Es
wird ignoriert, dass bei einzelnen Anschlägen beträchtlicher Schaden
entstand, dass Menschen ihr Hab und Gut verloren und dass in mehreren
Fällen das Leben der in den Häusern befindlichen Personen erheblich
gefährdet war.
Obgleich wir wenig Vertrauen in die polizeiliche und staatsanwaltliche
Ermittlungsarbeit haben, haben wir unsere Erkenntnisse über Joachim S.
heute über unsere Anwältin den zuständigen Staatsanwaltschaften
zukommen lassen.
Abschließend möchten wir betonen: Wir lassen uns nicht einschüchtern.
Wir wehren uns auch zukünftig gegen verbale Hetze gegen linke Projekte
und Strukturen, die Personen wie Joachim S. die Stichworte für ihre
Taten liefert. Wir stellen uns gegen alte und neue Nazis und all ihre
bürgerlichen Unterstützer*innen, die den gesellschaftlichen Rechtsruck
vorantreiben – sei es in den kommunalen Parlamenten oder auf der
Straße. Wir helfen uns gegenseitig beim Wiederaufbau unserer Häuser
und Projekte sowie bei deren Schutz. Seit den Angriffen haben wir viel
Solidarität und Unterstützung erfahren, für die wir uns bedanken
wollen. Wir gehen gestärkt und mit neuen Freund*innen aus den
Angriffen hervor. Unser Zusammenhalt ist stärker als Hetze und Gewalt.
Pressekontakt: rhein-main@syndikat.org
*Chronologie der Anschlagserie*
14. September 2018, Schwalbach / Ts.
Ein Feuer, das auf dem Grundstück des MHS-Projekts »Knotenpunkt« gelegt wird, greift auf die Scheune und das Wohnhaus über. Die
Wohnräume im oberen Stock brennen völlig aus. Eine Person, die sich im
Haus aufhält, bemerkt das Feuer rechtzeitig und flüchtet ins Freie.
Der Sachschaden beträgt über 200.000 €.
13. November 2018, Frankfurt-Rödelheim
Im besetzten Haus »In der AU« wird ein Brand an der Rückwand eines
Schuppens entdeckt und gelöscht, bevor er übergreifen kann. 45 Minuten
später brennt beim MHS-Projekt Assenland ein Sichtschutzzaun. Da es
zuvor geregnet hat und der Zaun feucht ist, richtet das Feuer nur
geringen Schaden an und geht von alleine aus.
15. November 2018, Frankfurt-Rödelheim
Gegen 23 Uhr wird eine Hütte im Vorgarten der AU angezündet. Der Brand
wird sofort entdeckt und gelöscht. Am Tag danach werden Brandspuren am
Reifen eines in der Seitenstraße der AU stehenden Fahrzeuges entdeckt,
welches von den Täter*innen offensichtlich der AU zugeordnet wurde.
3. Dezember 2018, Hanau
Ein als Gartenlaube genutzter Bauwagen auf dem Gelände des
Wohnprojektes »Schwarze 79« wird in Brand gesetzt und schwer
beschädigt. Auch die »Schwarze 79« gehört dem MHS-Projektverbund an.
9. und 10. Dezember 2018, Frankfurt-Bockenheim
An zwei aufeinander folgenden Abenden werden Brände am »Café ExZess« gelegt, die jeweils von den anwesenden Besucher*innen gelöscht werden
können.
12. Dezember 2018, Frankfurt-Nordend
Beim feministischen Wohnprojekt »Lila Luftschloss« gerät
Isoliermaterial und Kunststoff in Brand. 20 Personen, die sich im Haus
befinden, werden von der Feuerwehr evakuiert. Auch hier bestätigt sich
Brandstiftung als Ursache.
21. Dezember 2018, Hanau
In den Räumen des autonomen Kulturzentrums »Metzgerstraße« wird ein
Feuer gelegt. Es kann schnell gelöscht werden. Der Täter flüchtet und
wird von Besucher*innen der »Metzgerstraße« verfolgt und gestellt.
Terminablage 2018
Gustav Landauer und Rudolf Rocker: Anarchisten gegen Nationalismus und Krieg
Samstag, 22. September 2018, in der Bürogemeinschaft, Walpodenstr. 10, Mainz
13.30 Uhr bis 16 Uhr: Gustav Landauers anarchistische Initiative zur Verhinderung bzw. Beendigung des 1. Weltkrieges
Mainz, Bürogemeinschaft, Walpodenstr. 10
Ab 1911 wurden die Anzeichen einer drohenden kriegerischen
Auseinandersetzung zwischen den europäischen Mächten deutlich. Gustav
Landauer versuchte, die Arbeiter aufzurütteln und zur Verweigerung der
Kriegsteilnahme durch Massenkündigungen zu bewegen. Der geplante "Freie
Arbeitertag" sollte als Organ der direkten Demokratie die Arbeiter und
ihre Interessen vertreten und so den Ausbruch des Krieges verhindern.
Der Vortrag stellt diese bislang kaum bekannte Initiative vor und
erläutert seine spätere Mitwirkung beim Bund neues Vaterland bzw. der
Zentralstelle Völkerrecht, die er mitbegründete. Die Initiative
Landauers wird im Kontext der anarchistischen Friedenspolitik dargestellt, die
seit der Kaiserzeit stets einen hohen Stellenwert hat.
16 bis 18 Uhr: Proletarischer Stadtrundgang. Rudolf Rocker in Mainz: Heimat eines Revolutionärs.
Führung von Emmelie Öden
Treffpunkt: Bürogemeinschaft, Walpodenstr. 10
Broschüre zum Rundgang: Emmelie Öden: Proletarisches Mainz. Der Rudolf Rocker-Stadtführer. Edition Syfo #8, Mainz 2017, 32 Seiten, 2,50€
Rudolf Rocker, der bedeutende Theoretiker und unermüdliche Praktiker des internationalen Anarcho-Syndikalismus, ist ein Sohn der Stadt Mainz. Aufgewachsen in einer Handwerkerfamilie wandte er sich früh der Sozialdemokratie zu. Durch die Bewegung der Unabhängigen gelangte er bald an anarchistische Ideen und gehört damit wohl zu den ersten Anarchisten in Mainz. Dieser Stadtführer zeigt in zehn Stationen Orte, die ihn beeinflussten und Wirkungsstätten seiner frühen Agitationsarbeit.
18-20 Uhr: Pause (mit gemeinsamem Essen)
20 Uhr: Mit Rudolf Rocker gegen völkisches Denken*
Mainz, Bürogemeinschaft, Walpodenstr. 10
Rudolf Rockers Hauptwerk ist wegen Urheberrechtsproblemen derzeit nur
eingeschränkt verfügbar. Daher soll hiermit eine Einführung in
"Nationalismus und Kultur" gegeben werden. Dieses Werk stellt bis heute
eine der besten Auseinandersetzungen mit der Geschichte und den
Strukturen der Ausgrenzungsstrategie des "völkischen Denkens" dar. Wir
erläutern auf dieser Basis die gedanklichen "Kurzschlüsse"
nationalistischer Argumentationen. Es geht uns darum, den
AfD-Argumentationen fundiert entgegen treten zu können.
Workshops der Gustav-Landauer-Denkmalinitiative in Kooperation mit DFG-VK Mainz, FAU Frankfurt, Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz

Jugendsommercamp Wildnis
Warum wir Wildnis und Natur brauchen ...
Sommer-Highlight der BUNDjugend – das zwölfte Eine-Erde-Camp für Teenager und Jugendliche
In der vierten Sommerferienwoche vom 17. bis 24. Juli findet das diesjährige, nunmehr zwölfte „Eine-Erde-Camp“ der BUNDjugend Hessen in der Burgruine Lißberg im Wetteraukreis statt. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 26 Jahren aus der gesamten Republik können teilnehmen.
Das Schwerpunktthema lautet dieses Jahr „Wildnis!“ und verspricht interessante Workshops: Brauchen wir etwas Wildnis? Steht die Digitalisierung dazu im Widerspruch? Können wir Wildnis nur noch in virtuellen Welten erleben? Wie wild wollen wir leben? Wie wild dürfen Pflanzen und Tiere leben? Wie schaffen wir Wildnisgebiete? Die Atmosphäre ist sehr harmonisch und die Teilnehmer begegnen sich mit Offenheit. Es wird zusammen gespielt, getanzt oder man tauscht sich einfach aus. Auch Teilnehmer, die alleine kommen, finden schnell Anschluss.
Das Eine-Erde-Camp hat schon viele begeistert und ist mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. vom Hessischen Jugendring und von der Initiative „Sei ein Futurist“. Acht Tage lang wird es ein Angebot von etwa 60 Workshops geben. Ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Kleinkunst und Lagerfeueratmosphäre, Camp-Tauschring und Experimentierfeldern für einen nachhaltigen Lebensstil bieten für jeden das passende Angebot. Ein Kleidertausch sowie ein Umsonstladen regen zu einem bewussten Umgang mit Ressourcen an - Modenschau inklusive.
Es gibt sowohl vielfältige Workshops, u.a. zu den Themen Ernährung, faire Textitlien, Filzen, LandArt, Poetry Slam, Fledermausbeobachtung, Aktionstraining, Kino, fairer Handel, Sternenwanderung, Naturerleben intensiv, Naturmeditation, Slackline, Yoga, Lagerfeuer, Jonglage, Improvisationstheater. Langeweile kommt garantiert nicht auf.
Das Zelt-Camp wird von einem 10köpfigen Team junger, engagierter Menschen geplant und durchgeführt. Die Kosten von 140 Euro beinhalten Unterbringung in Zelten (Sanitäre Anlagen sind ausreichend vorhanden), ökologisch-regional-saisonale Vollverpflegung (sehr leckeres vegetarisches und veganes Essen, bei dem noch keiner etwas vermisst hat) und das Programm. Ein Gebäude befindet sich ebenfalls auf dem Zeltplatz, sodass die Workshops und ein guter Schlaf bei ungünstigen Witterungsverhältnissen garantiert sind. Seen und Wälder sind fußläufig erreichbar.
Anmeldung und Infos unter www.erde-retten.de. BUNDjugend Hessen, Geleitsstraße 14, 60599 Frankfurt, Telefon 069-67737630 oder per email: bundjugend.hessen@bund.net.
Terminablage 2017
Kongress „Anarchistische Perspektiven (auf die Wissenschaft)“
vom 10. bis 12. November 2017 an der Universität Hamburg
Zum dritten Mal wird der Kongress Anarchistische Perspektiven (auf Wissenschaft) veranstaltet. Ziel des Kongresses ist es, zu erkunden, wie eine gleichberechtigte, sozial gerechte, dezentrale Gesellschaft ohne Hierarchien, (wirtschaftliche) Ausbeutung und Krieg möglich ist und welche praktischen Schritte hierfür nötig sind. Ohne fundierte theoretische Grundlagen können Wege dorthin kaum beschritten werden, zu groß wäre die Gefahr, in den heutigen gesellschaftlichen Widersprüchen stecken zu bleiben.
Wichtige Fragen, welche immer wieder die Diskussionen durchziehen, sind u.a. wieviel Struktur in einer Gesellschaft nötig und möglich ist, ohne dabei in Top-Down-Modelle zu verfallen, wie eine Wirtschaft jenseits des Kapitalismus organisiert werden kann und wie mensch informellen Hierarchien und Diskriminierungen, z.B. Sexismus und Rassismus, entgegentreten kann, so dass eine wirklich gleichberechtigte Gesellschaft entsteht.
Diese Fragen müssen immer wieder neu diskutiert werden, da u.a. die sich permanent verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen oder auch technische Entwicklungen nach neuen bzw. aktualisierten Antworten verlangen. Des Weiteren treten laufend neue theoretische und praktische Erkenntnisse hinzu, welche den Diskurs neu bestimmen.
Die verschiedensten wissenschaftlichen und praktischen Ansätze sollen präsentiert und diskutiert werden. Hierzu gibt es Vorträge und Workshops, Informations- und Buchstände werden präsent sein und es gibt auch Raum, um z. B. spontan Diskussionsrunden zu organisieren. Ergänzend wird es ein kulturelles Rahmenprogramm geben. Jede*r ist eingeladen, am Kongress teilzunehmen. Es bedarf keiner Anmeldung und die Teilnahme ist kostenlos.
Weitere Informationen unter: http://a-perspektiven.org
